Hannover-Horde überfällt und beraubt Cottbus-Fans: Was geschah wirklich in diesem Zug?

Lübben/Cottbus - Das famose Pokal-Märchen von Energie Cottbus bekommt im Nachgang eine ganz hässliche Note: Betroffene berichten, dass sie auf der Anfahrt nach Cottbus im RE2 regelrecht überfallen und beraubt wurden; die Polizei ermittelt.

Für einige Fans von Energie Cottbus hatte der furiose Pokaltriumph ein schäbiges Vorspiel.  © Robert Michael/dpa

Der grausame und feige Überfall auf gewöhnliche, aus Richtung Berlin angereiste Cottbuser Fans ereignete sich am Samstagnachmittag auf einer Bahnstrecke - wohlgemerkt vor Spielbeginn.

Demnach soll in Lübben (30 Minuten und fünf Stationen vor Cottbus) ein Mob aus dunkel gekleideten Ultras der Gäste den Zug gestürmt haben. Die Bundespolizei spricht im Telefonat mit TAG24 am Montag von "mehreren Hundert" Personen.

Laut Schilderung von Fans habe die Hannover-Horde keine Rücksicht auf Verluste gemacht, zog ihnen sämtliche Fan-Utensilien wie Trikots, Shirts und Schals ab. Auch von Schlägen und Tritten ist die Rede. Selbst Frauen und Kinder sollen zu den Geschädigten gehört haben.

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Diese Vorgänge wollte die Bundespolizei zum derzeitigen Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren, die Auswertungen laufen. Der Fall ist komplex, weil sowohl Beamte des Landes Brandenburg als auch der Bundespolizei im Einsatz waren.

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Als der RE2 am Samstagnachmittag in Cottbus einfuhr, hatte die Hannover-Horde bereits das Diebesgut von Energie-Fans erbeutet. (Symbolbild)  © Frank Hammerschmidt/dpa

Interessant ist vor allem folgendes Zeitfenster: Nach detaillierter Schilderung eines FCE-Anhängers in einem Fanforum sollen die gewaltsamen Übergriffe zwischen Lübben und Lübbenau passiert sein.

Der Augenzeuge berichtet: "Die Fanszene von 96 hat vor Nichts und niemandem Halt gemacht - da wurde selbst in einen Kinderwagen reingegriffen, weil das BABY mit einer Cottbusdecke bedeckt war."

Erst auf eben jener folgenden Station in Lübbenau seien die Beamten zugestiegen, allerdings in merklicher Unterzahl. Zu diesen Sachverhalt schweigt sich die Polizei bislang aus.

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Brisant: Die Hannover-Horde soll exakt diesen Umstand ausgenutzt haben, in Pkws und Kleinbussen extra nach Lübben gereist sein, um der Polizei zuvor zukommen. Im Zug sollen die Überwachungskameras abgeklebt worden sein - mutmaßlich, um die Straftaten zu vertuschen. Dennoch seien mehrere Anzeigen eingegangen.

Derzeit werde das Material gesichtet - sofern die Kameras und Zeugenaussagen Belastbares hergeben.

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Die Hannover-Fans zünden Pyrotechnik im Gästeblock. Zuvor verbrannten sie Cottbuser Fan-Utensilien.  © Robert Michael/dpa

Fest steht schon jetzt: Die Zahl der Geschädigten ist von drei am Sonntag auf mindestens elf am Montag gestiegen, wie die Bundespolizei Berlin bestätigte.

Außerdem gab es eine vorläufige Festnahme eines polizeibekannten 37-Jährigen am Bahnhof in Cottbus. Dem Mann wurde im Weiteren der Zugang zum Stadion verwehrt.

Bleibt die Frage offen, was mit dem erbeuteten Diebesgut geschah: Vermutlich werden die Cottbus-Anhänger dieses nicht wieder sehen - nach Polizeiangaben der Direktion Brandenburg Süd wurden im Gästefanblock während des Spiels zig Energie-Fanartikel verbrannt.

Der Überfall ist nicht das einzige Ermittlungsverfahren gegen Hannover-Fans am schwarzen Samstag: Auf der A2 verwüsteten 96-Anhänger vor dem Pokalspiel einen Rasthof.

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