Knochenjob Oktoberfest: Bedienungen nach 16 Tagen am Limit - "Mein Körper ist hinüber"
Von Britta Schultejans
München - Das Oktoberfest 2025 nimmt nach 16 Tagen ein verregnetes Ende, die Bedienungen der Festzelte dürfen sich endlich ausruhen. Doch trotz hartem Knochenjob wollen sie auch nächstes Jahr dabei sein.

Wiesn-Bedienung Beli hat Tränen in den Augen und muss erstmal ihr Make-up richten. "Ich brech jedes Mal in Tränen aus, weil die ganze Last abfällt", sagt sie im Interview.
Kurz vorher hat sie die letzte Maß in 16 Tagen an den Tisch gebracht, die Band hat im Hofbräu-Zelt zu Wunderkerzen-Begleitung das letzte Lied gespielt und die Wiesn-Bedienungen tanzten nach zwei Wochen in ihrem Knochenjob auf den Bänken.
"Ich hab geweint und ich hab Augenringe, aber ich bin glücklich", sagt sie. "Mein Körper ist hinüber" und zeigt ihre vorsorglich bandagierten Handgelenke. "Ich kenn' ja meine Schwachstellen."
Wahnsinnig anstrengend seien die zwei Wochen Oktoberfest im Hofbräuzelt gewesen. Dass man sich permanent durch eine wogende Menschenmenge schieben müsse, sei hart. "Mit den Massen durch die Massen."

Und auch mental sei das Ganze eine Herausforderung gewesen. "Man muss ja auch immer klar sein im Kopf", sagt sie. Man müsse immer wachsam sein, immer schauen, ob ein Gast etwas brauche - eine frische Maß zum Beispiel - oder ob jemand ausfällig werde.
"Ich schmeiße auch regelmäßig Gäste raus", sagt Beli. "Das ist auch anstrengend." Sie sagt aber auch: "Ich liebe es."
Und dass sie bei allen Strapazen im nächsten Jahr trotzdem wieder dabei sein will, das steht für sie außer Frage.

Ekel-Fund im Wiesn-Zelt: "Das war mir neu"
Herausfordernd war für Bedienung Sandra Sedlmair vor allem der Moment, als jemand tatsächlich sein Geschäft vor ihrem Geschäft am Eingang des Hofbräu-Zeltes verrichtete, aus dem heraus sie Anstecker, Hüte oder Kühlschrankmagneten verkauft.
"Wir haben nicht gesehen, wie es passiert ist, wir haben nur danach den Haufen gesehen", sagt sie. Und das sei schon speziell. "Hinkotzen, das passiert immer mal, das ist so der Standard. Aber hinschei*en, das war neu."
Bei solchen Erzählungen wundert es nicht, dass die Stadt München der Wiesn-Bedienung und mit ihr zusammen allen Mitarbeitern vor und hinter den Kulissen mit dem diesjährigen Wiesn-Plakat und Maßkrug-Motiv ein Denkmal gesetzt hat.
"Es ist eine Hassliebe, es ist sehr anstrengend, aber man liebt es auch irgendwie", sagt Seldlmair. Auch sie will im nächsten Jahr wieder dabei sein. "Natürlich."
Titelfoto: Felix Hörhager/dpa