Anleger gegen VW: Ex-Konzernchef Diess als Zeuge vor Gericht

Braunschweig - Wer wusste wann was? Jahre nach Auffliegen der VW-Dieselaffäre geht es vor Gerichten immer noch um diese Frage. Im milliardenschweren Anlegerprozess sollen nun frühere Konzernbosse als Zeugen aussagen. Was kann dabei rauskommen?

Herbert Diess (65) muss am Dienstag vor Gericht über die VW-Dieselaffäre aussagen.
Herbert Diess (65) muss am Dienstag vor Gericht über die VW-Dieselaffäre aussagen.  © Sven Hoppe/dpa

Er war noch neu bei Volkswagen, als die Dieselaffäre 2015 aufflog: Der frühere VW-Vorstandschef Herbert Diess (65) soll am Dienstag (10 Uhr) vor Gericht zu dem Skandal beim Wolfsburger Autobauer aussagen.

Diess ist als Zeuge im milliardenschweren Investorenprozess beim Oberlandesgericht in Braunschweig geladen.

In dem Verfahren nach Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMug) ringen Anleger um Schadenersatz. Sie hatten nach dem Auffliegen des Skandals Kursverluste in Milliardenhöhe erlitten.

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Nach mehreren Jahren Verfahrensdauer will das Gericht mehr als 80 Zeugen hören.

Auf der Zeugenliste stehen nach Diess auch die früheren Konzernchefs Matthias Müller (70) am 7. Februar und Martin Winterkorn (76) am 14. und 15. Februar.

Wurden Anleger vorsätzlich zu spät über "Dieselgate" informiert?

Anleger von Volkswagen behaupten, dass sie absichtlich zu spät über den Dieselskandal informiert wurden. (Symbolbild)
Anleger von Volkswagen behaupten, dass sie absichtlich zu spät über den Dieselskandal informiert wurden. (Symbolbild)  © Julian Stratenschulte/dpa

Nach einigen Jahren als Top-Manager bei BMW war Diess erst kurz vor Bekanntwerden des "Dieselgate" als Chef der Kernmarke zu Volkswagen gewechselt.

2018 folgte er auf Matthias Müller als Konzernchef. 2022 verließ er VW wieder. Seit der Ablösung vom Chef-Posten beim größten deutschen Autobauer sind Auftritte rar.

2019 war Diess mit Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch (72) und Ex-Vorstandschef Winterkorn wegen Marktmanipulation angeklagt worden.

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Ihnen wurde vorgeworfen, Anleger "vorsätzlich zu spät" informiert zu haben. 2020 wurde das Verfahren gegen Diess und Pötsch gegen Zahlung von jeweils 4,5 Millionen Euro durch VW an das Land Niedersachsen beendet.

Das Landgericht hatte sich mit den Beteiligten im nichtöffentlichen Zwischenverfahren auf Einstellung unter Auflagen verständigt.

Bei der geplanten Vernehmung am Dienstag soll über verschiedene Behauptungen der Beteiligten Beweis erhoben werden. Musterklägerin ist dabei die Deka Investment, die Beklagten sind die Volkswagen AG und die Dachholding Porsche SE.

Zu seiner Rolle als Zeuge vor Gericht wollte sich Diess vorab auf dpa-Anfrage nicht äußern.

Titelfoto: Bildmontage: Julian Stratenschulte/dpa, Sven Hoppe/dpa

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