Kampf um Biotop in altem Steinbruch: Baufirma pumpte illegal Wasser ab
Leipzig - Knapp 36 000 Menschen unterschrieben bis jetzt eine Petition zur Rettung des Holzberg-Biotops in Thallwitz (Landkreis Leipzig). Sie fordern den Erhalt eines der artenreichsten Lebensräume Sachsens und eines Bergsportparadies. Das Petitionsende in acht Tagen sowie neue Erkenntnisse zum unerlaubten Abpumpen von Wasser in dem ehemaligen Steinbruch erhöhen den Druck auf die zuständigen Behörden - allen voran das Oberbergamt in Freiberg.
Anfragen des Landtagsabgeordneten Marco Böhme (33, Die Linke) bestätigten jetzt, dass ein Bauunternehmen als Eigentümerin des Tagebaurestlochs zwischen Juli 2018 und November 2019 im Holzberg etwa 30 Millionen Kubikmeter Wasser abgepumpt hat, ohne dafür eine Genehmigung zu besitzen.
Zudem lag bei den zuständigen Behörden zu keiner Zeit eine wasserrechtliche Erlaubnis vor, dass dieses abgepumpte Wasser in die Lossa eingeleitet werden darf.
Dazu erklärt Antonia Mertsching (38), die Sprecherin für Umweltpolitik der Linken: "Der Eigentümer ignorierte offenbar wiederholt die behördlichen Aufforderungen und setzte die illegale Wasserentnahme sowie Einleitung in die Lossa, also in eine Trinkwasserschutzzone III fort."
Die Behörden des Landkreises Leipzig ahndeten dieses Fehlverhalten erst, nachdem sie mehrfach dazu aufgefordert und Anzeige erstattet wurde. Nicht nur die Linken, sondern auch Umweltschutzverbände beklagen das lautstark.
Hunderte Tierarten bereits am Holzberg entdeckt
Im Ökosystem Holzberg zählte man bisher über 300 wildlebende Tier- und Pflanzenarten, 100 Vogel-, zehn Fledermaus-, sechs Amphibien-, fünf Reptilien- und 27 Tagfalter-Arten, sowie unzählige Insektenspezies, die sich vor allem rund um besonders schützenswerte Flachwasserbereiche angesiedelt haben.
"Inzwischen kenne ich mehrere solcher Fälle und frage mich, wen die Umweltbehörden schützen: unsere Lebensgrundlagen oder Unternehmensinteressen?", sagt Antonia Mertsching.
Titelfoto: alpenverein-sachsen