"Missbrauch von Titeln": Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Block-Anwalt
Hamburg - Gegen Anwalt Ingo Bott (42), der aktuell Unternehmerin Christina Block (52) im Prozess wegen Kindesentführung verteidigt, ist ein Ermittlungsverfahren wegen des "Missbrauchs von Titeln" eingeleitet worden, wie die Staatsanwaltschaft Hamburg am Donnerstag gegenüber TAG24 mitteilte.
Alles in Kürze
- Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Anwalt Ingo Bott.
- Bott wird des Missbrauchs von Titeln verdächtigt.
- Professor Holm Putzke hatte Botts Titelführung kritisiert.
- Bott hat seine Homepage überarbeitet, nachdem Vorwürfe bekannt wurden.
- Ermittlungen prüfen, ob Bott akademische Grade unbefugt führte.

Hintergrund ist ein öffentlicher Facebook-Beitrag von Prof. Dr. Holm Putzke, Professor für Strafrecht an der Universität Passau, zur Titelführung des Strafverteidigers vom 19. August 2025.
Putzke betont darin: "Zur laufenden Verteidigung äußere ich mich hier nicht." Jedoch sei er "mehrfach […] gefragt" worden, wie es sich mit den akademischen Bezeichnungen verhalte, die Bott verwende.
Er verweist auf die Darstellung auf Botts Homepage, wo zunächst "Prof. Dr. Dr. Ingo Bott" erscheine. Erst durch Klicken auf den Namen gelange man zu einer Unterseite, auf der "Prof. h.c. Dr. Dr. h.c.* Ingo Bott**" stehe.
Die Sternchen werden unten erläutert mit "* Universidad Tecnológica del Perú" und "** Universidad Nacional de Piura, Perú". Putzkes dazu: "Der Professor ist ein Ehrentitel aus Peru, ebenso der Ehrentitel Dr. h.c.".
Er stellt klar, dass Bott "ohne Zusatz […] allein den Doktorgrad führen" dürfe, der ihm "von der Juristischen Fakultät der Universität Passau verliehen wurde".
Nach dem Hochschulrecht von Nordrhein-Westfalen müssten bei Ehrentiteln aus Drittstaaten stets "Institution und Land genannt werden". Sternchenhinweise genügten dafür "streng genommen kaum". Er kommt zu folgendem rechtlichen Schluss: "Die prominente Darstellung 'Prof. Dr. Dr. Ingo Bott' ist eindeutig unzulässig."
Abschließend warnt Putzke: "Wer akademische Grade oder Titel unbefugt führt, riskiert ein Strafverfahren."
Professor Holm Putzke: "Ich kann Hochstapler nicht ausstehen"

Tatsächlich hat die Staatsanwaltschaft Hamburg nach einer abgeschlossenen Vorprüfung ein Ermittlungsverfahren wegen "des Missbrauchs von Titeln" gegen Ingo Bott eingeleitet, wie Oberstaatsanwältin Melina Traumann auf TAG24-Nachfrage mitteilte.
"Es liegen [...] konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass er sich auf der Website der von ihm geführten Rechtsanwaltskanzlei bis zum 19.08.2025 als 'Prof. Dr. Dr.' bezeichnete, obwohl ihm die akademischen Titel 'Professor' und (in einem Fall) 'Doktor' nur ehrenhalber (h.c. = honoris causa) von zwei Universitäten in Peru verliehen worden sein sollen", so Traumann.
"Ob die teils unklare Verwendung von Titeln auch in weiteren Fällen unbefugt im Sinne des § 132a StGB gewesen sein könnte, wird Gegenstand der Ermittlungen sein. Es gilt die Unschuldsvermutung."
Vor Einleitung des Verfahrens hatte Bott bereits öffentlich auf seiner Webseite Stellung bezogen und Teile der Online-Präsenz seiner Kanzlei überarbeitet. Einige Unterseiten wurden bereinigt, auf anderen sind die peruanischen Ehrentitel jedoch weiterhin zu finden. "Die Veränderung der Homepage erfolgte allein, um weiteren Debatten solcher Art den Wind aus den Segeln zu nehmen", betonte Bott.
Die Titel seien "allgemein bekannt" und hätten "Anerkennung und auch Interesse" hervorgerufen. Bott stellt klar: "Bis meinem aktuell medienträchtigen Verfahren in Hamburg und Herrn Professor Putzke hat sich niemand daran gestört."
Zu den Vorwürfen von Professor Holm Putzke erklärte der 42-Jährige, er kenne ihn nicht persönlich, habe ihm aber ein Gespräch angeboten, das dieser abgelehnt habe. Bott betonte, es sei für ihn "in Ordnung", wenn jemand versuche, "einen kleinen Teil der öffentlichen Aufmerksamkeit abzubekommen", die derzeit dem Block-Prozess gelte.
Daraufhin meldete sich auch Putzke am Mittwochabend erneut auf Facebook zu Wort: "Ich danke für das Verständnis und stelle ganz allgemein ergänzend klar: Ich kann Hochstapler nicht ausstehen."
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa