Tiefer Fall des Biggest-Loser-Gewinners: Richter zeigt keine Gnade

Hamburg - Die Sat.1-Show "The Biggest Loser" machte Stefan Pries-Schloh zum Gewinner, vor Gericht wurde der Hamburger wieder zum Verlierer.

Stefan Pries-Schloh freut sich über seine verlorenen Pfunde.
Stefan Pries-Schloh freut sich über seine verlorenen Pfunde.  © Sat.1
Im Mai 2015 stand der Hartz-IV-Empfänger plötzlich im Rampenlicht.

Als Sieger der Abnehm-Show "The Biggest Loser" bekommt er von Sat. 1 eine Prämie von 50.000 Euro und eine Aufwandsentschädigung von 1600 Euro.

Sein Leben sei von null auf hundert gegangen, es sei verrückt und wahnsinnig gewesen, sagt der 48-Jährige am Donnerstag vor dem Amtsgericht Barmbek.

"Man ist wie in einem Delirium." Alle hätten was von ihm gewollt, er sei ständig unter Beobachtung gewesen, jeder habe ihn auf der Straße erkannt.

Trotz des unverhofften Glücks ließ der arbeitslose Werkzeugmechaniker sein altes Leben weiterlaufen. Er bezog weiter Hartz IV, monatlich rund 1000 Euro.

Dem Jobcenter verschwieg Stefan Pries-Schloh seinen Gewinn, stellte sogar zwei weitere Anträge auf Leistungen. "50.000 Euro waren ein großes Glück, man hätte wirklich etwas Neues starten können", sagt die Staatsanwältin.

Stattdessen habe der Angeklagte den Staat gewerbsmäßig betrogen und dreist gelogen. Das sei auch nicht besonders professionell gewesen. Der Richter pflichtet bei: "Das musste ja früher oder später rauskommen, wenn Sie noch Fernsehauftritte hatten."

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Er verurteilt den geständigen Ex-Gewinner wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten. Außerdem muss der 48-Jährige die zu Unrecht kassierten Hartz-IV-Leistungen von insgesamt 20.453,32 Euro zurückzahlen. "Letztendlich hat Ihnen das alles wenig gebracht", stellt der Richter fest.

Stefan Pries-Schloh verbirgt sein Gesicht vor Gericht hinter einer Illustrierten.
Stefan Pries-Schloh verbirgt sein Gesicht vor Gericht hinter einer Illustrierten.  © dpa/Axel Heimken
Tatsächlich hatte sich der Show-Sieger nur kurz im Rampenlicht sonnen dürfen. Anfangs war er noch vorsichtig gewesen. Er ließ die Prämie auf das Konto seiner Mutter überweisen.

"Ich hatte Angst, dass ich damit Unfug mache", sagt der 48-Jährige. "Ich bin manchmal ein bisschen verschwenderisch." Doch kurze Zeit später hebt er den gesamten Betrag in bar ab.

Zunächst habe er Schulden zurückgezahlt, betont sein Verteidiger. Seiner Frau und seiner jugendlichen Tochter habe er etwas abgegeben.

Aber dann habe sein Mandant den Bezug zur Realität verloren. "Er verprasste das Geld regelrecht", sagt der Anwalt. Es folgten teure Restaurantbesuche, Luxusreisen und Glücksspiele. Vier Monate später waren die 50.000 Euro weg.

Auch körperlich ging es mit dem Gewinner wieder bergab. Durch den übertriebenen Sport in einem Bootcamp für die Abnehm-Show habe Stefan Pries-Schloh sich den Meniskus kaputt gemacht. Er habe den Sport aufgeben müssen und wieder zugenommen.

"Ich musste viele neue Klamotten kaufen", berichtet der 48-Jährige. Auch sonst lief es nicht mehr rund in seinem Leben. Ein Freund, dem er Geld geliehen hatte, starb. Seine Frau ließ sich scheiden. Zweimal erwischte ihn die Polizei beim Fahren ohne Führerschein.

Jetzt lebe er von Hartz IV - monatlich 612 Euro plus Mietkostenzuschuss. Nebenbei verkaufe er gegrillten Fisch auf Volksfesten, wovon das Jobcenter allerdings wisse. Kleinlaut bekundet der ehemalige Gewinner im grauen Kapuzenpulli Reue für seinen Betrug.

"Ich hoffe, dass ich eine Chance bekomme", sagt er in seinem letzten Wort. Mit dem Urteil folgt der Richter der Forderung der Staatsanwältin.

Die Bewährungszeit von zwei Jahren sei nun die neue Chance. Wenn er sie verspiele, werde er im Gefängnis landen, redet ihm der Richter ins Gewissen.

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