Flüchtlingsheim in Schutt und Asche: Feuerwehrmann vor Gericht!

Schwerin - Fast sieben Monate nach dem Aufsehen erregenden Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Groß Strömkendorf (Kreis Nordwestmecklenburg) beginnt am Mittwoch der Prozess gegen den tatverdächtigen Feuerwehrmann.

Das Gebäude, in dem Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht waren, ist in der Nacht zum 20. Oktober 2022 komplett abgebrannt.
Das Gebäude, in dem Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht waren, ist in der Nacht zum 20. Oktober 2022 komplett abgebrannt.  © Jens Büttner/dpa

Die Ermittler gehen laut Staatsanwaltschaft von einer ganzen Brandserie aus, für die der 32-Jährige verantwortlich sein soll.

Bei einer Verurteilung durch die Große Strafkammer des Landgerichts Schwerin droht dem Mann eine lange Haftstrafe. Allein der Schaden in Groß Strömkendorf wird nach Angaben des Gerichts auf 8,7 Millionen Euro taxiert.

In dem reetgedeckten Gebäude mit Platz für 150 Menschen waren zum Zeitpunkt der Tat am 19. Oktober 2022 noch 14 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. Diese sowie die Mitarbeiter der Unterkunft konnten das Gebäude rechtzeitig verlassen. Schwere Brandstiftung wird gemäß Strafgesetzbuch mit Freiheitsstrafen nicht unter einem Jahr geahndet. Die Maximalstrafe beträgt demnach zehn Jahre.

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Das Motiv bleibt bis dato unbekannt. Der Brand des als Flüchtlingsunterkunft genutzten ehemaligen Hotels "Schäfereck" nahe der Ostseeinsel Poel hatte zunächst für Spekulationen gesorgt, die Tat könne einen rassistischen Hintergrund haben.

Das vor der Unterkunft platzierte Schild des Deutschen Roten Kreuzes war zuvor mit einem Hakenkreuz beschmiert worden. Unter anderem dieser Umstand sorgte für bundesweite Beachtung: Am Tag nach dem Feuer besuchte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52) gemeinsam mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (48, beide SPD) den Brandort.

Feuerwehrmann half selbst bei Löscharbeiten

Die Bewohner und Betreuer konnten sich noch vor den Flammen retten.
Die Bewohner und Betreuer konnten sich noch vor den Flammen retten.  © Jens Büttner/dpa

Die Bürger vor Ort sahen sich in ein falsches Licht gerückt. "Wir wehren uns dagegen, über den rechten Kamm geschoren zu werden", sagte Tino Schmidt (29, SPD), Bürgermeister des zuständigen Amts Neuburg, kurz nach dem Brand.

Ausgeschlossen wurde die Möglichkeit eines rechten Tatmotivs durch die Ermittler erst nach der Festnahme des Tatverdächtigen Mitte November. Es gebe keine staatsschutzrelevanten Erkenntnisse, hieß es von Oberstaatsanwältin Claudia Lange von der Staatsanwaltschaft Schwerin. Bisherigen Angaben nach bestreitet der Mann die Tat.

Laut den Ermittlungsbehörden geht das erstellte Brandgutachten von einer vorsätzlichen Brandlegung aus, bei der auch ein Brandbeschleuniger zum Einsatz kam.

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Dem Verdächtigen zum Verhängnis wurde laut Aussagen der Kriminalpolizei aber nicht das Gutachten, sondern seine eigene Aussage: Diese passte demnach nicht zu den Angaben der restlichen über 120 befragten Anwohner und Einsatzkräfte. Diese Ungereimtheiten in Verbindung mit den gesicherten Spuren rechtfertigen laut Staatsanwaltschaft die Vermutung, dass sich der 32-Jährige bereits zur Tatzeit am Tatort befand. Er habe sich jedoch auch an den Löscharbeiten beteiligt.

Die Ruine in Groß Strömkendorf ist inzwischen weitgehend abgerissen. Wegen seines Alters will der aktuelle Eigentümer das Gebäude nicht wieder aufbauen, sondern sucht hierzu einen Käufer. Seinen Angaben nach zahlt die Versicherung nur dann die volle Versicherungssumme aus, wenn ein Wiederaufbau erfolgt.

Titelfoto: Jens Büttner/dpa

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