Von Tatjana Bojic
Karlsruhe/Konstanz - Pädophile sitzen nicht nur vor dem Computer und schauen sich schweren sexuellen Missbrauch von Kleinkindern an. Manche geben live auch Befehle durch, was genau sie sehen möchten. Einen solchen Mann (52) hat die Generalstaatsanwaltschaft in Karlsruhe nun angeklagt.
Es ist leider kein Einzelfall. Kürzlich wurde ein 56 Jahre alter Mann wegen desselben Vergehens verurteilt. Unter anderem wegen Anstiftung zum sexuellen Missbrauch eines Kindes und Besitzes kinderpornografischer Schriften verhängte das Landgericht Ulm gegen den Kriminellen eine Gesamtfreiheitsstrafe von 3 Jahren und 6 Monaten.
Dem Karlsruher Cybercrime-Zentrum und der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Konstanz ist es nun gelungen, einen Mann aus Südbaden zu ermitteln. Er steht im Verdacht, im Jahr 2017 den sexuellen Missbrauch eines auf den Philippinen lebenden Mädchens im Alter von zwölf Jahren in Auftrag gegeben und gegen Zahlung von Geldbeträgen per Livestream mitverfolgt und angeleitet zu haben.
Dieses Phänomen nennen Experten "Live distance child abuse" (Live-Missbrauch von Kindern aus der Ferne). Dabei werden Kinder vor der Webcam für einen dafür zahlenden, über Livestream zuschauenden Konsumenten oder Konsumentenkreis live sexuell schwerst missbraucht.
Fünf Kinder in Obhut genommen
Die betroffenen fünf Kinder im Alter zwischen zwei und dreizehn Jahren konnten durch die philippinischen Behörden in Obhut genommen werden. Die Auswertung der auf den Philippinen beschlagnahmten Geräte führte auch auf die Spur des Tatverdächtigen.
Bei Durchsuchungen der Wohnung und der Geschäftsräumlichkeiten des Mannes wurden umfangreiche elektronische Speichermedien gefunden, die nun ausgewertet werden. Der Tatverdächtige, der im Zuge des polizeilichen Zugriffs Verletzungen erlitt, sitzt in Untersuchungshaft.