Von wegen Transparenz: Harte Kritik im MDR vor der Intendantenwahl
Leipzig - In sechs Tagen steht beim MDR die Wahl des neuen Intendanten an. Der vom Verwaltungsrat vorgeschlagene bisherige Verwaltungsdirektor Ralf Ludwig (54) soll es werden. Doch das Prozedere gerät zunehmend unter Mauschelei-Verdacht. Die MDR-Beschäftigten beklagen Intransparenz, weil weder der Kandidat noch das Auswahlgremium ihre Fragen beantworten wollen.

Es sollte diesmal alles ganz transparent ablaufen. Die zum 1. November vakante Intendanten-Stelle wurde öffentlich ausgeschrieben - 29 Bewerber meldeten sich. Der Verwaltungsrat hielt davon zehn Damen und Herren für geeignet.
Letztlich schafften es drei in die interne Endauswahl - bei der sich Verwaltungsdirektor Ludwig gegen Boris Lochthofen (48, Landesfunkhaus Thüringen) und Kika-Chefin Astrid Plenk (47) durchsetzen konnte.
Nach welchen Kriterien der zehnköpfige Verwaltungsrat urteilte und wer die anderen Bewerber waren - das hätte der Gesamtpersonalrat gern gewusst. Doch das unter Führung der einstigen Thüringer Finanzministerin Birgit Diezel (65, CDU) stehende Gremium macht daraus ein Geheimnis.
"Der Verwaltungsrat hat Transparenz versprochen, lässt die Arbeitnehmervertretung aber außen vor", bemängelt Personalrats-Chef Dirk Gläßer (61).


Keine Antworten - Personalrat bittet Rundfunkrat um Hilfe

Nächste Enttäuschung: Die von MDR-Mitarbeitern eingereichten Fragen zur Zukunft des Senders will Kandidat Ludwig vor der Wahl nicht beantworten. Eine Einladung zum Gespräch habe er "mit Verweis auf das laufende Verfahren" abgelehnt, so Gläßer.
In einer Art Hilferuf hat der Gesamtpersonalrat die Fragen nun an den Rundfunkrat weitergeleitet, der am kommenden Montag den Intendanten wählen soll.
Darin auch brisante Themen: So soll sich Ludwig dazu äußern, ob die üppigen Gehälter von Intendant und Direktoren angesichts der roten Zahlen noch zeitgemäß sind.
"Wollen Sie sich im Falle Ihrer Wahl zum Intendanten wieder vertraglich ein Ruhegehalt festschreiben lassen, obwohl dies nicht mehr den jetzt gültigen Regularien im MDR entspricht?", lautet eine weitere Frage.
Und vom Verwaltungsrat wollen die Beschäftigten wissen, ob dieser sich bewusst sei, "welches vermutlich wenig vertrauensfördernde Bild in der Öffentlichkeit dadurch entsteht, dass Herr Ludwig über all die Jahre nicht nur engstens mit dem Verwaltungsrat zusammengearbeitet hat, sondern dieser ihm bereits 2015 als Verwaltungsdirektor das höchste Direktorengehalt im MDR, also das zweithöchste nach der Intendantin ... zugestanden hat."
Titelfoto: Kirsten Nijhof/MDR