Kolumne: Vermüllt Deutschland immer mehr?

von Gina Gadis

Zwei Jahre lang war ich nicht in Deutschland und habe allen Bekannten erzählt, wie dreckig es in Asien aussieht und wie viel Müll überall herumliegt. Doch nun, da ich wieder zurück bin, muss ich erschreckt feststellen, dass der Unterschied gar nicht mal so groß ist.

Immer mehr Orte sehen so vermüllt aus! (Quelle: @worldcleanupday)
Immer mehr Orte sehen so vermüllt aus! (Quelle: @worldcleanupday)  © @worldcleanupda

Vielleicht ist es mir vorher noch nicht aufgefallen, vielleicht hat es seitdem stark zugenommen, ich weiß es nicht, aber fest steht, Deutschland ist verdammt dreckig geworden.

Ob es die kleinen Grünflächen in der Stadt sind, die voll mit Müll sind, Straßenränder, Flussufer oder die Raststätten an der Autobahn. Wenn man darauf achtet, sieht man überall Zigarettenstummel und Plastik herumliegen. Es widert mich an!

Selbst entlang der Autobahn liegt überall Müll. Wie geht das überhaupt? Werfen die Leute tatsächlich ihren Müll während der Fahrt aus dem Fenster? Sowas habe ich bisher nur in Asien gesehen, aber ganz offensichtlich scheint das hier auch nicht unüblich zu sein. Pfui!

Deutschland hat ein sehr gut funktionierendes Müllsystem, wenn nicht sogar das beste auf der Welt! Straßenreinigung, Recycling, Pfandsysteme und Mülleimer an jeder Ecke, davon können die meisten Länder dieser Welt nur träumen. Und trotzdem schaffen wir es, unsere Umwelt, unser eigenes Zuhause so voll zu müllen.

In was für einer Welt leben wir?

Am World Cleanup Day haben wir innerhalb von kürzester Zeit so viel Müll aus dem Mainufer gefischt, darunter auch Spielkonsolen, Kinderschuhe und ähnliches.
Am World Cleanup Day haben wir innerhalb von kürzester Zeit so viel Müll aus dem Mainufer gefischt, darunter auch Spielkonsolen, Kinderschuhe und ähnliches.  © Gina Gadis

Gerade noch stehe ich neben dem Flixbusfahrer, der achtlos seine Kippe auf den Boden schnipst, obwohl fünf Meter weiter ein Mülleimer steht.

Als ich ihn frage, warum er das macht, zuckt er nur mit den Schultern und bittet mich einzusteigen. Ich bin schockiert. In was für einer Welt leben wir?

Wahrscheinlich wäre es am lehrreichsten, wenn der ganze Müll auf den Straßen mal liegen bleiben würde, damit die Menschen verstehen, dass hier etwas ganz gewaltig schief läuft und es so nicht weitergehen kann. Oder wenn die Preise für Verpackungen und Zigaretten immer weiter steigen würden, damit die Leute anfangen, weniger Müll zu produzieren, wie zum Beispiel in Neuseeland, wo der Preis für eine Schachtel auf 100 Dollar angehoben werden soll.

In einigen Städten, wie zum Beispiel in Frankfurt, gibt es ja schon Bußgelder für das achtlose Wegwerfen von Müll, doch leider nicht ausreichend Personal, um dem Ganzen nachzugehen. Bei unserem Wegwerfverhalten würde die Stadt damit sicherlich sehr viel mehr Geld eintreiben, als durch das Verteilen von Knöllchen.

Vielleicht brauchen wir auch einfach nur höhere Strafen und anstatt 30 Euro für einen Zigarettenstummel, muss man 500 Dollar wie in Singapur zahlen (was im Übrigen eine sehr saubere Stadt ist).

Jedem kann mal aus Versehen Taschentuch aus der Jackentasche fallen oder ein Stückchen von der Alufolie wegfliegen, aber dieser ganze Müll, der hier mittlerweile rumliegt, ist mit Sicherheit nicht aus Versehen dort gelandet. Das ist das Ergebnis von achtlosem, ignorantem Verhalten, gekonntem Wegsehen und nicht vorhandenem Bewusstsein. Und es ist Zeit, daran etwas zu ändern und das Motto "Nach mir die Sintflut" endlich über Bord zu werfen.

Wenn wir nicht wollen, dass wir und die nächsten Generationen in Müll schwimmen und Tierpopulationen (ja auch an Land!) immer weniger werden, weil sie an Müll ersticken oder an den daraus resultierenden Chemikalien sterben, dann müssen wir etwas ändern - und zwar JETZT!

Vielleicht nicht Dein Müll, aber Deine Umwelt

Selbst in einem Nationalpark findet man jede Menge Müll.
Selbst in einem Nationalpark findet man jede Menge Müll.  © Gina Gadis

Nun aber genug echauffiert und rum gemeckert. Um dieses Problem an den Hörnern zu packen, braucht es an aller erster Stelle Bewusstsein.

Deswegen möchte ich Dich, lieber Leser, bitten, morgen mal ganz bewusst auf deinem Weg zur Arbeit, in die Schule oder wo auch immer du hingehst, auf herumliegenden Müll zu achten.

Was genau liegt da eigentlich? Verpackungen? Zerbrochene Flaschen? Zigarettenstummel? Wie ist der Müll dahin gekommen und was passiert jetzt damit?

Vielleicht fühlst Du Dich ja sogar motiviert, ein Teil aufzuheben und es in den nächsten Mülleimer zu werfen. Glaube mir, schon alleine das Gefühl etwas Gutes getan zu haben, ist es wert! Oft genug bekommt man dafür sogar Anerkennung von Passanten, da es mittlerweile cool ist, umweltbewusst zu handeln und immer mehr Menschen sich der Problematik bewusst werden.

Es ist vielleicht nicht Dein Müll, aber es ist Deine Umwelt, es ist Dein Planet und das Zuhause Deiner Kinder und Kindes-Kinder.

Hör’ auf wegzuschauen.

Sei Teil der Lösung, nicht Teil des Problems.

Ps.: Wenn Du wissen willst, warum genau Plastik schädlich ist, wo der Kunststoff überall versteckt ist und wie Du beim Einkaufen und im Haushalt auf unnötigen Müll verzichten kannst, dann stöbere doch mal durch meinen letzten Artikel. Die Fastenzeit ist eine super Gelegenheit, um #plastikfasten mal auszuprobieren.

Über die Autorin

Gina (25) möchte aufklären, warum es so wichtig ist, auf seinen ökologischen Fußabdruck zu achten.
Gina (25) möchte aufklären, warum es so wichtig ist, auf seinen ökologischen Fußabdruck zu achten.  © Gina Gadis

Gina (25) ist geboren in Dresden, studierte in Freiberg Wirtschaftsingenieurwesen. Zwischen ihrem Bachelor und dem Master ging sie auf Reisen.

Knapp zwei Jahre bereiste Gina die Welt, 10 Monate davon war sie in Asien unterwegs. Hier kam es zu der Initialzündung. Denn vielerorts in Asien sind die Menschen nicht mehr Herr über die Vermüllung ihre Orte.

Gina sammelte schon auf ihrer Reise Müll ein, öffentlichkeitswirksam begeisterte sie auch immer mehr Menschen in ihrer Heimat für das Thema.

Als sie zurück nach Deutschland kam (aktuell Masterstudentin in Darmstadt), verfolgte sie weiter die Müll-Thematik. Sie schreibt nun unter anderem diese Kolumne für TAG24.

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