Leipziger Spitzenspiel ohne Nahverkehr - Streikende Tram- und Busfahrer torpedieren Champions League
Leipzig - Böses Foul in der Königsklasse des Fußballs: Ausgerechnet zum Champions-League-Kracher RB Leipzig gegen Manchester City hat die Gewerkschaft ver.di die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) lahmgelegt. Weil Straßenbahn- und Busfahrer ganztägig streikten, musste das Gros der mehr als 45.000 Fans am Abend zu Fuß zum Stadion pilgern, regierte Chaos auf den Straßen.
Nein, ein Zufall sei der Streiktermin nicht gewesen, gibt ver.di-Verkehrsreferent Paul Schmidt (35) unumwunden zu: "Wir wollten für unser Anliegen größtmögliche Aufmerksamkeit."
Auch dass der Streik erst kurzfristig am Vortag angekündigt wurde, war Kalkül. So gelang es weder LVB noch RB, einen Ersatzverkehr zum Stadion zu organisieren.
Angesichts der ebenfalls brisanten Parksituation an der Arena solle man bitte zu Fuß oder mit dem Fahrrad anreisen, baten Verein und Stadt über ihre Informationskanäle unisono. Auf der Festwiese hatte das Ordnungsamt eilends einen bewachten Rad-Parkplatz eingerichtet.
Doch die Bitte verfing nur bedingt. Vor allem die vielen auswärtigen Fans reisten mit Autos an und sorgten für stundenlanges Chaos auf den Straßen rund um die Red Bull Arena.
Gewerkschaft: Weniger Lohn als ein ungelernter Regaleinräumer
Ein schlechtes Gewissen hatten die Chaos-Stifter von ver.di dennoch nicht.
"Die Beschäftigten der LVB bewegen jeden Tag Hunderttausende Menschen durch die Stadt - auch zu solchen Großveranstaltungen, doch bei den Löhnen liegen sie ganz weit unten", sagte Gewerkschafter Schmidt TAG24.
So liege das Einstiegsgehalt für einen Tram-Fahrer bei 2280 Euro.
Schmidt: "Das ist vom Stundenlohn her weniger als ein ungelernter Regaleinräumer bei Lidl bekommt." Anders als ihre Kollegen in Dresden und Chemnitz hätten die LVB’ler auch keinen Inflationsausgleich bekommen.
In der aktuellen Tarifrunde fordert ver.di eine Einkommenssteigerung von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr.
Titelfoto: Montage: Ralf Seegers + Jan Woitas/dpa