Stadt hat keinen Plan: Diese Exoten tummeln sich in Leipzigs Gewässern

Leipzig - Immer häufiger werden in Leipzigs Gewässern exotische Tiere gesichtet. Haben sich etwa Koi-Karpfen und Sonnenbarsche vielerorts bereits etabliert, tauchen nun auch zunehmend Reptilien aus Nordamerika auf. Für die heimischen Ökosysteme sind die ausgesetzten Haustiere ein existenzielles Risiko.

Eine Rotwangen-Schmuckschildkröte sonnt sich im Teich des Arthur-Bretschneider-Parks.
Eine Rotwangen-Schmuckschildkröte sonnt sich im Teich des Arthur-Bretschneider-Parks.  © Lutz Brose

Gemütlich treibt die Rotwangen-Schmuckschildkröte auf einem Baumstamm im Teich des Arthur-Bretschneider-Parks und genießt ihr Sonnenbad beim Blick in die Kamera.

Wie die Stadt auf TAG24-Nachfrage mitteilte, war bisher lediglich das Vorkommen von Buchstaben-Schmuckschildkröten im Froschteich und Elsterflutbett bekannt.

Wild ist unterdessen auch das Treiben in einem Gewässer in Probstheida: In der Nähe der Nachwende-Neubausiedlung Sonnenpark liegt "RRA 047".

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Leipzigs Wasserwerke führen unter dieser Bezeichnung die "Regenwasser-Rückhalteanlage Nr. 47". Im Verlauf der Jahre entstand hier ein vielseitiges Feuchtbiotop, Anlaufstelle und Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten.

Leider wurde RRA 047, wie TAG24-Fotos belegen, jedoch auch zum Auffangbecken ungeliebter Haustiere und Gartenteich-Bewohner. Neben aus Japan stammenden Koi-Karpfen lassen sich hier auch ursprünglich in Nordamerika heimische Sonnenbarsche entdecken.

Auf die Exoten in Probstheida angesprochen, antwortete die Stadt auf TAG24-Nachfrage: "Hierzu liegen der unteren Naturschutzbehörde und dem Amt für Umweltschutz keine Informationen vor."

In lediglich einem Fall gelang es der Stadt, eine ausgesetzte Schmuckschildkröte zu fangen und an ein Tierheim zu übergeben. Ob sich die verbliebenen Tiere mittlerweile vermehrt haben, bleibt ungewiss.
In lediglich einem Fall gelang es der Stadt, eine ausgesetzte Schmuckschildkröte zu fangen und an ein Tierheim zu übergeben. Ob sich die verbliebenen Tiere mittlerweile vermehrt haben, bleibt ungewiss.  © Lutz Brose

Ausgesetzte Haustiere bedrohen heimische Ökosysteme

In Einzelfällen werden gesamte Gewässer trockengelegt, um den Befall und die Verbreitung von Sonnenbarschen einzudämmen.
In Einzelfällen werden gesamte Gewässer trockengelegt, um den Befall und die Verbreitung von Sonnenbarschen einzudämmen.  © Lutz Brose

Sonnenbarsche wurden Ende des 19. Jahrhunderts als Aquarienfische aus Nordamerika nach Europa importiert, später in Seen und Flüssen ausgesetzt.

In Europa gelten Sonnenbarsche seit 2019 als invasive Art. Vielerorts hat der Nordamerikaner den heimischen Flussbarsch sogar bereits verdrängt.

Ähnliches gilt für ausgesetzte Reptilien wie die Buchstaben-Schmuckschildkröte. Aufgrund ihres raschen Vormarsches in der Wildnis erließ die EU 1997 ein Importverbot, seit 2016 ist auch der Verkauf untersagt.

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Auch in diesem Fall verdrängen die Exoten heimische Arten und schleppen zudem Viren und Parasiten ein.

Auch Kois können Krankheiten und Parasiten übertragen, die für heimische Fische den Tod bedeuten.
Auch Kois können Krankheiten und Parasiten übertragen, die für heimische Fische den Tod bedeuten.  © Lutz Brose

Das Aussetzen von Exoten steht unter Strafe

Das Regen-Rückhaltebecken in Probstheida ist mittlerweile Heimat verschiedener Exoten.
Das Regen-Rückhaltebecken in Probstheida ist mittlerweile Heimat verschiedener Exoten.  © Lutz Brose

Zwar ist das Aussetzen von Exoten in der Natur strafbar, wie die Stadt auf TAG24-Nachfrage mitteilte, bisher ist jedoch niemand bei dem verantwortungslosen Handeln erwischt worden.

Die von der Stadt entwickelten Maßnahmen, um die Verbreitung invasiver Arten einzudämmen, hätten den erhofften Erfolg bisher nicht erbracht.

"Eine der drei Schmuckschildkröten im Froschteich konnte jedoch im Sommer 2024 erfolgreich geborgen und in das städtische Tierheim überführt werden", so die Stadt gegenüber TAG24.

Titelfoto: Lutz Brose

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