Versuchte Entführung vor Sportsbar: Kannte das Opfer die Täter?

Hamburg - Im Fall einer mutmaßlichen versuchten Entführung vor einer Sportsbar in Eidelstedt ist am Dienstag der Prozess gegen drei Angeklagte vor dem Hamburger Landgericht fortgesetzt worden. Eine Zeugin hat dabei neue Details zum Tatgeschehen enthüllt, die immer mehr auf ein Verbrechen in Zusammenhang mit Drogengeschäften hindeuten.

M. (33), J. (30) und K. (23) müssen sich in 16 Prozessterminen unter anderem wegen gemeinschaftlich versuchter Freiheitsberaubung und Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verantworten.
M. (33), J. (30) und K. (23) müssen sich in 16 Prozessterminen unter anderem wegen gemeinschaftlich versuchter Freiheitsberaubung und Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verantworten.  © Tag24/Madita Eggers

Nach Erkenntnissen der Polizei ist die Hamburger Bar schon öfter "im Spiel mit Betäubungsmitteln" gewesen, wie die Einsatzleiterin des Tatabends am Dienstag aussagte.

Zudem habe sie das Gefühl gehabt, dass alle anwesenden Zeugen die Hintergründe des "Überfalls" kannten, aber gegenüber der Polizei das Gegenteil behaupteten.

Der Geschädigte H. habe nach dem Vorfall zwar sehr verängstigt gewirkt und sich auch erstmal geweigert, die Bar wieder zu verlassen, ein Aufeinandertreffen mit den mutmaßlichen Täter an dem besagten Abend aber wohl erwartet.

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Zumindest ist auf einem Überwachungsvideo der Sportsbar zu erkennen, wie H. die Bar kurz nach 20 Uhr am 1. November 2023 verlässt und zunächst direkt auf das Auto der Täter zugeht. So, als wären sie verabredet gewesen.

Erst als zwei Männer – maskiert und bewaffnet – aus dem Auto aussteigen und auf ihn zulaufen, flüchtet er zurück in die Bar und hält die Tür von innen zu, woraufhin die beiden Täter ebenfalls die Flucht ergreifen. Zuvor hatte einer der Männer H. noch festgehalten, wobei dessen T-Shirt riss.

Die Fetzen fanden die Ermittler später vor der Tür der Bar. Gegenüber der Polizistin machte H. keine Angaben zu den Hintergründen der Tat. Er selbst wird erst im Mai im Prozess aussagen.

Fluchtauto stellt Verbindung zu einer in Drogengeschäfte verwickelten Familie her

Am 1. November 2023 sollen zwei der Angeklagten – mit einer Maschinenpistole mit 20 Schuss bewaffnet - versucht haben, vor der Sportsbar im Furtweg den Geschädigten H. zu entführen, während der dritte Angeklagte im Fluchtauto gewartet haben soll.
Am 1. November 2023 sollen zwei der Angeklagten – mit einer Maschinenpistole mit 20 Schuss bewaffnet - versucht haben, vor der Sportsbar im Furtweg den Geschädigten H. zu entführen, während der dritte Angeklagte im Fluchtauto gewartet haben soll.  © Blaulicht-News.de

Wie die Einsatzleiterin ebenfalls am Dienstag aussagte, war das Fluchtauto der Täter – ein weißer Toyota – von einer Familie angemietet worden, die ebenfalls im Hamburger Drogengeschäft aktiv sein soll. Von den drei Angeklagten gehört allerdings keiner zu der polizeibekannten Familie.

Ebenso habe eine Nachprüfung ergeben, dass keines der Familienmitglieder für die Tat vor der Sportsbar infrage kommt.

Tatsache ist jedoch, dass alle drei Angeklagten bereits zuvor in verschiedene Drogendelikte verwickelt waren, wobei einer der Angeklagte mutmaßlich Mitglied einer international agierenden Drogenbande war, die auch die Entführung von H. in Auftrag gegeben haben soll.

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Nach ersten Erkenntnissen soll H. Streit mit den Hinterleuten der Bande gehabt haben. Inwiefern und ob überhaupt muss der Prozess klären. Die Angeklagten betonten am Dienstag noch einmal, dass sie weder zur Sache noch zur Person aussagen werden.

Titelfoto: Tag24/Madita Eggers

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