MDR-Beitrag zu linker Gewalt: Antifaschist kritisiert "völlig unnötige und überzogene" Gewaltaktionen

Leipzig - Die Verurteilung der Linksextremistin Lina E. (28) und ihrer Mittäter ist momentan in aller Munde. Auch MDR exactly griff das Thema nun in einem Beitrag auf und ließ unter anderem Personen aus der linken Szene zu Wort kommen.

Am vergangenen Mittwoch wurde das Urteil über Linksextremistin Lina E. (28) gesprochen.
Am vergangenen Mittwoch wurde das Urteil über Linksextremistin Lina E. (28) gesprochen.  © Sebastian Kahnert/dpa

Am vergangenen Mittwoch wurde Lina E. unter anderem wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt. Drei Mitangeklagte erhielten Haftstrafen zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Jahren.

Der militanten linken Gruppierung, zu der auch Linas momentan flüchtiger Verlobter Johann G. gehört, werden brutale Angriffe auf Neonazis zulasten gelegt. Im Zuge des Gerichtsprozesses und der Ermittlungen der Soko Linx beschäftigt sich auch die sächsische Regierung zunehmend mit linksextremistischen Strukturen.

So verglich Innenminister Armin Schuster (62, CDU) die linke Szene und deren untergetauchte Mitglieder sogar mit den terroristischen Gruppen NSU und RAF.

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Im MDR exactly-Video merkt Alexander Deycke, der an der Göttinger Universität unter anderem zu linker Militanz forscht, an, dass sich die Attacken auf Neonazis eigentlich nur im Rahmen dessen abspielen, was man bereits aus den 80er- und 90er-Jahren kennt. Seitdem habe sich am Handlungsrepertoire der Szene eigentlich nicht viel geändert.

Doch auch innerhalb der links-autonomen Gruppierungen gebe es Unstimmigkeiten über die Taten. So werde den Tätern rund um Lina E. aus den eigenen Reihen durchaus die Gewaltbereitschaft angekreidet, mit der "patriarchale Strukturen" und toxische Männlichkeitsideale reproduziert werden würden.

In der vergangenen Woche wurde fast täglich von Linken in Leipzig demonstriert. Teilweise gerieten die Teilnehmenden mit der Polizei aneinander.
In der vergangenen Woche wurde fast täglich von Linken in Leipzig demonstriert. Teilweise gerieten die Teilnehmenden mit der Polizei aneinander.  © Hendrik Schmidt/dpa

In dem Beitrag werden zudem zwei gegensätzliche Haltungen zum Thema Militanz im Antifaschismus verglichen.

Zum einen kommt ein anonymer Mann aus dem linken Spektrum zu Wort, der kein Problem damit hat, wenn Neonazis in den Rollstuhl geprügelt werden. Und die dazugehörigen Haftstrafen müsse man dann einfach "einkalkulieren" und akzeptieren: "Wer dieses Spiel spielt, weiß, was die Konsequenzen sein können."

Ihm gegenübergestellt wird die Ansicht eines anderen anonymen Linken, der Gewalttaten im Antifaschismus verurteilt. "Wir wollen die Gesellschaft verändern und nicht Leute abschrecken dadurch, dass völlig unnötige und überzogene Gewaltaktionen durchgezogen werden", äußert er sich.

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Seiner Meinung nach würden Taten wie der aktuelle Fallkomplex um Lina E. dem Antifaschismus mehr schaden als den Nazis.

Stattdessen solle man innerhalb der Szene lieber genauer darüber sprechen, welche konkreten Ziele mit Aktionen erreicht werden sollen.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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