Polizei ermittelt: Vorfall zwischen Auto und Demonstranten bei "Ami go Home"-Demo

Leipzig - Am Rande der vom rechtsextremen "Compact"-Magazin beworbenen "Ami go Home"-Demo in Leipzig ist es am Samstag zu einem Vorfall zwischen einem Auto und Gegendemonstranten gekommen.

Bei der "Ami go Home"-Demo in Leipzig ging es offenbar weit weniger ruhig zu als bisher bekannt. Am Rande der Demonstration war es offenbar zu einem Vorfall zwischen einem Auto und Gegendemonstranten gekommen.
Bei der "Ami go Home"-Demo in Leipzig ging es offenbar weit weniger ruhig zu als bisher bekannt. Am Rande der Demonstration war es offenbar zu einem Vorfall zwischen einem Auto und Gegendemonstranten gekommen.

Mehrere Kanäle auf Twitter meldeten, dass der Wagen in eine Blockade gefahren sein soll.

"Am Rande der gestrigen Demonstrationen kam es zu versuchten Totschlag/gefährlicher Körperverletzung", schrieb dort der Leipziger Grünen-Politiker Jürgen Kasek (42). "Auto [...] fuhr in eine Sitzblockade, wodurch ein Demonstrant auf der Motorhaube landete. Der Täter fuhr danach weiter."

Gegenüber TAG24 schilderte Kasek, dass es auf der Karl-Tauchnitz-Straße zu einer Demonstration von überwiegend jugendlichen Teilnehmern gekommen sein soll. Polizeikräfte vor Ort hätten diese geduldet, schließlich wurde sie als Spontanversammlung angemeldet. Eine Rettungsgasse sei am Rande der Blockade gebildet worden.

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Das Auto sei zunächst durch diese Gasse gefahren. Als dessen Fahrer einen einzelnen Demonstranten sah, habe er jedoch eine Ausscherbewegung gemacht, "als ob er auf ihn zufahren wolle", so Kasek.

Mehrere Demo-Teilnehmer seien darauf aufmerksam geworden, hätten den Autofahrer zur Rede stellen wollen. "In diesem Moment gab der Mann Vollgas und erfasste dadurch einen der Jugendlichen, der sich vor das Auto gestellt hatte. Der Junge landete dadurch auf der Motorhaube und fiel von dieser runter. Auch ein Scheinwerfer wurde beschädigt."

Kasek erwähnte zudem zwei Polizeibeamte, die unmittelbar danebengestanden haben sollen. Der 42-Jährige kritisierte, dass beide nichts unternommen hätten.

Unterschiedliche Schilderungen zum Vorfall

Was genau vorgefallen war, ist derzeit noch unklar. Die Schilderungen innerhalb der bisherigen Aussagen weisen laut Polizei deutliche Unterschiede auf.
Was genau vorgefallen war, ist derzeit noch unklar. Die Schilderungen innerhalb der bisherigen Aussagen weisen laut Polizei deutliche Unterschiede auf.

Bei dem Autofahrer handelte es sich um den Altenburger Gebhard Berger. Er war am Samstag nach Leipzig gekommen, um an der "Compact"-Demo teilzunehmen, wie er gegenüber TAG24 erklärte.

"Danach bin ich zu meinem Auto [gegangen], um nach Hause zu fahren." Als er auf die Karl-Tauchnitz-Straße fuhr, habe er die Sitzblockade bemerkt, jedoch auch einen "etwa fahrzeugbreiten Bereich, der augenscheinlich relativ frei war, also zumindest nicht besetzt durch sitzende Demonstranten", sagte Berger.

Als er sich der Blockade näherte, hätten die Teilnehmer angefangen, auf sein Auto zu schlagen. "Sie haben auch die Fahrertür aufgerissen. Ich habe mich bedroht gefühlt. Einer hat sich dann vor mein Auto gesetzt, sodass ich nicht weiterfahren konnte."

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Der Demonstrant vor dem Auto sei daraufhin auf die Motorhaube gestiegen. "Da war die Straße für mich frei und ich bin losgefahren."

Polizisten habe er während des Vorfalls nicht bemerkt. Auch, was mit der Person auf seiner Motorhaube passiert war, habe er nicht gesehen. Erst am nächsten Kreisverkehr sei er auf Beamte gestoßen und habe den Sachverhalt dort geschildert. Berger überlege nun, Anzeige wegen Nötigung und Bedrohung zu erstatten, sagte er gegenüber TAG24.

Ermittlungen stehen noch am Anfang

Den Ermittlern zufolge gibt es bislang zumindest keine Erkenntnisse, dass bei dem Vorfall Personen verletzt wurden.
Den Ermittlern zufolge gibt es bislang zumindest keine Erkenntnisse, dass bei dem Vorfall Personen verletzt wurden.

Die Polizei bestätigte den Vorfall bereits, erklärte jedoch lediglich, dass die Ermittlungen dazu noch am Anfang stünden.

"Den ersten Erkenntnissen zufolge soll ein Pkw-Fahrer versucht haben, die Versammlung, deren Teilnehmende auf der Straße saßen, zu umfahren", hieß es in einer Mitteilung der Behörde.

Die Schilderungen des Autofahrers würden deutliche Unterschiede zu den Aussagen einzelner Twitter-Accounts aufweisen.

Rechtsanwalt Jürgen Kasek sagte gegenüber TAG24 weiter, dass der Sachverhalt unbedingt einer Aufklärung bedürfe. "Man sieht an diesem Fall, wohin die aufgeheizte Stimmung führen kann."

Bezüglich des jugendlichen Demonstranten erklärte er, dass dieser abgesehen von einem Schock unversehrt geblieben sei. Auch die Polizei teilte mit, dass im Zusammenhang mit dem Vorfall bislang keine Erkenntnisse zu verletzten Personen vorlägen.

Titelfoto: privat

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