Keine Ostergeschenke von Amazon? Gewerkschaft ruft zu Streik auf

Leipzig - Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des Versandhändlers Amazon in Leipzig zu einem viertägigen Streik vor Ostern aufgerufen. Er solle mit Beginn der Nachtschicht vom Sonntag auf den Montag beginnen.

Erneut beteiligen sich Beschäftigte des Amazon-Standortes in Leipzig ab Sonntagabend an bundesweiten Streiks. (Archivbild)
Erneut beteiligen sich Beschäftigte des Amazon-Standortes in Leipzig ab Sonntagabend an bundesweiten Streiks. (Archivbild)  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

"Bereits vor einer Woche haben Zehntausende Mitarbeiterinnen an den italienischen Amazon-Standorten ihre Arbeit niedergelegt. Sie haben quasi den Aufschlag zu einer internationalen vorösterlichen Streikwelle gemacht", erklärte Gewerkschaftssekretär Thomas Schneider am Sonntag.

"Schließlich waren es Leipziger Beschäftigte, die mit ihren ersten Arbeitskämpfen vor nunmehr fast acht Jahren ein Signal gesandt und vielen anderen Beschäftigten über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus Mut gemacht haben, für einen Tarifvertrag auf die Straßen zu gehen", betonte Schneider.

Vieles habe man für die Beschäftigten schon erreicht – von Gehaltssteigerungen bis hin zu besseren Arbeitsbedingungen: "Ein Gesamtpaket in Form eines Tarifvertrages ist und bleibt unser Ziel."

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Amazon erwartet keine Auswirkungen des Streiks. Man sehe ihm gelassen entgegen, teilte das Unternehmen mit. Der Versandhändler verwies auf frühere Aktionen. Bei vergangenen Streikaufrufen hätten mehr als 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Logistikzentren "ganz normal gearbeitet".

Laut Amazon liegt der Brutto-Einstiegslohn für Beschäftigte je nach Standort zwischen 11,30 Euro und 12,70 Euro. Nach 12 und 24 Monaten steige er automatisch.

Nach zwei Jahren verdienten Mitarbeiter im Schnitt etwa 2600 Euro brutto pro Monat, hieß es.

Erste Amazon-Arbeitnehmervertretung in USA?

Auch in den USA gab es in den vergangenen Monaten Proteste gegen den Versand-Riesen, wie hier in New York im März vergangenen Jahres. (Archivbild)
Auch in den USA gab es in den vergangenen Monaten Proteste gegen den Versand-Riesen, wie hier in New York im März vergangenen Jahres. (Archivbild)  © Bebeto Matthews/AP/dpa

Amazon sieht sich zu Unrecht Kritik ausgesetzt. "Wir sind zu einer Projektionsfläche für Gruppen geworden, die Aufmerksamkeit für ihre Themen suchen", hieß es in einer Stellungnahme. Man arbeite eng mit den Betriebsräten in den Logistikzentren zusammen.

Die Beschäftigten würden von "exzellenten Löhnen, exzellenten Zusatzleistungen und exzellenten Karrierechancen" profitieren: "Wir beweisen jeden Tag, dass wir auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber sind."

Auch in den USA liegen Gewerkschaften mit dem Online-Riesen im Clinch: An diesem Montag endet die Frist für eine Briefwahlabstimmung über eine Arbeitnehmervertretung in einem Logistiklager im US-Bundesstaat Alabama.

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Es wäre der erste US-Standort von Amazon mit einer Arbeitnehmervertretung in der über 26-jährigen Geschichte des Konzerns.

UPDATE, 29. März, 8.20 Uhr: Amazon sieht durch Streik keine Auswirkungen

Der Ausstand am Leipziger Amazon-Standort hat begonnen.
Der Ausstand am Leipziger Amazon-Standort hat begonnen.  © Tobias Junghannß

Wie Streikleiter Thomas Schneider am Montagmorgen sagte, sei nach seinen Informationen ein großer Teil der Kollegen dem Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gefolgt. Wegen der Corona-Pandemie finde der Ausstand in "stiller Form" statt. Die Streikteilnehmer blieben einfach zu Hause.

Streikposten verteilten seinen Angaben zufolge an den Zugängen zum Firmengelände Informationsmaterial an Kollegen, die nicht mitmachten. Am Morgen sollen am Zaun des Geländes Transparente und Fahnen angebracht werden. Er gehe davon aus, dass sich etwa 400 von rund 1200 Beschäftigten an dem Ausstand beteiligen, sagte Schneider. Der Streik soll bis zur Spätschicht am Donnerstagabend dauern.

Laut einem Unternehmenssprecher sei die Beteiligung an dem Streik "sehr gering". Die Nachtschicht sei "normal angelaufen". Amazon erwartet keine Auswirkungen. Der Versandhändler verwies auf frühere Aktionen.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

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