Immer mehr illegale Partys in Leipzig: Problem lässt sich nicht allein durch die Polizei lösen

Leipzig - Nicht viele Menschen können von sich behaupten, in den vergangenen eineinhalb Jahren "ganz normal" in Clubs feiern gewesen zu sein. Einige wenige Diskotheken hatten zwar zwischenzeitlich unter Auflagen geöffnet, die steigenden Corona-Inzidenzen zwangen sie jedoch meist wieder zur baldigen Schließung. Die Konsequenz: In Leipzig und Umgebung gibt es immer mehr illegale Partys an öffentlichen Plätzen.

An den Wochenenden ist die Leipziger Polizei an Party-Hotspots wie der Sachsenbrücke, dem Palmenagarten oder dem Mariannenpark im Dauereinsatz.
An den Wochenenden ist die Leipziger Polizei an Party-Hotspots wie der Sachsenbrücke, dem Palmenagarten oder dem Mariannenpark im Dauereinsatz.  © Alexander Prautzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Seit einigen Monaten sorgen Hotspots wie die Sachsenbrücke oder der Palmengarten aufgrund illegaler Partys mit tausenden Teilnehmern für Schlagzeilen. An vielen Wochenenden kommt es dort auch vermehrt zu Straftaten.

Leipziger Feierwütige beschränken sich jedoch nicht mehr nur auf diese beiden Orte, wie Polizeisprecher Olaf Hoppe gegenüber TAG24 erklärte. Neben dem Auwald und diversen Parks werde nun auch regelmäßig illegal am Cospudener See, Störmthaler See und ferner auch am Schladitzer See gefeiert.

Erst am vergangenen Wochenende sorgte eine illegale Veranstaltung in den Schönauer Lachen für Aufregung und Frustration bei den Nachbarn. So berichtete ein Anwohner TAG24 von lauter Musik, die durchgängig bis 6 Uhr morgens lief und ihm den Schlaf raubte.

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Wie auch Hoppe bestätigte, handelte es sich dabei um keinen Einzelfall. Die "saisonalen" Partys, von denen "ruhestörender Lärm ausgeht und die überwiegend ohne Anmeldung organisiert werden", seien den Beamten schon seit Jahren bekannt.

Der Vorwurf der Anwohner: Wieso werden die Feiern trotz ihrer Beschwerden nicht von der Polizei oder dem Ordnungsamt aufgelöst? Diese Frage gilt auch für Partys an anderen Orten in und um Leipzig, die oft scheinbar ungestört bis in die Morgenstunden weiterlaufen dürfen.

Teile der Schönauer Lachen sind naturschutzrechtlich geschützt. Das Ordnungsamt führt dort regelmäßig Kontrollen durch, damit die Flora und Fauna erhalten bleibt.
Teile der Schönauer Lachen sind naturschutzrechtlich geschützt. Das Ordnungsamt führt dort regelmäßig Kontrollen durch, damit die Flora und Fauna erhalten bleibt.  © Screenshot Google Street View

Stadt Leipzig muss legale Möglichkeiten für Partys schaffen

Der Leipziger Pressesprecher Olaf Hoppe sprach mit TAG24 über die vielen illegalen Partys, die momentan in Leipzig und Umland stattfinden.
Der Leipziger Pressesprecher Olaf Hoppe sprach mit TAG24 über die vielen illegalen Partys, die momentan in Leipzig und Umland stattfinden.  © Ralf Seegers

"Ich kann hier nur um Verständnis werben", äußerte sich Hoppe zur aktuellen Party-Problematik. So würde die Polizei natürlich grundsätzlich allen Hinweisen nachgehen, müsse angesichts begrenzter Kapazitäten jedoch trotzdem "Prioritäten" setzen.

So haben die Leipziger Einsatzkräfte täglich knapp 500 Einsätze zu bewältigen. Neben Unfällen, Straftaten und diversen Gefahrensituationen gilt es auch Demonstrationen und Fußballspiele zu überwachen.

"Damit können wir manchmal nicht jedem individuellen Wunsch der Bürgerinnen und Bürger bezüglich der Lärmbelästigungen - wenngleich völlig verständlich - entsprechen", so Hoppe weiter.

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Die Hinweise der Anwohner und Passanten seien dennoch wichtig: Sie dienen dazu, Einsätze künftig besser planen und illegale Partys durch präventive Kontrollen unterbinden zu können, wie das Leipziger Ordnungsamt versicherte.

"Gleichwohl wird die Polizeidirektion Leipzig mit ihren Einsatzkräften an den kommenden Wochenenden präsent sein", versprach Hoppe angesichts der angespannten Lage in den Schönauer Lachen. Es sei jedoch stets abzuwägen, ob ein Eingreifen der Einsatzkräfte in Party-Gesellschaften ratsam ist: Mitunter führe dies oft zu Eskalationen - was natürlich weder im Interesse der Beamten noch der Feierenden sei.

Die Sachsenbrücke gehört besonders an den Wochenenden zu Leipzigs Party-Hotspots.
Die Sachsenbrücke gehört besonders an den Wochenenden zu Leipzigs Party-Hotspots.  © Alexander Prautzsch/dpa-Zentralbild/dpa

"Aus hiesiger Sicht lässt sich das Problem nicht allein durch den Einsatz der Polizei lösen, die grundsätzlich eher repressiv agieren kann", legte Hoppe die komplexe Sachlage dar. "Den Menschen fehlen schlichtweg alternative legale Möglichkeiten, derartige Veranstaltungen zu organisieren."

Um hier Lösungen zu finden sei jedoch nicht die Polizei oder das Ordnungsamt, sondern die Stadt Leipzig selbst gefragt. Erst dann können in der Messestadt Party-Plätze geschaffen werden, mit denen Anwohner, Feiernde und Einsatzkräfte gleichermaßen zufrieden sind.

Titelfoto: Montage: Ralf Seegers; Alexander Prautzsch/dpa-Zentralbild/dpa; Screenshot Google Street View

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