Sogar mit der Luftpumpe: Justizpärchen soll hupenden Autofahrer vermöbelt haben
Dresden - Sie ist Amtsinspektorin am obersten Gericht in Sachsen, er Mitarbeiter beim Bundesamt für Justiz in Bonn. Nicht gerade "klassische Kandidaten" für eine Anklage. Und doch verhandelt das Amtsgericht Dresden derzeit gegen Anett (60) und ihren Gatten Jens H. (59) wegen Nötigung und gefährlicher Körperverletzung. Das radelnde Ehepaar hatte laut Staatsanwalt einen Cabrio-Fahrer vermöbelt.
Alles in Kürze
- Justizpärchen angeklagt wegen Nötigung und Körperverletzung
- Radfahrer-Angriff auf Cabrio-Fahrer in Dresden
- Anett und Jens H. sollen Autofahrer verprügelt haben
- Staatsanwalt schlägt Einstellung des Verfahrens vor
- Gegenleistung: Zahlung an gemeinnützigen Verein und Opfer

Im Juni 2023 radelten Anett und Jens die Struppener Straße entlang. Derart mittig, dass der nachfolgende Cabrio-Fahrer, Fahrlehrer Jochen W. (76), hupte. Dann wurde es rabiat: "Die Angeklagte stellte sich quer vor das Auto", so der Vorwurf laut Anklage: Der Ehemann prügelte auf Jochen ein, schlug per Luftpumpe zu, trat mit Klickschuhen gegen dessen Schienbein.
Dabei zerriss das Shirt des Fahrlehrers, dessen Uhr wurde beschädigt, die Beine bluteten. Derweil soll Anett mehrfach ihr Rad gegen die Waden des Autofahrers gestoßen haben.
Das hatte Folgen: Die Amtsinspektorin wurde kurzzeitig suspendiert, das Disziplinarverfahren läuft noch. Der Fall sollte bereits zweimal verhandelt werden.

Doch immer erklärten sich die Richter für befangen, gegen ihre eigene Kollegin zu verhandeln. Gestern begann der dritte Anlauf, das Verfahren durchzuziehen.
Jochen hätte ihm ständig auf den Helm geschlagen

Anett behauptete, der Autofahrer habe sie geprügelt. Jens erklärte, Jochen hätte ihm ständig auf den Helm geschlagen. Der Cabrio-Fahrer wiederum schilderte den Angriff, wie in der Anklage beschrieben.
"Das war wohl ein Vorfall, wo man die Nerven verloren hat. Aber man muss Frau H. das Leben auch nicht unnötig schwer machen", resümierte der Staatsanwalt.
Prompt riefen die anwesenden Juristen plötzlich die Einstellung des Verfahrens auf den Plan. Im Gegenzug soll Anett 500 Euro an einen gemeinnützigen Verein, Jens zusätzlich 1000 Euro ans Opfer zahlen.
Die Entscheidung fällt nächste Woche. Wäre dem so, könnte die Amtsinspektorin vermutlich schadlos ihr Disziplinarverfahren überstehen.
Titelfoto: Fotomontage: Peter Schulze//Privat