Ärztekammer: Magdeburg-Attentäter war im Land unauffällig

Von Dörthe Hein

Magdeburg - Der spätere Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt ist bei der Ärztekammer Sachsen-Anhalt bis auf Meldeverstöße nicht auffällig geworden.

Ein Untersuchungsausschuss soll die Fragen rund um den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt klären.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Anders als zuvor bei den Ärztekammer-Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern habe Taleb A. hier keine Drohungen ausgestoßen, es habe keine Probleme oder Beschwerden zu ihm gegeben, sagte ein Jurist der Kammer im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Magdeburg.

Taleb A., der in Mecklenburg-Vorpommern seine Facharztanerkennung erhalten hatte, meldete sich demnach erstmals im November 2018 persönlich bei der Ärztekammer in Magdeburg.

Er habe angegeben, seinen Wohnsitz seit 2016 in Magdeburg zu haben. Später sei er gerügt worden wegen eines wiederholten Meldeverstoßes, gegen ihn sei ein Ordnungsgeld von 500 Euro verhängt worden.

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Taleb A. habe anstandslos bezahlt. Bis zum Anschlag habe man seinen Namen nie wieder gehört, so der Jurist.

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Verfahren waren abgeschlossen: Kein Handlungsbedarf

Bei dem Anschlag im Dezember wurden sechs Menschen getötet und mehr als 300 zum Teil schwerst verletzt. (Archivfoto)  © Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

Als sich Taleb A. ummeldete, standen die beiden Ärztekammern und auch die Approbationsbehörden in Kontakt.

Aus Mecklenburg-Vorpommern sei die Information gekommen, dass der Mediziner im Anerkennungsverfahren zum Facharzt Mitarbeiter der Kammer bedroht habe, in einen Hungerstreik getreten sei und es auch eine Anzeige sowie eine Wohnungsdurchsuchung gegeben habe, sagte der Jurist der Ärztekammer Sachsen-Anhalt weiter.

Alle Verfahren in Mecklenburg-Vorpommern seien abgeschlossen gewesen, man habe keinen Handlungsbedarf gesehen.

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Der Jurist erinnert sich an Informationen zu einer Ethanolspritzen-Therapie, zu der Taleb A. in einem englischsprachigen Fachjournal publiziert habe. Diese Studien hätten lange zurückgelegen. Sie hätten keinen Anlass geboten, die Eignung des Mediziners zu hinterfragen.

Taleb A. war ab 2020 im Maßregelvollzug in Bernburg im Salzlandkreis als Stationsarzt tätig. Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von Straftätern auf drei Stationen.

Mitte August erhob die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen-Anhalt Anklage gegen Taleb A.

Ihm wird vorgeworfen, im vergangenen Jahr mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt von Magdeburg gerast zu sein. Dabei wurden sechs Menschen getötet, mehr als 300 wurden zum Teil schwerst verletzt.

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