Vor zwei Jahren begann das Pilotprojekt: Was bringt der "Superblock"?

Leipzig - Lärm, wenig Grün und schlechte Luft - für viele Anwohner nördlich der Eisenbahnstraße wurden diese Verhältnisse zunehmend zur Belastung. Der Anwohner-Verein Superblocks stellte sich dem entgegen und entwickelte gemeinsam mit der Stadt ein Konzept für verkehrsberuhigte Zonen. Die MDR-"Umschau" berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe nun über die Ursprünge und Fortschritte des Projekts.

Für Anwohner und deren Kinder bieten die verkehrsberuhigten Bereiche die Möglichkeit zum Spielen und Verweilen. (Archivfoto)  © Anke Brod

Viele, die im Leipziger Osten mit dem Auto unterwegs sind, kennen das Problem: stockender Verkehr auf der Eisenbahnstraße. Findige Wagenlenker wissen jedoch von Abkürzungen abseits der Hauptverkehrsader, mit denen man die ein oder andere Ampel umgehen kann. Genau das wurde für die Anwohner der betroffenen Seitenstraßen jedoch immer mehr zur Belastung, für Kinder auf dem Schulweg sogar zur Gefahr.

Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt auf der Hildegardstraße 2023 beschloss der Stadtrat Ende April 2024, den Verkehr in Volkmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld nördlich der Eisi dauerhaft zu beruhigen: "Die Poller unterbrechen den Durchgangsverkehr, das Tempo wird reduziert und die Autos werden umgelenkt auf die Hauptverkehrsstraßen", erklärt Cornelia Bischoff vom SUPERBLOCKS Leipzig e. V.

Für Anwohner habe dies jedoch keine negativen Konsequenzen. "Man kommt nach wie vor überall hin, nur nicht so durchgängig, wie man es sonst gewohnt ist", so Bischoff weiter. Alle Wohnungen und Geschäfte seien nach wie vor erreichbar, für Radfahrer stellten die Poller kein Hindernis dar.

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Neben Autos verkehrten auf der Eisenbahnstraße zugleich drei Straßenbahnlinien. (Archivfoto)  © Anke Brod

Die Einwohnerzahl der Stadtteile wuchs zuletzt rasant an

Aufgrund der dichten Bebauung des Quartiers können zurzeit keine weiteren Grünflächen errichtet werden, heißt es vonseiten der Stadt. (Archivfoto)  © Anke Brod

Die Schaffung von verkehrsberuhigten Bereichen soll zugleich die Lebensqualität der Anwohner erhöhen: "Da sind Sitzbänke, Hochbeete, da sind schattige Bereiche, da sind auch Abkühlungsbereiche, wo mal Wasserspiele sind", so SUPERBLOCKS-Mitglied Matthias Petzold gegenüber dem MDR. "Man versucht halt gezielt, den Menschen den Straßenraum zurückzugeben."

Die Stadt begründete die Errichtung der verkehrsberuhigten Zonen zugleich mit der in den letzten Jahren um 30 Prozent gestiegenen Einwohnerzahl der Stadtteile Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf: "Aufgrund der dichten Bebauung konnten in dieser Zeit keine weiteren Grünflächen und Aufenthaltsflächen eingerichtet werden. Diese Entwicklung führt in den Stadtteilen zu Übernutzungen und Konflikten im öffentlichen Raum."

Unter Anwohnern sorgen die kürzlich neu aufgestellten Verkehrsbarrieren jedoch nicht nur für Freude. Einige fühlen sich nicht ausreichend eingebunden: "Ein Zettel im Briefkasten in zwei Jahren, das war alles", kritisiert ein Bewohner der Hildegardstraße. Der Leipziger CDU-Vorsitzende Andreas Nowak sieht das ähnlich: "Da gehts um ideologische Eingriffe in den Straßenverkehr, da gehts drum, Parkplätze wegzumachen, das Autofahren unattraktiv zu machen."

Eisenbahnstraße Leipzig Blutige Auseinandersetzung auf der Leipziger Eisenbahnstraße

Das Konzept der Superblocks fand seinen Ursprung in der spanischen Millionen-Metropole Barcelona. Um die Luftqualität der Stadt zu verbessern, wurden dort 2017 die ersten Pilotprojekte gestartet und erzielten einen deutlich messbaren Erfolg: Die Luftqualität erholte sich und der Autoverkehr ging in den Vierteln mit Superblocks um knapp 80 Prozent zurück.

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