Mit Vollgas auf Polizisten zugefahren: Wollte der Angeklagte die Beamten wirklich töten?

Kassel - Der 34-Jährige soll während einer Verkehrskontrolle auf zwei Polizisten zugefahren sein und den Tod einer Beamtin billigend in Kauf genommen haben, um damit mutmaßlich zuvor begangene Straftaten zu verdecken.

Die beiden Polizisten hatte sich gerade noch durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen können. (Symbolbild)
Die beiden Polizisten hatte sich gerade noch durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen können. (Symbolbild)  © Arne Dedert/dpa

Vor dem Landgericht Kassel hat am Donnerstag der Prozess gegen den Mann aus Göttingen begonnen. Die Anklage wirft dem Mann versuchten Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr vor.

Laut Anklage soll der 34-Jährige im Juli 2020 auf der A7 bei Hann. Münden (Landkreis Göttingen) unter anderem mehrere Autos rechts überholt und so unvermittelt wieder vor ihnen eingeschert sein, dass die Fahrer nur durch starkes Abbremsen einen Zusammenstoß verhindern konnten.

Im Zuge der eingeleiteten Fahndung wurde der Angeklagte im Stadtgebiet Kassel von einer Polizeistreife angehalten. Als die Beamtin und der Beamte auf den Wagen zugingen, soll der Fahrer stark beschleunigt haben und auf sie zugefahren sein.

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Die zwei Polizisten hätten sich nur durch einen Satz zur Seite in Sicherheit bringen können. Ein Beamter soll vom Außenspiegel am Ellenbogen getroffen worden sein und eine Prellung erlitten haben.

Zeugin: "Wenn ich nicht zur Seite gesprungen wäre, hätte er mich umgefahren"

Ende Juni soll vor dem Landgericht Kassel das Urteil gesprochen werden.
Ende Juni soll vor dem Landgericht Kassel das Urteil gesprochen werden.  © Uwe Zucchi/Picture Alliance/dpa

Laut Anklage stand die zweite Polizeibeamtin frontal vor dem Fahrzeug und rettete sich durch einen Sprung zur Seite. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 34-Jährigen vor, ihren Tod billigend in Kauf genommen zu haben, um zu verdecken, dass er unter Alkoholeinfluss und ohne Führerschein gefahren sei.

"Wenn ich nicht zur Seite gesprungen wäre, hätte er mich umgefahren", sagte die Zeugin zum Prozessauftakt. Der Angeklagte habe mehrfach mit dem Gas gespielt und dann Vollgas gegeben.

Der Beschuldigte floh vom Tatort. Bevor er schließlich etwa eineinhalb Stunden später festgenommen werden konnte, soll er sich einer weiteren Kontrolle entzogen haben, indem er seinen Wagen in einer Tempo-80-Zone auf bis zu 150 km/h beschleunigte.

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In einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung bedauerte der 34-Jährige die Ereignisse. Der Mann räumte ein, stark betrunken gewesen zu sein und den Verkehr gefährdet zu haben. "Es war mir klar, dass ich nicht fahren durfte."

Der Staatsanwaltschaft zufolge ergab ein Blutalkoholtest einen Wert von bis zu 2,3 Promille. Zudem hatte er keinen Führerschein mehr, dieser war ihm schon früher entzogen worden.

Angeklagter bestreitet die Absicht, jemanden töten zu wollen

Er habe aber nie die Absicht gehabt, jemandem zu schaden, geschweige denn, jemanden zu töten, beteuerte der Angeklagte. Er habe nur weggewollt und sei sich sicher gewesen, die Polizisten würden den Weg freigeben. "Deshalb habe ich ja auch den Motor hochgefahren", ließ er erklären.

Die Verletzung des Beamten bedaure er sehr. "Das war nicht beabsichtigt." Er sei vor der Tat bereits zwei Mal in Haft gewesen. Das habe ihn völlig aus der Bahn geworfen. Er habe Drogen und Alkohol konsumiert. "Ich hatte mein Leben nicht mehr unter Kontrolle." Inzwischen nehme er keine Drogen mehr und habe auch seine Alkoholsucht überwunden.

Für den Prozess sind bis Ende Juni fünf weitere Verhandlungstage angesetzt.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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