Tatort Schule: Wieso radikalisieren sich Teenies immer mehr?

Von Simon Kremer

Magdeburg - Weil immer mehr politische Straftaten im Umfeld von Schulen gemeldet werden, zeigen sich Politik, Behörden und Wissenschaftler besorgt.

Bei Razzien in mehreren Bundesländern wurde eine Terrorgruppe aufgedeckt - die Täter waren überraschend jung. (Archivfoto)  © Sebastian Kahnert/dpa

Man sehe in den polizeilichen Kriminalstatistiken bei rechtsmotivierter Gewalt gerade einen historischen Hochpunkt, sagte der Soziologe und Rechtsextremismusforscher Matthias Quent von der Fachhochschule Magdeburg-Stendal.

Bei den jüngsten Razzien gegen eine mutmaßlich rechte Terrorgruppe sei vor allem das Alter der Tatverdächtigen krass gewesen. Die in dieser Woche Festgenommenen waren zwischen 14 und 18 Jahren alt.

Bereits bei der Vorstellung der Statistik zu politisch motivierten Straftaten hatte Innenministerin Tamara Zieschang (54, CDU) im vergangenen Monat einen neuen Höchststand bei politisch motivierter Kriminalität festgestellt.

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Dabei wies sie auf einen besonderen Punkt hin: Allein an Schulen hätten sich die Straftaten mehr als verdoppelt. So seien 251 politisch motivierte Straftaten an Schulen festgestellt worden, betonte Zieschang.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und das Bildungsministerium weisen jedoch darauf hin, dass die Zahlen richtig eingeordnet werden müssten.

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Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (54, CDU) warnte vor einem neuen Hoch bei den politisch motivierten Straftaten.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Es sei nicht auszuschließen, dass Schulen zunehmend sensibler reagierten und eine Häufung von Meldungen stattfinde, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums. Daher sei die Statistik in Bezug auf Schule nur bedingt aussagekräftig.

"Schule ist immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft", sagte GEW-Sprecherin Christiane Rex. "Wenn Verwandte, Bekannte bis hin zu den eigenen Eltern radikale Ansichten vertreten, dann wäre es ein Wunder, wenn wir das nicht auch in der Schule wiederfinden würden."

Hinzu komme der Einfluss von Social Media in Verbindung mit fehlender Medienkompetenz auch in der Elterngeneration.

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Auch beim Thema Jugendkriminalität sieht die Polizei steigende Fallzahlen. Im Ergebnis kommt eine Studie zu dem Schluss, dass für den Anstieg von Gewalt unter Jugendlichen vorrangig zwei Gründe verantwortlich gemacht werden. Auf der einen Seite habe in den letzten Jahren der Anteil der Jugendlichen zugenommen, die "traditionelle Männlichkeitsnormen" befürworten würden.

Einem solchen Rollenverständnis müsse ein Zusammenhang mit gewalttätigem Verhalten zugestanden werden, heißt es in der Studie. "Auf der anderen Seite scheinen sich gewaltakzeptierende Einstellungen bei Jugendlichen tendenziell zu stabilisieren."

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