Kommunen in Bayern: Kaum noch Platz für unbegleitete minderjährige Geflüchtete

München - In Bayern wurden im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viele unbegleitete minderjährige Geflüchtete aufgegriffen wie 2021. Die Kommunen im Freistaat wissen kaum noch, wie sie sie unterbringen sollen.

Die Zahl unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter steigt.
Die Zahl unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter steigt.  © Daniel Karmann/dpa

Im Jahr 2022 seien es 2929 ausländische Mädchen und Jungen gewesen, 2021 waren es 1424, teilte das Sozialministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Lediglich rund 17 Prozent der Erstaufgriffe im gesamten Kalenderjahr 2022 seien Kinder und Jugendliche aus der Ukraine gewesen.

Zum Vergleich: In den Jahren zwischen 2018 und 2020 seien es jeweils lediglich rund 500 und 600 unbegleitete minderjährige Geflüchtete gewesen.

"Bayern zeigt Herz und übernimmt Verantwortung. Zahlreiche Ehrenamtliche und die Akteure der Jugendhilfe kümmern sich mit großem Engagement um unbegleitete minderjährige Kinder, die auf ihrer Flucht für uns oft Unvorstellbares erleben mussten", sagte Sozialministerin Ulrike Scharf (55, CSU). Viele Kommunen würden aber mittlerweile an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßen.

München: Dramatische Augenblicke in München: Mann stürzt ins Gleis, gerät unter Bahn
München Dramatische Augenblicke in München: Mann stürzt ins Gleis, gerät unter Bahn

Nach Angaben des Ministeriums stellt dieser "hohe, anhaltende Zugang", die örtlichen Jugendämter bei der Unterbringung, Versorgung und Betreuung "vor enorme Herausforderungen". Dies gelte weniger für die nicht-ukrainischen Kinder und Jugendlichen, sondern vor allem für jene aus Afghanistan und Syrien.

Unterbringung von Geflüchteten: Bund und Länder mit Einigung

Die Kommunen wissen kaum noch, wie sie sie unterbringen sollen.
Die Kommunen wissen kaum noch, wie sie sie unterbringen sollen.  © Uli Deck/dpa

"Die Aufnahmekapazitäten sind inzwischen nahezu erschöpft und es sind kaum noch Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden", hieß es. Zudem verschärften fehlende Fachkräfte im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe den Aufbau von zusätzlichen Unterbringungskapazitäten.

Vor diesem Hintergrund ist es nötig, dass bei Unterbringung, Versorgung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten pragmatische und flexible Lösungen umgesetzt werden. Das Ministerium sprach von einem "aktuell hochdynamischen und unkalkulierbaren" Geschehen. Maßstab aller Lösungen müsse stets die Sicherstellung des Kindeswohls sein.

"Der Freistaat unterstützt die Kommunen in dieser herausfordernden Lage nach Kräften. Leider kommt der Bund seiner Verantwortung wieder einmal nicht nach", betonte Scharf. Die Ampel-Regierung im Bund müsse dringend nachbessern: "Länder und Kommunen brauchen eine stärkere finanzielle Unterstützung. Nur dann sind pragmatische, flexible Lösungen vor Ort möglich."

München: Ein Fest für Tiere: Hier kannst Du den Frühling feiern und Gutes tun
München Ein Fest für Tiere: Hier kannst Du den Frühling feiern und Gutes tun

Bund und Länder hatten sich im vergangenen November darauf geeinigt, dass sich der Bund wegen der hohen Zuwanderungszahlen mit zusätzlichen Mitteln in Milliardenhöhe bei der Unterbringung von Geflüchteten beteiligt.

Für 2023 sind dies 1,5 Milliarden Euro für Menschen aus der Ukraine. Für Menschen aus anderen Ländern fließt eine Pauschale von 1,25 Milliarden Euro. Dieses Geld ist auch für minderjährige unbegleitete Geflüchtete vorgesehen.

Titelfoto: Daniel Karmann/dpa

Mehr zum Thema München: