Voll schuldfähig! Rosental-Vergewaltiger zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt

Leipzig - Mehr als acht Jahre nach seinem letzten bekannt gewordenen Übergriff ist in Leipzig ein Serienvergewaltiger zu elf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Manager hatte unter anderem im Rosental ältere Joggerinnen überfallen und dabei auch schwer verletzt.

Wurde in einem überwiegend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführten Prozess zu elf Jahren Gefängnis verurteilt: Serien-Vergewaltiger Marcus L. (33)
Wurde in einem überwiegend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführten Prozess zu elf Jahren Gefängnis verurteilt: Serien-Vergewaltiger Marcus L. (33)  © Ralf Seegers

Mit versteinertem Blick hörte Marcus L. (33) der Vorsitzenden Richterin Katrin Seidel beim Verlesen des Urteils zu. Er habe mit seinen Taten eine ganze Stadt in Aufruhr versetzt und viele Menschen ins Unglück gestürzt, beschrieb die Juristin das, was sich in den Jahren 2016 und 2017 in Leipzig zutrug.

Es begann im April 2016. Am Cospudener See wurde morgens eine Nacktbaderin (38) überfallen und sexuell missbraucht. Im März 2017 schlug dann ein damals Unbekannter eine 59-Jährige in Eutritzsch brutal zu Boden, riss ihr Hose und Slip herunter. Fünf Monate später wurden gleich zwei Frauen (43, 82) an einem Morgen Opfer von Sex-Überfällen im Leipziger Rosental.

Zwei Wochen später die wohl brutalste Tat: An der Hundewiese im Rosental wurde eine Joggerin (69) von hinten zu Boden gerissen. Der Täter schlug ihr das Gesicht ein und vergewaltigte die Frau, die gerade eine Krebserkrankung überstanden hatte, wortlos. Das durch mehrere Schädelbrüche lebensgefährlich verletzte Opfer ließ er blutend liegen und rannte davon.

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Die Vergewaltigungs-Serie löste in Leipzig eine riesige Sicherheitsdebatte aus. Die Polizei bestreifte fortan Parkanlagen. Zudem forderte die Behörde Frauen auf, nur noch in Gruppen zu joggen oder spazieren zu gehen.

Psychiater: "Er tat dies, weil er es tun wollte"

Nach den Sex-Überfällen patrouillierten Polizisten wochenlang durchs Rosental. Frauen wurden damals aufgefordert, hier nicht allein zu joggen.
Nach den Sex-Überfällen patrouillierten Polizisten wochenlang durchs Rosental. Frauen wurden damals aufgefordert, hier nicht allein zu joggen.  © Alexander Bischoff

Für all die Taten wurde Marcus L. nun unter anderem wegen besonders schwerer Vergewaltigung, schwerer sexueller Nötigung und gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Er hatte die Anklagevorwürfe überwiegend gestanden. Mit der Verhängung einer elfjährigen Freiheitsstrafe übernahm die 6. Strafkammer die Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte auf acht Jahre und neun Monate plädiert.

Der größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführte Prozess legte ein unglaubliches Doppelleben offen, das der Wirtschaftsfachwirt führte. Im Beruf erst als Leitstand-Schichtleiter im BMW-Werk und später als "Operations-Manager" bei DHL erfolgreich, suchte der Familienvater in seiner Freizeit den sexuellen Kick in brutalen Übergriffen.

"Er tat dies, weil er es tun wollte", hatte der Gerichts-Psychiater laut Urteil im Prozess ausgeführt und damit eine vom Angeklagten angestrebte Feststellung der verminderten Schuldfähigkeit aufgrund seines Alkohol- und Tablettenkonsums ausgeschlossen.

Titelfoto: Montage: Alexander Bischoff + Ralf Seegers

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