Bistum Magdeburg sucht weiterhin nach Betroffenen von sexuellem Missbrauch
Magdeburg - Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche und die Frage nach künftigen Strukturen beschäftigen eine Aufarbeitungskommission im Bistum Magdeburg. Gefragt sind dabei auch Betroffene. Die Suche aber ist schwierig.
Im katholischen Bistum Magdeburg haben sich über ein Jahr lang keine Betroffenen sexuellen Missbrauchs gemeldet, die Interesse an der Mitarbeit bei der Aufarbeitung haben.
"Die Aufrufe des Bistums waren verdienstvoll. Es hat sich aber keiner daraufhin gemeldet", sagte der Vorsitzende der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Magdeburg, Winfried Schubert.
Daher wolle die unabhängige Kommission nun neue Wege gehen. Es würden jetzt nicht mehr explizit Mitglieder für den Betroffenenbeirat gesucht, sondern Betroffene aus dem Bistumsbereich. Die Hoffnung sei, dass ohne Verpflichtungen die Hürde niedriger sei.
Es bestünden Kontakte zu einer Betroffenen-Initiative, sagte Schubert. Die Verbindung solle weiterentwickelt werden.
Es sollten auch mehr Menschen in der katholischen Kirche angesprochen werden, unter anderem über die Erwachsenenbildung und über Verbände.
Fokus auf Kirchen in der DDR
Der Betroffenenbeirat sollte als Expertengremium aus Sicht Betroffener einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Umgangs mit Fragen der sexualisierten Gewalt im Bistum Magdeburg leisten. Zudem sollte er die Aufarbeitung in der Kommission begleiten.
Diese geht den Fragen nach, wie viele Fälle sexuellen Missbrauchs es im Bistum gegeben hat, wie die Verantwortlichen mit den Beschuldigten und Betroffenen umgegangen sind. Zudem sollen die aktuellen Strukturen darauf untersucht werden, ob sie sexuellen Missbrauch ermöglichen, erleichtern oder dessen Aufdeckung erschweren.
Laut dem Kommissionsvorsitzenden Schubert schaue sich die unabhängige Aufarbeitungskommission weiterhin Personalakten an, die das Bistum zur Verfügung gestellt habe. Die Kommission fühle sich unterstützt.
Ein stärkerer Fokus solle auf die Situation der Kirchen in der DDR gerichtet werden.
Angesichts teils dünner Personalakten bei der Kirche stelle sich die Frage, ob die Staatssicherheit mehr gewusst habe als der Bischof.
Titelfoto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa