Block-Prozess überraschend unterbrochen: "Mir wird schummrig vor Augen"

Hamburg - Tag fünf des Kindesentführungs-Prozesses gegen Christina Block (52) ist mit einer erschöpften Angeklagten geendet. Die Steakhouse-Erbin brach ihre Befragung vor dem Hamburger Landgericht vorzeitig ab. TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog.

Christina Block (52) sagte auch am fünften Prozesstag im Landgericht Hamburg rund um die Kindesentführung aus.
Christina Block (52) sagte auch am fünften Prozesstag im Landgericht Hamburg rund um die Kindesentführung aus.  © Marcus Brandt/dpa-Pool/dpa

Block ist angeklagt, eine israelische IT-Sicherheitsfirma mit der Entführung ihrer Kinder Theo und Klara beauftragt zu haben.

Die Kinder waren in der Silvesternacht 2023/24 in Dänemark entführt worden, wo sie seit 2021 bei ihrem Vater, Stephan Hensel (51), leben.

Die Unternehmerin bestreitet die Vorwürfe weiterhin und stellt sich seit Freitag den Fragen der Kammer, Staatsanwaltschaft und Nebenklage.

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Am Dienstag setzte sie ihre Aussage fort, berichtete erneut über die mutmaßlich verantwortlichen Mitglieder der Sicherheitsfirma, O. und B., die weiterhin flüchtig sind.

Die Firma war ursprünglich mit der IT-Sicherheit im familieneigenen Hotel Grand Elysée in Hamburg beauftragt worden.

Grundlegende Informationen zu dem Prozess sind in folgendem Artikel zu finden: "Christina Block vor Gericht: Darum geht's im Kindesentführungs-Prozess".

Update, 15.20 Uhr: Statement von Block-Anwalt Ingo Bott zum Prozesstag

"Es war ein sehr langer Verhandlungstag", so Bott, Anwalt von Block nach dem Prozesstag. "Meine Mandantin hat sich bis zur Erschöpfung allen Fragen gestellt. [...] Sie war wie eine Löwenmama, die sich gezeigt hat und die bereit war, die Gelegenheit zu nutzen, von ihren Kindern gehört zu werden."

Besonders hob er hervor, dass dabei viele Falschbehauptungen über seine Mandantin richtiggestellt worden seien: "Ich fand es sehr gut, dass die Unwahrheiten, vielleicht sogar die Lügen, die lange Zeit erzählt wurden über das, wie sich meine Mandantin verhalten haben soll, endlich durch sie aufgeklärt werden konnten."

Laut dem Anwalt habe gerade die Nebenklage mit ihren Fragen dazu beigetragen, diese Widersprüche sichtbar zu machen

Update, 15.15 Uhr: Rechtsanwalt von Stephan Hensel mit Statement über den Prozesstag

Philip von der Meden, Rechtsanwalt von Nebenkläger Hensel nach dem fünften Prozesstag: "Herr Hensel hat nicht versucht, die Kinder von der Mutter fernzuhalten, sondern das war das Ergebnis des Handelns der Mutter."

"Durch den ganzen Druck, der da aufgebaut wurde, durch den Versuch, über Sicherheitsleute vor Ort die Lage auszukundschaften, ist es am Ende eben so gewesen, dass die Kinder immer mehr Angst gehabt haben und niemand mehr gut miteinander in Kontakt kommen konnte", so von der Meden weiter.

Entscheidend seien seiner Meinung nach auch die dänischen Behörden: "Diese haben in aller Gründlichkeit immer wieder festgestellt, dass es einen konstanten Wunsch der Kinder gibt, beim Vater zu sein", so der Anwalt abschließend.

Update, 14.54 Uhr: Fünfter Prozesstag endet vorzeitig

Block geht mit Bott (2.v.r.) und Wlodarek (3.v.l.) sowie Delling (l.) nach dem Ende des Prozesses wegen mutmaßlicher Kindesentführung über einen Flur im Strafjustizgebäude.
Block geht mit Bott (2.v.r.) und Wlodarek (3.v.l.) sowie Delling (l.) nach dem Ende des Prozesses wegen mutmaßlicher Kindesentführung über einen Flur im Strafjustizgebäude.  © Marcus Brandt/dpa

Zuvor war es erneut zu hitzigen Wortgefechten zwischen Rechtsanwalt Bott und Nebenklagevertreterin von der Meden gekommen. Auch Hensel wurde von der Vorsitzenden ermahnt, der "Wir sind hier nicht auf dem Schulhof!" dazwischengerufen hatte.

Bott forderte einen schriftlichen Fragenkatalog von der Nebenklage. Die Richterin wies ihn jedoch unmissverständlich darauf hin, dass es sich um eine mündliche Verhandlung handle. Mit spürbarem Sarkasmus fragte sie schließlich: "Sollen wir eine Pause machen, damit Sie Ihre Angelegenheiten außerhalb des Gerichtssaals klären können?"

Kurz darauf unterbrach Block die Befragung – und damit auch die heutige Verhandlung – mit den Worten: "Mir ist heiß und mir wird schummrig vor Augen." Die weitere Befragung durch die Nebenklage wurde daraufhin auf den nächsten Verhandlungstag am 26. August vertagt.

Update, 14.46 Uhr: Hensel hat laut Block Mitschuld am Tod ihrer Mutter

Während der weiteren Befragung kamen die Beteiligten auch auf einen Besuch von Eugen Block und seiner Frau Christa (†82) am 7. Januar 2023 in Dänemark zu sprechen.

Die Eltern der 52-Jährigen wollten unbedingt ihre Enkelkinder sehen und haben daraufhin bei Hensel geklingelt, seien aber wie "ein Tropf Wasser" stehen gelassen worden.

"Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass das dazu beigetragen hat, dass meine Mutter im Juli danach gestorben ist. Sie war vollkommen am Ende", so die Unternehmerin überzeugt.

Die Nebenklage daraufhin: "Wollen Sie damit sagen, Herr Hensel trägt die Mitschuld an dem Tod Ihrer Mutter?". Die Unternehmerin beantwortete die Frage mit "Ja."

Update, 14.25 Uhr: Hensel kontaktierte jüngste Block-Tochter auf WhatsApp

Nun wurde bekannt: Stephan Hensel soll vor etwa drei Wochen Kontakt zur gemeinsamen jüngsten Tochter Greta aufgenommen haben.

Während ihrer Befragung schilderte die 52-jährige Unternehmerin, dass Tochter Klara Greta zunächst über neue Instagram- und Snapchat-Profile kontaktiert habe. Nur einen Tag später habe Hensel ihr eine WhatsApp-Nachricht geschickt: "Wir denken hier alle an dich!"

Am darauffolgenden Tag habe schließlich auch Johanna – die älteste Tochter von Hensel und Block – exakt dieselbe Nachricht übermittelt. Für Block ein klares Signal: "Das ist einfach nur perfide und bösartig." Mit eindringlichen Worten wandte sie sich direkt an ihren Ex-Mann: "Bitte hör auf, Greta da mit hineinzuziehen."

Im Verlauf ihrer Aussage sprach Block mehrfach von einer gezielten "Entfremdung" der Kinder durch den Vater. "Woher wissen Sie denn, dass Ihr Ex-Mann Ihre Kinder manipuliert?", fragte die Nebenklage. "Ein deutscher Sachverständiger stellte fest, dass Stephan die Mutter dämonisiert", entgegnete Block.

Sichtlich aufgewühlt bat sie daraufhin erneut um eine kurze Unterbrechung der Verhandlung.

Hensel (r.) und Anwalt Philip von der Meden (l.), Vertreter der Nebenklage, stehen im Gerichtssaal im Landgericht Hamburg.
Hensel (r.) und Anwalt Philip von der Meden (l.), Vertreter der Nebenklage, stehen im Gerichtssaal im Landgericht Hamburg.  © Marcus Brandt/dpa-Pool/dpa

Update, 14.17 Uhr: Hat Block nach der Entführung mit ihrem Vater gesprochen?

Erneut stellte die Nebenklage eine Frage und wollte wissen, ob Block nach der Entführung mit ihrem Vater Eugen Block über die Silvesternacht gesprochen hat.

"Ja, ich habe danach mit ihm geredet und er meinte sofort, es könnte nur einen geben, der dahintersteckt", so die 52-Jährige und soll damit Stephan Hensel gemeint haben.

Auf die Frage von der Meden, ob Block auch denke, dass ihr Ex-Mann für die Entführung verantwortlich sei, antwortete diese ausweichend: "Er ist der Einzige, der davon profitiert, dass ich meine Kinder nicht mehr sehen darf."

Update, 13.54 Uhr: Streit zwischen Bott und Hensel-Anwalt bricht aus

Bevor die Nebenklage mit ihren Fragen begann, bedankte sich die 52-Jährige für die Aufmerksamkeit und betonte, dass es vielleicht die letzte Gelegenheit für sie gewesen war, ihre Worte an ihre Kinder zu richten.

Denn wenn es nach ihrem Ex-Mann gehe, würden ihre Worte sowieso nicht an ihre Kinder transportiert werden, behauptete Block. Philip von der Meden, Rechtsanwalt von Nebenkläger Hensel, daraufhin: "Erste Frage, woher wissen Sie das, dass es (die Wörter) nicht transportiert wird?".

Es kam zu einem Streit zwischen Block-Anwalt Bott und Hensel-Anwalt von der Meden wegen der Überlegung, ob die gestellten Fragen sachlich seien. Die Situation spitzte sich weiter zu. Es kamen ständige Unterbrechung der Verteidigung, dass die Fragen von Herrn von der Meden keine Fragen seien.

Update: 13.44 Uhr: Auftraggeber für Entführung schon vor dem Prozess bekannt?

Die Staatsanwaltschaft ging nach der Pause nochmal auf eine Aussage von Herrn Kury ein, die er in einem Fernsehbeitrag getätigt haben soll.

Demnach habe der ehemalige Pflichtverteidiger behauptet, der Staatsanwaltschaft schon im Vorfeld des Prozesses den Auftraggeber der Entführung genannt zu haben.

Dem sei aber nicht so, so die Staatsanwältin, die von Block wissen wollte, ob sie wisse, wen Kury damit gemeint haben könne. Doch die Unternehmerin gab an, darüber keine Kenntnisse zu haben. Nur den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, dass sie ihre Mutter beschuldige, habe sie wahrgenommen. Dem sei aber definitiv nicht so, erklärte die Steakhouse-Erbin weiter.

Es folgten die Fragen aus der Nebenklage.

Block und Delling gehen nach einer Pause im Prozess wegen mutmaßlicher Kindesentführung über einen Flur im Strafjustizgebäude zurück zum Gerichtssaal.
Block und Delling gehen nach einer Pause im Prozess wegen mutmaßlicher Kindesentführung über einen Flur im Strafjustizgebäude zurück zum Gerichtssaal.  © Marcus Brandt/dpa

Update, 13.32 Uhr: Fünfter Prozesstag geht weiter

Nach einer längeren Mittagspause wird der Prozesstag fortgesetzt.

Es geht weiter mit der Befragung durch die Staatsanwaltschaft.

Update, 12.16 Uhr: Warum nahm Block Tochter Greta mit nach Süddeutschland?

Die Staatsanwaltschaft hinterfragt zudem, warum die Unternehmerin ihre jüngste Tochter Greta, die während der gesamten Zeit bei der 52-Jährigen gelebt hatte, mit nach Süddeutschland nahm, schließlich hätte auch Delling in dieser Zeit auf das Mädchen aufpassen können.

Sie habe O. gefragt, was sie mit Greta tun solle, worauf diese geantwortet habe: "Bring sie mit!" Doch bereits während der Fahrt nach Süddeutschland habe die Unternehmerin ihre Entscheidung immer wieder infrage gestellt.

Erst kurz vor der Ankunft am Bauernhaus habe sie sich schließlich an Greta gewandt und gesagt: "Es kann jetzt sein, dass du gleich deine Geschwister siehst". "In ihren Augen habe ich die Hoffnung gesehen", sagte Bock unter Tränen aus. "Es geht dabei ja nicht nur um mich, Theo und Klara, sondern auch um Greta, die ihre Geschwister auch nicht mehr sehen durfte", so die Steakhouse-Erbin.

Es folgt eine Pause bis 13.20 Uhr.

Block (2.v.r.) verlässt mit Bott (r.) und Wlodarek (2.v.l.) sowie Lebensgefährte Delling (l.) während einer Pause im Prozess wegen mutmaßlicher Kindesentführung das Strafjustizgebäude.
Block (2.v.r.) verlässt mit Bott (r.) und Wlodarek (2.v.l.) sowie Lebensgefährte Delling (l.) während einer Pause im Prozess wegen mutmaßlicher Kindesentführung das Strafjustizgebäude.  © Marcus Brandt/dpa

Update, 12.11 Uhr: Pin von Handy noch immer nicht bekannt

Die 52-Jährige habe den Ermittlungsbehörden sämtliche PIN-Codes ihrer elektronischen Geräte zur Verfügung gestellt – mit Ausnahme des PIN-Codes ihres damaligen Mobiltelefons, das sie am 1. Januar 2024 in Hamburg zurückgelassen hatte, als sie stattdessen ein Prepaid-Handy benutzte.

Trotz mehrfacher Nachfragen der Staatsanwaltschaft sei der PIN von ihrem damaligen Anwalt Otmar Kury (69) nicht übermittelt worden. Dieser habe die Anfrage jedoch nie an sie weitergeleitet, betonte Block.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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