Dritter Prozesstag gegen Magdeburger Amokfahrer: Taleb A. mietete bewusst Luxuswagen

Magdeburg - Am heutigen Donnerstag hat in Magdeburger der dritte Verhandlungstag im Prozess gegen den Attentäter des Magdeburger Weihnachtsmarktes stattgefunden. Taleb A. (51) hatte zuletzt zur Tat ausgesagt. Nun waren die ersten Zeugen dran. So schilderten Mitarbeiter einer Autovermietung, wie der Attentäter seinen Wagen abgeholt hatte. Auch ein Sachverständiger kam zu Wort und hat seine Ergebnisse durch Analysen des Tatfahrzeugs präsentiert sowie einen detaillierten Ablauf des Attentats geschildert.

TAG24 war vor Ort und berichtet in einem Liveblog direkt aus dem Gerichtsgebäude.

Attentäter Taleb A. (51) hat vor dem Richter die Tat gestanden.
Attentäter Taleb A. (51) hat vor dem Richter die Tat gestanden.  © Hendrik Schmidt/dpa

15.57 Uhr: Dritter Prozesstag beendet

Nach ein paar organisatorischen Klärungen läutet der vorsitzende Richter den Feierabend ein.

Der nächste Verhandlungstag findet am Montag statt.

15.48 Uhr: Richter will teilweise auf Zeugenaussagen vor Ort verzichten

Anders als die heutigen Zeugen der Autovermietung, gibt es Zeugen oder gar direkt Geschädigte des Anschlags, die bei einer Aussage dem Täter gegenübersitzen müssten.

"Dadurch würde das Trauma dieser Leute noch schlimmer werden", erklärt der Vorsitzende. Deshalb appelliert er an das Mitgefühl des Angeklagten und um Zustimmung, dass viele Zeugenaussagen nur schriftlich verlesen werden sollen.

Alle Seiten stimmen dem zu.

Richter Dirk Sternberg möchte auf einige Zeugenaussagen im Gerichtssaal verzichten und diese dafür alternativ verlesen.
Richter Dirk Sternberg möchte auf einige Zeugenaussagen im Gerichtssaal verzichten und diese dafür alternativ verlesen.  © Hendrik Schmidt/dpa

14.24 Uhr: Attentäter hat bewusst "Luxuswagen" reserviert

Nach der Mittagspause wird der erste Zeuge der Autovermietung, von der Taleb A. seinen Wagen geholt hatte, angehört.

Der 24-jährige Filialleiter sah später in den Kundendaten, dass der Attentäter in der Vergangenheit bereits ein Auto an einem anderen Standort gemietet hatte. Dies war ein Wagen der Kompaktklasse wie beispielsweise ein VW Golf.

Für den Anschlag in Magdeburg habe der Attentäter ein Wagen der "Luxury Klasse" online vorreserviert.

Taleb A. wollte für seinen Anschlag in Magdeburg explizit einen Wagen der "Luxury Klasse".
Taleb A. wollte für seinen Anschlag in Magdeburg explizit einen Wagen der "Luxury Klasse".  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

13.23 Uhr: Attentäter scheint gelangweilt

Fast drei Stunden lang hat der Kfz-Sachverständige die Ergebnisse vom Auslesen der Daten aus dem Auto vorgestellt und musste anschließend einige Fragen der Nebenkläger-Anwälte beantworten.

Attentäter Taleb A. saß teilweise gelangweilt und augenscheinlich müde auf der Anklagebank. Dennoch stellte er dem Experten zum Schluss zwei Fragen. Für das Verfahren erheblich waren sie jedoch nicht.

Der Richter entlässt den Sachverständigen aus dem Zeugenstand und ordnet eine Mittagspause bis 14 Uhr an.

12.10 Uhr: Kfz-Sachverständiger kennt genauen Tathergang

Seit über eine Stunde führt der geladene Kfz-Sachverständige seine Analysen zum Tathergang und dem Auto aus.

Den Anwesenden erklärt er seine Arbeit sehr genau. Aufgrund von verschiedenen im Auto abgespeicherten Daten und durch die Videoaufnahmen kann er exakt darlegen, wann und wo sich der Wagen auf dem Weihnachtsmarkt befunden und ob Taleb A. dabei gebremst oder beschleunigt hat.

Zudem geht er darauf ein, wo es zu Kontakt mit Personen kam. Den Zuschauern werden dabei grausame detaillierte Fotos gezeigt. Unter anderem ist zu sehen, wie Menschen hinter dem Wagen am Boden liegen oder nach dem ersten Kontakt auf die Motorhaube stürzen.

Das Tatfahrzeug, ein BMW X3, wurde von einem Sachverständigen genau untersucht. (Archivbild)
Das Tatfahrzeug, ein BMW X3, wurde von einem Sachverständigen genau untersucht. (Archivbild)  © Hendrik Schmidt/dpa

10.38 Uhr: Auto-Assistenzsysteme protokollierten zwölf "Fußgängerschutzereignisse"

Der als Zeuge geladene Sachverständige präsentiert vor Gericht seine Untersuchungsergebnisse am Tatfahrzeug mit vielen detaillierten Fotos.

Er stellte fest, dass die äußerliche Karosserie stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Alle wichtigen technischen Bauteile, die zum Fahren nötig sind, seien nicht manipuliert sowie intakt gewesen.

Aus dem elektronischen Bordsystem konnte er auslesen, dass die im BMW verbauten Assistenzsysteme mindestens zwölf sogenannte "Fußgängerschutzereignisse" protokolliert haben.

Taleb A. wurde erneut unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in den Gerichtssaal gebracht.
Taleb A. wurde erneut unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in den Gerichtssaal gebracht.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

10.07 Uhr: Videos zeigen schreckliche Tat

Der vorsitzende Richter zeigt vier Videos von Überwachungskameras, die auf das Weihnachtsmarktgelände ausgerichtet waren.

Darunter wie Taleb A. mit dem Auto von der Ernst-Reuter-Allee in den Eingang des Geländes abbiegt und später festgenommen wird.

Ein weiteres Video zeigt den Marktplatz. Zu sehen ist, wie das Auto in die Menschenmenge fährt und dabei Personen trifft. Im Zuschauerbereich hört man ein leises fassungsloses "Oh Gott!".

9.50 Uhr: Sitzung beginnt mit merkwürdigem Moment

Kaum wurde die Verhandlung wieder aufgenommen, bittet der Strafverteidiger von Taleb A. kurz um das Wort.

Er möchte eine Schweigeminute für die Terroropfer von Paris von vor 10 Jahren beantragen.

Der vorsitzende Richter unterbricht den Verteidiger mitten im Satz und lehnt den Antrag direkt ab: "Wir haben eine Verhandlung durchzuführen."

6.15 Uhr: Die ersten Zeugen werden erwartet

An den ersten beiden Prozesstagen hat der Attentäter selbst etwas zur Tat sagen dürfen. Am Dienstag stellten vor der Unterbrechung der Verhandlung die Richter weitere Fragen zu seinem Vorgehen.

Heute dürfen die Nebenkläger und ihre Anwälte sowie die Verteidiger des Angeklagten weitere Fragen beantworten lassen.

Anschließend soll ein Kfz-Sachverständiger sowie ein Mitarbeiter der Autovermietung, von der Taleb A. das Tatfahrzeug geholt hatte, vernommen werden.

Der Start des dritten Prozesstages ist um 9.30 Uhr geplant.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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