Schüsse auf Rockerboss auf St. Pauli - Mutter und Schwester des Täters angeklagt

Hamburg - Bald sechs Jahre nach den Schüssen auf einen Rockerboss auf St. Pauli soll der versuchte Mord erneut das Landgericht Hamburg beschäftigen.

Polizisten stehen neben einem Auto auf dem Millerntorplatz an der Reeperbahn, nachdem Schüsse gefallen waren.
Polizisten stehen neben einem Auto auf dem Millerntorplatz an der Reeperbahn, nachdem Schüsse gefallen waren.  © Mücahid Güler/dpa

Zwei Frauen sind wegen Beihilfe angeklagt und sollen sich ab dem 9. April vor einem Schwurgericht verantworten, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mitteilte.

Die 56-jährige Afghanin und die 36 Jahre alte Deutsch-Afghanin sind die Mutter und Schwester des rechtskräftig verurteilten Haupttäters. Sie waren am 12. September vergangenen Jahres im Stadtteil Jenfeld verhaftet worden. Die Haftbefehle seien von dem zuständigen Schwurgericht im Dezember unter Auflagen außer Vollzug gesetzt worden, hieß es.

In der Nacht zum 27. August 2018 hatte ein Auto an einer Ampel am Millerntorplatz neben dem Bentley des Rockers gehalten. Der Beifahrer des Autos gab mehrere Schüsse ab, die den damals 38 Jahre alten Hells Angel lebensgefährlich verletzten. Er ist seitdem querschnittsgelähmt.

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Die Tat hatte ein heute 33-Jähriger aus dem Gefängnis heraus in Auftrag gegeben. Er wurde am 23. April 2020 zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Freundin (29) hatte bereits am 3. Juni 2019 eine Haftstrafe von zwölfeinhalb Jahren bekommen, weil sie das Auto mit dem Schützen gefahren hatte. Dieser und der deutsch-afghanische Vater des Auftraggebers der Tat wurden ebenfalls verurteilt. Der damals 73 Jahre alte Vater erhielt neuneinhalb Jahre Haft, der 27 Jahre alte Schütze sechs Jahre und neun Monate.

Der Bulgare wurde zudem in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen. Die Urteile sind alle rechtskräftig.

Vorsitzende Richterin: "Es handelt sich um einen feigen Racheakt"

Die Anklage gegen die beiden Frauen lautet auf Beihilfe zum versuchten Mord und zur gefährlichen Körperverletzung.
Die Anklage gegen die beiden Frauen lautet auf Beihilfe zum versuchten Mord und zur gefährlichen Körperverletzung.  © Christian Charisius/dpa

"Es handelt sich um einen feigen Racheakt basierend auf kulturell geprägten und übersteigerten Ehrvorstellungen", hatte die Vorsitzende Richterin bei der Urteilsverkündung am 23. April 2020 gesagt. Der 33-Jährige gehörte zu den Anfang 2016 aufgelösten Mongols, einer mit den Hells Angels verfeindeten Rockergruppe.

2016 waren der 33-Jährige und seine Freundin durch nächtliche Schüsse auf ein Haus im Stadtteil Schnelsen schwer verletzt worden. Als er den Racheauftrag erteilte, saß er wegen Waffen- und Drogendelikten im Gefängnis. Wer die Schüsse in der Nacht zum 16. Juni 2016 abgab, ist bis heute nicht geklärt. Die Ermittlungen dauern an, wie es von der Staatsanwaltschaft hieß.

Die Anklage gegen die beiden Frauen lautet auf Beihilfe zum versuchten Mord und zur gefährlichen Körperverletzung. Die Strafkammer hat nach Angaben der Gerichtspressestelle zunächst elf Verhandlungstermine angesetzt.

Titelfoto: Mücahid Güler/dpa

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