Komplizierter Bau von Bob-Bahnen: Darauf kommt es wirklich an

Leipzig - Das Leipziger Ingenieurbüro Gurgel ist für fast alle künstlichen Bobbahnen der Welt verantwortlich. Aber wie sieht das perfekte Exemplar eigentlich aus?

Leiten heute die IBG+Partner: Die Diplomingenieure Mike Richter (57, l.) und Jörg Penseler (56) planen Bobbahnen am Computer.
Leiten heute die IBG+Partner: Die Diplomingenieure Mike Richter (57, l.) und Jörg Penseler (56) planen Bobbahnen am Computer.  © Ralf Seegers

"Sie orientiert sich in erster Linie am Oberflächenrelief", erklärt Diplomingenieur Mike Richter (57), heutiger Geschäftsführer der IBG+Partner (steht für Ingenieurbüro Gurgel) in Leipzig. Die Bahnlänge ist ein Kompromiss.

Richter: "Während Rodler eine 1000 Meter lange Bahn bevorzugen, sind für Bobfahrer 1400 Meter optimal. Unsere Bahnen liegen dazwischen."

Am Ende muss die vielfach gewundene Röhre Schlittengeschwindigkeiten von bis zu 135 km/h und beim Viererbob Belastungen bis zu 630 Kilo aushalten.

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Weltweit gibt es nur zwei Planungsbüros für Bobbahnen - seit 1992 die von Udo Gurgel gegründete IBG in Leipzig und einen Mitbewerber in Stuttgart. IBG+Partner beschäftigt sieben Mitarbeiter in Leipzig. Jahresumsatz: zwischen 600.000 und 800.000 Euro.

Inzwischen haben Gurgel und seine Nachfolger neben seiner Premierenbahn in Oberhof acht Olympiabahnen entwickelt: in Lillehammer/Norwegen 1994, Nagano/Japan 1998, Salt Lake City/USA 2002, Turin/Italien 2006, Vancouver/Kanada 2010 und Sotschi/Russland 2014. Auch die Bahn für die Winterspiele 2026 im italienischen Cortina d'Ampezzo (Investitionsvolumen: 86 Millionen Euro) wurde in Leipzig entwickelt.

Vergangene Woche zeigten sich die Bob-Olympiasieger Laura Nolte (26) und Francesco Friedrich (35) bei Trainingsläufen von dem 1445 Meter langen Eislabyrinth mit 16 Kurven begeistert.

1986 in Leipzig erdacht und projektiert: Die Weltcup-Bobbahn in Sigulda (Lettland) steht auf den ersten 300 Metern auf bis zu 27 Meter hohen Stahlstützen. Gestartet wird aus einem Turm heraus.
1986 in Leipzig erdacht und projektiert: Die Weltcup-Bobbahn in Sigulda (Lettland) steht auf den ersten 300 Metern auf bis zu 27 Meter hohen Stahlstützen. Gestartet wird aus einem Turm heraus.  © IMAGO/Depositphotos
Liegt im West-Kaukasus auf einer Höhe von etwa 840 Metern: Kunsteisbahn Sliding Center Sanki in Sotschi.
Liegt im West-Kaukasus auf einer Höhe von etwa 840 Metern: Kunsteisbahn Sliding Center Sanki in Sotschi.  © IMAGO/Depositphotos

Leipziger Büro hat Bobbahn-Bau perfektioniert

"Manchmal kommen auch kuriose Anfragen", sagt Geschäftspartner Diplomingenieur Jörg Penseler (56). "So fragten Ägypten, die Türkei und Neuseeland ebenso eine Eisbahn an wie Las Vegas, wo die Schlitten Räder statt Kufen haben sollten. Ein Investor wollte sich sogar mal eine Tandembahn mit zwei parallelen Röhren für Wettfahrten projektieren lassen."

Doch egal, ob es um Bahnsanierung oder einen Neubau geht: "Udo Gurgel ist bis heute unsere Geheimwaffe bei kniffeligen Problemen."

Titelfoto: IMAGO/Depositphotos

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