Angehörige fühlen sich übergangen: Magdeburg plant im Alleingang Gedenkort nach Anschlag

Magdeburg - Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt will die Stadtverwaltung schnellstmöglich einen Gedenkort einrichten. Die Angehörigen der Opfer sind empört.

Bisher dient die Tür der Johanniskirche als provisorischer Gedenkort.
Bisher dient die Tür der Johanniskirche als provisorischer Gedenkort.  © Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

Bis zum 20. Dezember soll ein Gedenkstein im Boden in der Nähe des Alten Marktes platziert werden, sowie eine Bank mit sechs leeren Plätzen, welche an die Nummer der Todesopfer erinnern soll.

Das hatte die Stadt vergangene Woche angekündigt - sehr zum Missfallen der Hinterbliebenen der Todesopfer, wie nun herauskommt.

Die Volksstimme hat mit den Betroffenen gesprochen. Einen Austausch mit ihnen seitens der Stadt habe es nie gegeben - obwohl dies in der Vorlage der Stadtverwaltung so angegeben war.

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"Wann waren diese Abstimmungen und Begehungen? Wo wurden wir einbezogen in Ideenfindung, als eine Stimme der Opfer und Hinterbliebenen, an diesem Tag?", fragt eine Magdeburgerin, deren Mutter unter den Todesopfern war.

"Sind diese wichtigen Termine wieder einmal irgendwie auf dem Weg per Post oder Mail verloren gegangen, wie wir es gewohnt sind seitens der Stadt seit Monaten?!"

"Der nächste Alptraum in diesem riesengroßen Szenario"

Nahe dem Alten Markt will die Stadt einen Gedenkstein und eine Bank platzieren. (Archivbild)
Nahe dem Alten Markt will die Stadt einen Gedenkstein und eine Bank platzieren. (Archivbild)  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Tatsächlich sind laut der Stadt 81 Vorschläge aus der Bevölkerung für mögliche Gedenkorte eingegangen.

Ein Kunstwettbewerb oder eine Ausschreibung seien aber nicht möglich, da der Gedenkort bis zum Dezember fertig sein soll.

Also traf die Stadt eine eigene Entscheidung, "die über alle Menschen Magdeburgs - alle Menschen, die sich mit Ideen und Vorschlägen auseinandergesetzt und eingebracht haben" hinweggehe, so die Angehörige. Das sei für viele Menschen ein Schlag ins Gesicht.

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"Die Stadt hat im Alleingang ohne Einbeziehung anderer Personengruppen entschieden, wie wir gedenken sollen", so die Magdeburgerin weiter.

"Eine Bank mit sechs leeren Plätzen in Gedenken an die sechs Todesopfer? Auf dieser Bank werden alle Menschen Platz nehmen und ihre Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt essen. Wie kann dieser Ort, diese Idee das Gedenken unterstützen? Der nächste Alptraum in diesem riesengroßen Szenario."

Titelfoto: Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

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