Wirecard-Prozess in München: Rechtsanwalt fordert Brauns Freilassung!

München - Im Münchner Wirecard-Prozess fordern die Verteidiger von Ex-Vorstandschef Markus Braun (54) die Freilassung des seit drei Jahren in Untersuchungshaft sitzenden Managers.

Markus Braun (54) sitzt in Untersuchungshaft.
Markus Braun (54) sitzt in Untersuchungshaft.  © Angelika Warmuth/dpa

Rechtsanwalt Alfred Dierlamm beantragte am Donnerstag vor dem Landgericht München I außerdem erneut die Aussetzung des Verfahrens und warf der Justiz schwere Fehler vor.

Der Verteidiger sprach dabei von einer "Farce". "Eine Auswertung der Zahlungsflüsse (bei Wirecard) hat faktisch nicht stattgefunden", so Dierlamm.

"Auch nach über drei Jahren Verfahrensdauer haben die Justizbehörden das wahre Tatbild und die Veruntreuungen von Wirecard-Vermögen in Millionenhöhe nicht - nicht einmal ansatzweise - aufgeklärt", erklärte der Anwalt. "Im Gegenteil: Sie tun alles, um das falsche Narrativ von Herrn Dr. Braun als "Bandenchef" aufrechtzuerhalten."

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Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und zwei mitangeklagten früheren Wirecard-Managern vor, im Verein mit weiteren Komplizen eine kriminelle Bande gebildet und kreditgebende Banken um drei Milliarden Euro geprellt zu haben.

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Der Dax-Konzern war laut Anklage defizitär. Um Kredite zu bekommen, soll die Bande wiederum Milliardenumsätze erdichtet haben. Grundlage sind die Aussagen des Kronzeugen Oliver Bellenhaus (49), ehedem Wirecard-Geschäftsführer in Dubai.

"Dieses Tatbild ist erwiesenermaßen falsch, weil es von einem falschen Tatmotiv, von einer falschen Tatstruktur und einer falschen Bandenzusammensetzung ausgeht", sagte Dierlamm. Laut Verteidigung sollen der seit Sommer 2020 untergetauchte Vertriebsvorstand Jan Marsalek (43), Bellenhaus und Mittäter zwei Milliarden Euro aus echten Geschäften veruntreut haben.

"Herr Dr. Braun tut alles, was in seiner Situation möglich ist, um das wahre Tatgeschehen aufzuklären, und wird dies auch weiterhin tun", sagte Dierlamm weiter. "Der weitere Vollzug der Untersuchungshaft ist unverhältnismäßig."

Titelfoto: Angelika Warmuth/dpa

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