Block-Prozess: Anwalt der Unternehmerin fordert Aussetzung des Verfahrens
Hamburg - Mit neuen Entwicklungen wird am Mittwoch der Prozess wegen Kindesentführung gegen die Unternehmerin Christina Block (52) fortgesetzt. Für den 23. Verhandlungstag ist die Aussage von Astrid H. geplant. Die Ehefrau von Blocks Ex-Mann Stephan Hensel (51) spielte bereits mehrfach eine Rolle in der Hauptverhandlung und rückte immer wieder in den Fokus bisheriger Aussagen. TAG24 ist vor Ort und berichtet in einem Liveblog.
Update, 11.22 Uhr: Christina Block soll Goldbarren gezeigt haben
In den paar Tagen nach der Entführung bei ihrer Mutter in Hamburg habe Christina Block ihren Kindern Goldbarren gezeigt – das soll zumindest Theo gegenüber Have gesagt haben. "Ich weiß nicht genau warum, Christina meinte dann wohl, sie packe den wieder weg, nicht das es heiße, sie wolle die Kinder damit locken", so die Zeugin.
Klara habe zudem erzählt, dass niemand - weder ihre Mutter, noch das Jugendamt oder die Polizisten – sie mal gefragt habe, wie es ihr geht. So habe sie nicht gewusst, ob sie "irgendjemanden in dem Haus vertrauen kann". Cristina Block habe immer nur "Äpfel geschnitten und drum herum geredet".
Zudem habe die Unternehmerin stets Fotos von ihren Kindern machen wolle.
Update, 11 Uhr: "Können sie schießen?"
Jetzt fragt die Richterin nach Verletzungen der Kinder. Have erinnert sich an Klebeband-Resten an Klaras Händen und an ihre Schilderungen über Nackenschmerzen, weil ihr einer der Entführer "immer den Kopf heruntergedrückt hat". Einer der Männer sei auch "brutaler" als die anderen gewesen.
Wieder zurück in Dänemark seien vor allem die psychischen Auswirkungen deutlich geworden. "Die Kinder waren verändert", so die Zeugin. In den ersten Tage habe vor allem Klara sich immer absichern wollen, dass die Polizisten – die damals vor der Haustür der Familie stationiert waren – sie auch wirklich schützen können. "Wenn mehr Täter kommen als Polizisten da sind, können sie schießen?", soll Klara laut Have gefragt haben.
Keiner der Kinder wollte laut der Zeugin über Monate hinweg nicht mehr vor die Tür gehen, Theo habe über ein Jahr lang immer bei ihr und Hensel geschlafen, Klara stets im Zimmer ihrer großen Schwester. Zudem hätten alle abgenommen. Nicht nur Klara und Theo, sondern auch alle anderen Kinder (Have hat einen weiteren Sohn und ein gemeinsames Kind mit Hensel)
Die Familie sei kurz nach der Ankunft in Dänemark umgezogen, später folgten zwei weitere Umzüge aus Sicherheitsgründen. Erst im April/Mai sei langsam wieder der Alltag bei der Familie eingezogen. Allerdings unter Decknamen, unter denen die Kinder dann in dem neuen Ort auch eingeschult worden sind.
Update, 10.43 Uhr: Zeugin berichtet von den Schilderungen der Kinder
Die Zeugin erinnert sich noch an die Situation auf der Polizeiwache in Hamburg, als ihr, ihrem Mann und der ältesten Tochter von Hensel und Block, am 5. Januar 2024, Theo und Klara wieder übergeben wurden. Die beiden hätten geweint und seien ihnen "quasi in die Arme gesprungen".
Vor allem Klara habe sofort viel von der Entführung erzählt: von dem Marsch durch den Wald, der Fahrt in "einem Autocamper", dem Bauernhof und einer Frau mit einer Katze. Wieder in Dänemark hätten sie und Klara per Google Earth, einer Skizze und mithilfe der Information, dass der Hof auch Alpakas halte, diesen im Internet ausfindig gemacht.
Update, 10.29 Uhr: Die Zeugenvernehmung beginnt
Nach der doch deutlich längeren Pause verkündet die Richterin, dass Botts Antrag auf Aussetzung der Verhandlung zurückgestellt wird. Es beginnt die Zeugenvernehmung von Astrid Have.
Für alle Ereignisse vor dem 5. Januar 2024 macht die 39-Jährige von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und somit keine Angaben zur Silvesternacht 23/24.
Update, 9.55 Uhr: Staatsanwaltschaft wehrt sich
Die Staatsanwaltschaft wehrt sich gegen die Vorwürfe von Bott: David B. sei als Beschuldigter in einem anderen Verfahren und nicht als Zeuge befragt worden.
Und auch Nebenklagevertreter Philip von der Meden (41) sieht keinen Grund dafür, das Verfahren auszusetzen: "Ich habe den ersten Teil von Bs. Aussage gestern Abend vor dem zu Bett gehen gelesen. Ich denke für jeden Juristen mit zwei Staatsexamen ist es möglich, sich auf eine mögliche Zeugenvernehmung entsprechend vorzubereiten." Bott erwidert, dass dies natürlich für ihn möglich sei, nicht aber für seine Mandantin.
Das Gericht zieht sich für eine Beratung zurück. Es folgt eine zehnminütige Pause.
Update, 9.40 Uhr: Prozess beginnt
Wie so oft beginnt der Prozess verspätet. Direkt zu Beginn bittet Block-Anwalt Ingo Bott (42) die Richterin, ihm "dringend" das Wort zu erteilen. Der Verteidiger beantragt die Verhandlung für "mindestens drei Wochen" auszusetzen.
Grund ist die erst am Dienstag bekanntgegebene Vernehmung von David B. durch die Staatsanwaltschaft: Durch die Aussage des Israelis sei die Aktenlage um 329 Seiten erweitert worden. Diese seien für ein faires Verfahren für seine Mandantin "durch die Verteidigung zwingend einzusehen und auszuwerten", so Bott. Zudem sei die parallel zur Hauptverhandlung geführte Vernehmung von B. von der Staatsanwaltschaft "höchst rechtswidrig".
Update, 9.25 Uhr: Wieder mehr Interesse
Die jüngsten Entwicklungen scheinen das öffentliche Interesse wieder mehr zu wecken. Vor Gerichtssaal 237 versammelten sich im Vergleich zu den vorherigen Verhandlungsterminen deutlich mehr Zuschauende sowie Medienvertrende.
Update, 9 Uhr: So geht es am Mittwoch weiter
Der 23. Prozesstag im Block-Verfahren dürfte aus zwei Gründen besonders spannend werden. Zum einen ist für 9.30 Uhr die Ehefrau des Nebenklägers Stephan Hensel, Astrid Have, als Zeugin geladen. Drei der vier Bock-Kinder leben seit 2021 bei ihr und Hensel in Dänemark.
Zum anderen wird es interessant sein, wie das Gericht die neuen Entwicklungen rund um David B. bewertet. Der 68-Jährige, Chef des israelischen Unternehmens "Cyber Cupula", gilt als zentrale Figur im Block-Prozess. Er soll der Kopf hinter der Entführung der jüngsten Block-Kinder in der Silvesternacht 2023/2024 gewesen sein und wurde deshalb bislang mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Überraschend hatte sich B. nun über seinen Anwalt freiwillig bei der Hamburger Staatsanwaltschaft gemeldet und wurde dort bereits vernommen, wie Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens am Dienstag bestätigte.
Nach der Vernehmung wurde die internationale Fahndung nach dem 68-Jährigen aufgehoben. Das heißt: B. ist vorerst auf freiem Fuß. Sollte er jedoch Anzeichen zeigen, sich dem Verfahren zu entziehen, würde die Fahndung umgehend wieder aktiviert, so Sperling-Karstens.
Aus Rücksicht auf die Sicherheitslage des israelischen Zeugen David B. könne derzeit nicht abgesehen werden, ob und wann er geladen werde, erklärte Gerichtssprecherin Marayke Frantzen am Mittwochmorgen.
Update, 8.50 Uhr: Recap vom 22. Prozesstag
Am 22. Prozesstag hatte das Gericht Audioaufnahmen eines Alarmknopfs abgespielt, den der damals zehnjährige Sohn von Christina Block während seiner Entführung in der Silvesternacht 2023/2024 um den Hals trug.
Schreie, Wimmern, schweres Atmen und Männerstimmen waren zu hören, teils auf Englisch oder Deutsch mit Akzent. Die Angst der Kinder war deutlich im ganzen Saal spürbar.
Block reagierte sichtlich erschüttert, schlug die Hände vors Gesicht. Ihr Lebensgefährte, Ex-Sportmoderator Gerhard Delling (66), setzte sich zu ihr. Auch der Vater der Kinder, Nebenkläger Stephan Hensel (51), sowie der geständige israelische Angeklagte Tal S. zeigten sich betroffen. "Ich dachte, dass die Kinder sehr froh sein würden, dass wir sie zurückbringen, aber das war nicht der Fall", so der 36-Jährige.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa