Prozess gegen Attentäter von Magdeburg: Drogentest nach Amokfahrt positiv

Magdeburg - Der vierte Verhandlungstag zum Attentat auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt ist vorbei. Im Mittelpunkt standen zehn Zeugen der Polizei, die ihren Dienst am Abend des Tattags und ihre Eindrücke zum Attentäter Taleb A. (51) schildern sollten. Dabei kam heraus, dass der Angeklagte offenbar von einem der Beamten geschlagen worden sein soll.

TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog direkt aus dem Gerichtsgebäude.

Attentäter Taleb A. (51) wurde am Morgen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in das Gerichtsgebäude gebracht.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

15.36 Uhr: Drogentest nach Amokfahrt positiv

Die Anhörungen der letzten Polizisten als Zeugen sind vorbei.

Sie bestätigen, dass Taleb A. sowohl mit und ohne Kleidung fotografiert und auf Verletzungen untersucht worden ist.

Ein Drogentest hatte damals positiv auf Benzodiazepine reagiert, was jedoch auch nach Einnahme von Medikamenten auftreten könne. Ein durchgeführter Alkoholtest verlief negativ.

Nach organisatorischen Klärungen zwischen dem Vorsitzenden und den Anwälten sowie ein paar Fragen an den Angeklagten, erklärt der Richter die heutige Sitzung für beendet.

Am Mittwoch geht es weiter. Dann soll der damalige ärztliche Leiter der Arbeitsstätte von Taleb A. sowie vier seiner Kollegen angehört werden.

Richter Dirk Sternberg hatte heute zehn Polizisten als Zeugen geladen.  © Heiko Rebsch/dpa

14.19 Uhr: Übernahme durch höhere Instanz bereitet Attentäter Freude

Die letzten Polizisten werden als Zeugen angehört. Ein Polizeivollzugsbeamter (28) aus Magdeburg berichtet, dass Taleb A. bei einem Verhör plötzlich voller Freude war.

Als der Attentäter wenige Stunden nach seiner Tat von den Polizisten hörte, dass sich inzwischen das Landeskriminalamt eingeschaltet hatte, habe sich die Stimmung von Taleb A. plötzlich geändert.

"Ahja, Staatsschutz", soll der Angeklagte damals freudig gerufen haben, weil sein Attentat inzwischen von einer höheren Behörde wahrgenommen wurde. An diesen Moment könne sich der Polizist noch sehr gut erinnern.

13.27 Uhr: Taleb A. rechnete nach dem Anschlag mit dem Tod

Nach der Mittagspause dürfen die Anwälte der Nebenkläger weitere Fragen an den angeklagten Attentäter stellen.

Einer von ihnen will nochmal in Erfahrung bringen, ob Taleb A. während der Fahrt auf dem Weihnachtsmarkt an etwas gedacht habe.

"Während der Fahrt hatte ich keine Gefühle. Für mich war jede Sekunde die letzte Sekunde", sagte der 51-Jährige.

Erst auf der Ernst-Reuter-Allee, wo der Attentäter mit seinem Auto an einer roten Ampel anhalten musste und von der Polizei gestellt wurde, habe er sich an Bilder von dem zuvor Geschehenen erinnern können. Seitdem verfolgt ihn immer wieder das Bild eines Mädchens, welches er während des Anschlags vor seinem Auto erblickt hatte.

Gleichzeitig stellt er klar, dass er nur eine Fahrt auf dem Markt geplant hatte. Ein zweites Mal auf das Gelände zu fahren, war nicht seine Absicht.

Der Angeklagte beantwortete weitere Fragen der Nebenkläger-Anwälte.  © Heiko Rebsch/dpa

12.02 Uhr: Attentäter sieht sich gedemütigt

Weil seine Kleidung von der Polizei gesichert wurde, musste Taleb A. von ihnen bereitgestellte Kleidung anziehen.

Dabei handelt es sich um gespendete Kleidung, die im Notfall beim Polizeirevier im Lager liegt, teilt ein Zeuge mit.

Der Angeklagte fragt einen der Polizisten, ob dieser noch wisse, welche Farbe die zur Verfügung gestellte Hose hatte. Sofort schreitet der vorsitzende Richter ein: "Was hat diese Frage mit dem Sachverhalt zu tun?"

Taleb A. begründet seine Frage mit dem Verdacht, dass er durch die Polizei gefoltert und erniedrigt werden sollte. Die ihm bereitgestellte Hose habe laut seiner Aussage eine extreme Übergröße für sehr schwergewichtige Menschen gehabt.

Daraufhin ordnete der Vorsitzende eine Mittagspause bis 12.45 Uhr an.

11.42 Uhr: Polizist soll Attentäter geschlagen haben

Der sechste von zehn geladenen Polizisten schildert ein paar neue Details.

Der 37-Jährige Beamte habe in einem Augenwinkel gesehen, dass der Attentäter von einem seiner Kollegen geschlagen worden sei. Dies habe er auch seinen Vorgesetzten mitgeteilt, damit dieser Vorfall aktenkundig wird.

Welcher Kollege es war, habe er aufgrund der dynamischen Lage nicht exakt gesehen. "Es war wichtiger, dass wir von dem Einsatzort wegkommen, damit die Bürger beruhigt werden können", sagte er.

Taleb A. selbst fragt jeden der Zeugen nach seinen Verletzungen. Es sei protokolliert worden, dass er bei der Festnahme unter anderem eine Verletzung im Gesicht erlitten habe.

11.32 Uhr: Aussagen der Polizisten decken sich größtenteils

Inzwischen ist der fünfte Polizist im Zeugenstand. Der 31-Jährige war am Tag des Anschlags ursprünglich zur Kriminalitätsbekämpfung in der Stadt unterwegs.

Auch er und seine Kollegen wurden in die Ernst-Reuter-Allee gerufen, wo Taleb A. festgenommen wurde. Seine und die Aussagen seiner vorherigen angehörten Kollegen decken sich größtenteils.

Auf Detailfragen von Anwälten können sich jedoch nicht mehr alle so genau an den Ablauf des Abends erinnern. Fest steht, dass der Attentäter nach der Tat keinen Widerstand geleistet hatte. Auf die Beamten wirkte er dennoch wirr. "Seine Aussagen haben wenig Sinn für mich ergeben", sagte der 31-Jährige.

Taleb A. habe vor den Augen vieler Polizisten seine Tat kontextlos erklärt.  © Heiko Rebsch/dpa

10.48 Uhr: Junger Polizist war als erster am Tatfahrzeug

Ein 25-jähriger Landesbereitschaftspolizist aus Magdeburg war am Tag des Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt für Personenkontrollen unterwegs.

Auf einem gezeigten Video ist zu sehen, dass er der erste Beamte war, der mit Taleb A. nach dem Anschlag in Kontakt kam. An der roten Ampel auf der Ernst-Reuter-Allee zog er seine Dienstwaffe und forderte A. zum Aussteigen auf. Der Attentäter habe knapp eine Minute gebraucht, bis er seiner Aufforderung nachkam.

Seiner Aussage nach rannte er dem Wagen hinterher, nachdem er ihn durch die abgesperrte Hartstraße fahren sah. Als Kollegen die Festnahme übernommen hatten, habe er sich anschließend um die Verletzten auf dem Weihnachtsmarkt gekümmert.

Laut einem Polizisten soll Attentäter Taleb A. direkt nach seiner Tat sehr aufgeregt gewesen sein und habe groß aufgerissene Augen gehabt.  © Hendrik Schmidt/dpa

10.13 Uhr: Attentäter gefallen die Worte "wirr" und "Tat" nicht

Der erste Polizist wird vernommen. Der 49-jährige Kriminalhauptkommissar aus Halle war der erste Beamte, der den Attentäter Verhört hat.

Dabei habe Taleb A. bis zu vier Stunden lang seine Tat begründet. A. habe ihn währenddessen gebeten, nicht von "Tat" zu sprechen, sondern von "Ereignis".

Auch auf den Polizisten wirkte der Attentäter während der Vernehmung wirr. Der Attentäter fragt im Gerichtssaal konkret nach, was der Beamte an seinen Aussagen als wirr empfunden habe und wie dieser "wirr" definiert.

Der vorsitzende Richter muss eingreifen, da alles auf Video protokolliert ist und die Fragen derzeit zu nichts führen.

9.49 Uhr: Einige Zeugen wollen unbedingt vor dem Attentäter aussagen

Der Prozess wurde pünktlich um 9.30 Uhr fortgesetzt. Auch der Bereich für Zuschauer ist bis auf ganz wenige Plätze besetzt.

Zu Beginn wird zwei Anwälten von Nebenklägern das Wort erteilt. Beide gehen noch einmal auf den Vorschlag des Richters aus der Vorwoche ein, viele Zeugen nicht persönlich hören zu müssen. Stattdessen sollten schriftliche Aussagen vorgelesen werden.

Einige Zeugen und Geschädigte seien damit nicht einverstanden, lassen die Anwälte verlauten. Während Attentäter Taleb A. stundenlang von seiner Tat erzählen durfte, würde mit dem Vorhaben der Zeugen ein "Ungleichgewicht" stattfinden, begründen sie.

Der vorsitzende Richter merkt an, dass Zeugen die Wahl haben, ob sie schriftlich oder persönlich vor den Augen des Attentäters aussagen wollen.

6.31 Uhr: Prozesstag Nummer vier steht bevor

Attentäter Taleb A. verfolgt die gesamte Verhandlung in einem gesicherten "Glaskasten".  © Hendrik Schmidt/dpa

Der heutige Montag im Gerichtsprozess um Attentäter Taleb A. steht ganz im Zeichen von Zeugenanhörungen.

Erwartet werden bis zu zehn Polizisten. Die Einsatzkräfte sollen am Tag des Anschlags auf und am Weihnachtsmarkt im Dienst gewesen sein.

Sie sollen schildern, was sie am 20. Dezember 2024 selbst erlebt haben und wie der Täter auf sie wirkte.

Gerichtsprozesse Magdeburg Prozessauftakt gegen Attentäter von Magdeburg: Taleb A. weint und redet wirr

Verhandlungsbeginn von Prozesstag Nummer vier ist wie zuletzt auch um 9.30 Uhr.

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