Mord-Anschlag in Madrid: Ukraine-Politiker auf offener Straße erschossen

Madrid (Spanien) - Brutale Abrechnung in Madrid. Auf den pro-russischen ukrainischen Politiker Andrij Portnow wurde am Mittwoch ein Mordanschlag verübt. Gegen den 52-Jährigen wurde in der Ukraine wegen Hochverrats und Korruption ermittelt.

Ermittler sichern am Tatort Spuren.
Ermittler sichern am Tatort Spuren.  © OSCAR DEL POZO / AFP

Am Morgen brachte der wohlhabende Anwalt noch seine Kinder zur Amerikanischen Schule von Madrid. Gegen 9.15 Uhr wollte der russlandfreundliche Politiker in seinen schwarzen Mercedes einsteigen. Dann fielen die tödlichen Schüsse.

Gegenüber der Zeitung ABC berichten Augenzeugen, wie ein Mann in blauem Trainingsanzug an den 52-Jährigen herantrat, ihm in Kopf und Rücken schoss, mindestens fünfmal. Andrij Portnow brach vor der Eliteschule zusammen, war wohl sofort tot. Dann flüchtete der Täter möglicherweise mit zwei Komplizen zu Fuß vom Tatort.

Am Mittag bestätigte die Polizei von Madrid dann die Identität des Getöteten, schreibt die Zeitung "El País". Es handelt sich in der Tat um Andrij Portnow, den ehemaligen Berater von Ex-Ukraine-Präsident Wiktor Janukowytsch, der von 2010 bis 2014 ein besonders korruptes Regime führte und sich während der Euromaidan-Proteste nach Russland absetzte.

Umstrittener Politiker Andrij Portnow flüchtete aus der Ukraine

Andrij Portnow (†52) wurde auf offener Straße erschossen.
Andrij Portnow (†52) wurde auf offener Straße erschossen.  © Telegram/Андрей Портнов

Andrij Portnow soll sich unter Janukowytsch massiv bereichert haben und galt laut der Zeitung "Ukrajinska Prawda" als "einflussreicher Schatten-Kurator" der ukrainischen Justiz. Auch er flüchtete 2014 aus der Ukraine.

Seit 2018 wird gegen den Anwalt wegen Hochverrats im Zusammenhang mit der Besetzung der Krim und der brutalen Niederschlagung der Euromaidan-Proteste ermittelt.

Trotzdem kehrte Portnow zeitweise in seine Heimat zurück, nahm weiterhin Einfluss auf die ukrainische Politik, erpresste Politiker und Justizvertreter. Vor der russischen Invasion im Jahr 2022 setzte er sich endgültig ab.

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Im Dezember 2021 setzten ihn die USA auf eine Sanktionsliste. Portnow wird konkret vorgeworfen, in "Korruption großen Ausmaßes" verwickelt zu sein, die "ukrainischen Reformbemühungen untergraben" zu haben und "relevante Gesetze zu beeinflussen".

Inzwischen gehen die spanischen Ermittler von einem politisch motivierten Anschlag aus. Neben einer Mordkommission ermittelt auch der Geheimdienst.

Titelfoto: Montage: OSCAR DEL POZO / AFP, Telegram/Андрей Портнов

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