Lokale, Büros, Schiffe, Segelschule: Sächsischer Seehafen wird von Einbrechern terrorisiert

Markkleeberg - Ausgerechnet im Jahr seines 25. Jubiläums droht Leipzigs beliebtestes Naherholungsgebiet zum neuen Kriminalitätsschwerpunkt zu werden. Eine beispiellose und schadensintensive Einbruchsserie am Cospudener See nervt Betreiber und Gastronomen. Mindestens ein Tatverdächtiger soll der Polizei bekannt sein.

Hat im Jubiläumsjahr mit einer Einbruchsserie zu kämpfen: See-Betreiber Christian Conrad (54) muss nun technisch aufrüsten.
Hat im Jubiläumsjahr mit einer Einbruchsserie zu kämpfen: See-Betreiber Christian Conrad (54) muss nun technisch aufrüsten.  © Ralf Seegers

Sie sind auf das schnelle Geld und leicht veräußerliche Beute aus. Nahezu jede Woche wird in Restaurants, Büros, Wassersportschulen und Ferienanlagen am Cospudener Hafen eingebrochen. In der Nacht zum Montag brachen Ganoven sogar die beiden Fahrgastschiffe "MS Cospuden" und "MS Neuseenland" auf, stahlen daraus Handys und Spirituosen.

Viel ärgerlicher ist der Schaden, den sie dabei anrichteten - eingeschlagene Fenster, aufgebrochene Türen und Holzschränke. Dem Stehlwert von wenigen Hundert Euro steht ein Sachschaden von über 1000 Euro gegenüber.

"Das nervt schon, wir gehen hier von Beschaffungskriminellen aus", sagt Christian Conrad (54), Chef der See-Betreibergesellschaft Pier 1. Auch seine Büros wurden bereits heimgesucht.

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Die Einbrecher nahmen unter anderem die Öffnungs-Transponder der Ferienwohnungen mit. In der Segelschule verschwanden sämtliche Funkgeräte.

Die kleinen Holzhäuser im skandinavischen Stil sind typisch für den Cospudener Hafen. Aus der Segelschule im gelben Haus wurde bei einem Einbruch die Funktechnik gestohlen.
Die kleinen Holzhäuser im skandinavischen Stil sind typisch für den Cospudener Hafen. Aus der Segelschule im gelben Haus wurde bei einem Einbruch die Funktechnik gestohlen.  © Ralf Seegers

Videoaufnahmen der Täter - doch Polizei hält sich zurück

Jüngstes Opfer: Die MS Cospuden - hier schlugen Einbrecher am Montag eine Seitenscheibe ein, stahlen Handys und Spirituosen.
Jüngstes Opfer: Die MS Cospuden - hier schlugen Einbrecher am Montag eine Seitenscheibe ein, stahlen Handys und Spirituosen.  © Alexander Bischoff

Besonders betroffen von den kriminellen Heimsuchungen, die meist in den frühen Morgenstunden passieren, sind die Gastronomen am Hafen. "Bei uns sind sie in dieser Saison schon zweimal eingestiegen", erzählt Kay Teubel (43), der im Hafen das Restaurant "Sole Mio" betreibt. Neben Geld und Spirituosen verschwanden auch Order-Tabletts der Kellner, was für das hochfrequentierte Lokal besonders ärgerlich ist.

Auch nebenan im Café sind Einbruchsspuren zu sehen. Allerdings sei es bislang immer beim Versuch geblieben, sagt der Betreiber. In den Aufzeichnungen der Videoüberwachung sind immer wieder dunkle Gestalten zu sehen, die nachts in Lokale hineinleuchten und offenbar nach Beute spähen.

Und die Polizei? Die agiert nach Ansicht der See-Anrainer viel zu passiv. Auch auf TAG24-Anfrage kündet die Behörde von lediglich vier Einbrüchen und einem Versuch und taxiert den Schaden auf 10.000 Euro.

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Allein Gastronom Teubel kann da schon weit mehr, nämlich neun Vorfälle, aufzählen. Auf die Fragen, ob bereits Tatverdächtige ermittelt wurden und wie die Polizei auf den neuen Kriminalitätsschwerpunkt reagiert, gibt es von der Behörde "wegen laufender Ermittlungen" keine Antworten.

Dabei dürfte den Ermittlern gutes Videomaterial vorliegen, auf dem die Täter zu erkennen sind. Mindestens einen wollen See-Anrainer anhand seiner Kleidung erkannt haben - ein in Markkleeberg bekannter Junkie.

In das Hafen-Restaurant "Sole Mio" wurde heuer schon zweimal eingebrochen. Neben Bargeld verschwanden auch Order-Tabletts der Kellner.
In das Hafen-Restaurant "Sole Mio" wurde heuer schon zweimal eingebrochen. Neben Bargeld verschwanden auch Order-Tabletts der Kellner.  © Alexander Bischoff

Weil sich die Geschäftsleute am See von der Polizei im Stich gelassen fühlen, wollen sie nun selbst aufrüsten. "Wir werden uns ein neues Alarm- und Überwachungssystem zulegen, sind dazu gerade mit Spezialfirmen im Gespräch", erzählt See-Betreiber Conrad.

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers

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