Krebskranker Attila in sächsischem Hospiz: "Es ist 'ne gute Zeit, hier aufzutauchen"
Leipzig - Vor knapp zwei Jahren öffnete das Tageshospiz in der Villa Auguste seine Tore in Leipzig. Sachsens erste Einrichtung dieser Art richtet sich an nicht heilbar erkrankte Menschen mit einer palliativen Diagnose. Einer von ihnen ist Attila Mattukat (55), für den das Pilotprojekt ein "emotionaler Lichtblick" ist. TAG24 hat ihn getroffen.
Kurz nach seinem 55. Geburtstag erhielt der Videotechniker im November 2024 die Tumor-Diagnose. Bei einer OP im Mai hatten die Ärzte dann festgestellt, dass der Krebs bereits gestreut hat.
"Dann hat man mir gesagt, es ist 'ne gute Zeit, hier aufzutauchen, weil das Haus eben ganz neu ist", erzählt Mattukat im TAG24-Gespräch. Für einen Platz im stationären Hospiz gehe es ihm eben körperlich trotz seiner "Finaldiagnose" noch zu gut, glücklicherweise bereite ihm der Tumor kaum Schmerzen.
"Im Schnitt bin ich zweimal die Woche hier. Für mich ist es ein emotionaler Lichtblick und besser, als alleine zu Hause unter Einsamkeit zu leiden", so der 55-Jährige, der ein großes Interesse für den Weltraum hegt. "Einsamkeit ist echt eine Gefahr. Hier kann ich mich hingegen mit Leidensgenossen austauschen, es gibt erbauliche Angebote und die Schwestern geben alles."
Angst vor dem Sterben habe er nicht, sagt Mattukat. Lediglich der Gedanke, dass seine Eltern den Tod des eigenen Kindes miterleben müssen, belaste ihn sehr.
Insgesamt müsse man die Themen Tod und Sterben laut dem 55-Jährigen mehr in der Gesellschaft tragen. Beim Besuch des sächsischen Ministerpräsidenten an diesem Nachmittag wolle er die Gelegenheit aber doch lieber nutzen, um mit Michael Kretschmer (CDU, 50) über sein Lieblingsthema zu sprechen: den Weltraum. "Mit Politik hat der ja eh schon genug zu tun", scherzt der leidenschaftliche Naturphilosoph Attila Mattukat.
"Hospiz" für viele immer noch ein Reizwort
Beim gemeinsamen Rundgang durch die Villa mit Sachsens Landeschef wurde auch der hauseigenen Küche ein Besuch abgestattet, in der wöchentlich selbst gebacken wird. Heute gibt es frische Eierschecke.
"Eine Therapie kann nur so gut sein wie das Umfeld", sagt Susanne Meier, Pflegedienstleiterin des Tageshospizes. "Dabei kommt gutem Essen eine besondere Bedeutung zu, damit die Menschen bei Kräften bleiben."
Laut der amtierenden Geschäftsführerin Ivonne Hentschke sei Hospiz bedauerlicherweise immer noch ein Wort, dass zu Ablehnung führen kann: "Viele denken: 'So weit bin ich noch nicht.'" Dabei habe erst neulich eine Patientin, die Respekt vor ihrem ersten Besuch hatte, am Ende des Tages gefragt, wann sie morgen wiederkommen dürfe.
"Jeder soll hier das erfahren, was er braucht oder man sich wünscht", sagt Geschäftsführerin Hentschke.
Titelfoto: Bildmontage/TAG24/Jan-Gerrit Vahl

