Block-Prozess: "Habe noch nie mit einem Geheimagenten zu tun gehabt"
Hamburg - Der Prozess wegen Kindesentführung gegen die Unternehmerin Christina Block (52) wird am Donnerstag mit der Befragung von drei Zeugen vor dem Hamburger Landgericht fortgesetzt. Darunter zwei Mitarbeiter, die für die IT-Security im "Grand Elysée" zuständig sind. Beide könnten Auskunft darüber geben, ob sich die israelische Sicherheitsfirma "Cyber Cupula" wirklich mit der IT-Sicherheit des Hotels befasst hat. TAG24 ist vor Ort und berichtet in einem Liveblog.
Update, 12.20 Uhr: Mittagspause
Die Zeugenbefragung ist beendet. Es folgt eine Mittagspause bis 13.30 Uhr.
Update, 11.45 Uhr: "Ich habe definitiv mit ITlern am Tisch gesessen"
Der Zeuge betont, dass zumindest das Team von David B. "wusste, was sie tun": "Ich habe definitiv mit ITlern am Tisch gesessen!"
Und weiter: "Unangenehm fand ich, mit wie viel Druck sie gearbeitet haben. Sie haben immer auf den 15. Dezember hingewiesen". Einer der Gründe, weswegen er seinem Vorgesetzten davon abgeraten habe, mit der Firma zusammenzuarbeiten.
Ein weiterer sei gewesen, dass bei einem der Meetings Arbeitsergebnisse von Cyber Cupula die Kanzlei des mitangeklagten Dr. Andreas C. (63) betreffend, gezeigt worden sind, unter anderem Bilder der Büroräume. "Ich sollte diese nicht zu sehen bekommen. Das fand ich unseriös!", so der Zeuge.
Update, 11.29 Uhr: Zweite Zeugenbefragung beginnt
Jetzt beginnt die Befragung des zweiten Zeugen, Andre B. (44), IT-Abteilungsleiter der Block-Gruppe, der bei drei von vier Treffen mit "Cyber Cupula" anwesend war.
Bei dem ersten gemeinsamen Treffen habe David B. die Ergebnisse eines "externen Penetrationstest" vorgestellt, der von der "Familie Block in Auftrag gegeben wurde". Dabei seien Schwachstellen der Block-Gruppe aufgezeigt worden, die "keine Überraschung" für die IT-Abteilung gewesen seien.
Der Zeuge erinnert sich, dass der "Cyber Cupula"-Chef ein konkretes Datum für den vermeintlichen Angriff auf die Block-Gruppe durch Herr Hensel genannt: "Er meinte am 15. Dezember [2023] sei es so weit!" Warum genau dieses Datum hätter er aber nicht sagen.
"Wie fanden Sie das?", will die Richterin. "Ich fand das eigenartig", so der Zeuge. "Das war alles ein bisschen schwammig, erst zu sagen, man habe Beweise und sie dann nicht zeigen zu können. Gerade als wir die Freigabe von Frau Block hatten!"
Update, 11.18 Uhr: Frau Block lässt sich ein
Die Zeugenbefragung ist beendet. Nebenkläger Philip von der Meden (41) weist in einer Erklärung darauf hin, dass eine Strategie erkennbar sei, seinen Mandanten Stephan Hensel als "Angreifer" darzustellen.
Daraufhin lässt sich Frau Block erneut persönlich ein und meint, dass sie Cyber Cupula als "Hilfestellung unserer IT" gesehen hat und von keiner weiteren Rechnung an die Sicherheitsfirma außer derer über 12.000 Euro wisse. Zudem betont sie, dass ihr das von David B. vermittelte Gefahrenpotenzial ihren Ex-Mann betreffend, "absolut glaubhaft" und "überzeugend" vorkam.
Update. 11.06 Uhr: Zeuge hatte den Gedanken von Betrug
Die Richterin hat keine weiteren Fragen. Der Anwalt des Angeklagten Tal S., Dr. Sascha Böttner, fragt den Zeugen: "Was war ihr Eindruck von David B.? Haben Sie ihm geglaubt?"
Er habe Zweifel an dem Gefahrenpotenzial durch Herrn Hensel gehabt, so der 60-Jährige. "Mir war nicht klar, was dieser Mann – meines Wissens ein gelernter Bankkaufmann – als Einzelperson ohne Kenntnisse, Kontakte oder auch finanzielle Mittel veranstalten soll".
Böttner hakt weiter nach: "Sind Sie auf die Idee gekommen, dass hier ein Betrug vorliegen konnte?" "Der Gedanke kam mir als sie keine Beweise vorlegen konnte", so der Zeuge. Sein Verdacht habe er aber nicht konkret gegenüber seinen Vorgesetzten geäußert: "Ich wollte sie [Cyber Cupula] ja auch nicht diskreditieren".
Update, 10.45 Uhr: Cyber Cupula hatte ein Thema mit Frau Block
Beim letzten Treffen sei dann auch Frau Block anwesend gewesen, bei dem diese aber nur betont habe, dass sie dem IT-Leiter und seinem Abteilungsleiter, der bei den Gesprächen auch stets anwesend war, vertraue und "Cyber Cupula" mit ihnen über die IT-Struktur der Blockgruppe oder deren möglichen Schwachstellen reden dürfen.
Danach sei sie aufgestanden und gegangen. Die Aussage sei in dem Fall aber dennoch sehr wichtig gewesen, so G., da er und sein Team sich während der ganzen Zeit schon gefragt hätten, in wessen Auftrag die israelische Sicherheitsfirma eigentlich arbeitet und "welche Referenzen sie überhaupt haben".
"Aber ist Frau Block denn im operativen Geschäft tätig?", will die Richterin wissen. "Nein, aber sie interessiert sich für Themen, die geschäftskritisch für uns sein könnten und anscheinend hatten sie und Cyber Cupula schon vorher irgendein Thema bearbeitet". Was das gewesen ist, wisse er nicht.
"Cyber Cupula" war in seinen Augen was die IT-Themen angehe eine "austauschbare Firma wie viele". Einzigartig sei nur die Vorgehensweise gewesen, schon vor einem möglichen Cyber-Angriff "im Darknet oder ähnliches" nach externen Schwachstellen zu suchen.
Update, 10.25 Uhr: "Das war ungewöhnlich"
Die Vorstellungen seiner Dienstleistungen habe David B. aber sehr allgemein gehalten, weswegen noch weitere Treffen folgten. "Ungewöhnlich war, dass er neben IT-Themen auch über seine Verbindungen zu Strafverfolgungsbehörden und Bundesnachrichtendiensten gesprochen hat", so der IT-Leiter.
Bei dem zweiten Treffen im Oktober – einer Videokonferenz – habe B. zum Schluss von einem "Gefahrenpotenzial für die Block-Gruppe" gesprochen und "dass uns ein Angriff drohen würde". Was genau diese Gefahr sei, hätten sie zunächst nicht gesagt. "Sie waren zögerlich, wenn es um die Details ging", so der Zeuge. B. habe auch irgendwann gesagt, dass er für die Details zunächst die Freigabe von Frau Block brauche.
Erst bei zwei weiteren Treffen direkt im "Grand Elysée"-Hotel hätte B. erzählt, dass die Gefahr von Blocks Ex-Mann Stephen Hensel (51) ausgehe. Beweise oder weitere Informationen habe "Cyber Cupula" aber nie vorlegen können. Weswegen eine konkrete Zusammenarbeit nie zustande gekommen sei: "Wir haben nie ein Angebot eingeholt und auch keinen Auftrag erteilt!"
Demnach habe er auch nie eine Rechnung bekommen. In einem der Gespräche sei dann aber wohl von B. der Satz gefallen, dass sie eh bis Ende Februar (2024) bezahlt seien und mögliche IT-Leistungen "umsonst" seien.
Update, 10.17 Uhr: "Habe noch nie mit einem Geheimagenten zu tun gehabt"
Die Richterin fragt auch nach der israelischen Sicherheitsfirma "Cyber Cupula". Mit dieser habe der 60-Jährige auf Anregung seines Chefs – Zeuge Michael K. (50) – Ende 2023 zum ersten Mal Kontakt gehabt. K. habe ihm von "einem Gast im Hotel" erzählt, der "ziemlich gut sein soll" und man solle sich mit den "Fachleuten in Thema Sicherheit" einmal austauschen.
Mitte September habe dann das erste Treffen in den Räumen von K. stattgefunden. Bei diesem habe David B., Chef von "Cyber Cupula", sich erst einmal vorgestellt. "Sein Lebenslauf war schon beeindruckend", so der 60-Jährige. "Inwiefern?", will die Richterin wissen. "Naja, ich habe noch nie mit einem ehemaligen Geheimagenten zu tun gehabt".
Update, 10.07 Uhr: "Frau Block hatte das auf dem Zettel"
Das Thema IT-Security sei für die Block-Gruppe zum ersten Mal 2019 richtig relevant geworden. Damals war der Juwelier "Wempe" Opfer eines Cyber-Angriffs geworden und Block-Chef Eugen Block (85) habe laut der Aussage des IT-Leiters nachgehakt, ob der Block-Gruppe so etwas auch passieren kann.
"Ich habe auch gemerkt, dass das Thema auf dem Zettel von Frau Block stand, und sie sich auch dafür interessiert, wie wir da aufgestellt sind", so der 60-Jährige. Auf Anregung der Unternehmerin sei Cyber-Sicherheit dann auch Ende 2022 Thema im Aufsichtsrat gewesen. Unter anderem sei von dem IT-Leiter ein Security-Konzept vorgestellt worden.
Update, 9.55 Uhr: Prozess beginnt
Mit rund 20 Minuten Verspätung beginnt der 21. Prozesstag mit der Befragung des ersten Zeugen Patrick G. (60), IT-Leiter der Block-Gruppe.
Update, 9.46 Uhr: Prozessbeginn verzögert sich
Bereits seit 15 Minuten wartet das Gericht auf den in U-Haft sitzende Angeklagte Tal S., der 36-Jährige wird normalerweise ein paar Minuten nach Prozessbeginn von den Justizmitarbeitern in den Saal 237 geführt.
Nach Angaben seines Anwalts Dr. Sascha Böttner habe sein Mandant 40 Minuten warten müssen, bis er vorgeführt wurde.
Update, 9 Uhr: So geht es am Dienstag weiter
Wie das Gericht mitteilte, sind für den 21. Verhandlungstag insgesamt drei Zeugen geladen. Zunächst sollen um 9.30 Uhr und 11 Uhr zwei Mitarbeiter der Block-Unternehmensgruppe aussagen, die im Bereich IT-Security tätig sind.
Für den Nachmittag ist ab 13 Uhr ein Kriminalbeamter des Landeskriminalamts (LKA) geladen, der zum Beweisthema "Vorgehen bei einem Penetrationstest" – einem Sicherheitstest zur Überprüfung von IT-Systemen – befragt werden soll. Frau Block hatte zuvor erklärt, sie habe für diesen Auftrag die israelische Sicherheitsfirma engagiert. Laut Anklage soll die Unternehmerin "Cyber Cupula" mit der Entführung ihrer Kinder beauftragt haben.
Update, 8.50 Uhr: Recap von Donnerstag
Am 20. Prozesstag geriet die Unternehmerin zunehmend unter Druck. Zwei Zeugen aus der Block-Gruppe widersprachen am Mittwoch ihrer Darstellung, die israelische Sicherheitsfirma "Cyber Cupula" sei mit der IT-Sicherheit des Hotels "Grand Elysée" und nicht der Entführung ihrer Kinder beauftragt worden.
Zwar betonte die Steakhouse-Erbin weiterhin ihre Unschuld und warf ihrem Ex-Mann sowie dessen Anwälten Nötigung vor, doch die Aussagen der Zeugen Ex-CEO Stephan von B. (68) und Finanzchef Michael K. (50) widersprechen zentralen Punkten ihrer Darstellung.
Von B. (68) widersprach Blocks Aussage, wonach der Auftrag in einer Aufsichtsratssitzung Thema gewesen sei: "Daran kann ich mich definitiv nicht erinnern."
Auch Finanzchef Michael K. (50) konnte keine konkreten Angaben dazu machen, wer die israelische Firma beauftragt hat. Zwar räumte er ein, auf Anregung "aus der Richtung von Frau Block" Kontakt aufgenommen zu haben, betonte aber, die Zusammenarbeit habe sich nach mehreren Gesprächen "nicht bestätigt".
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa Pool/dpa