Erste Bewohner schon da: Alte Reichspost wird zum Mietshaus!

Dresden - 1876 ließ die Kaiserliche Reichspost im Stil der italienischen Renaissance die Oberpostdirektion Dresden errichten. Das markante Verwaltungsgebäude prägte das Gesicht des Postplatzes mit. Doch im Zweiten Weltkrieg wurde das Ensemble beschädigt, verfiel später zusehends. Jetzt kehrt wieder Leben ein - und ein Hauch des historischen Glanzes bleibt sogar erhalten.

Leitet die CG-Niederlassung in Dresden: Bert Wilde (55) auf einem Balkon im Altbauflügel mit Blick auf den Innenhof.
Leitet die CG-Niederlassung in Dresden: Bert Wilde (55) auf einem Balkon im Altbauflügel mit Blick auf den Innenhof.  © Thomas Türpe

Die "Residenz am Postplatz" mit 246 Mietwohnungen ist bezugsfertig. Die Arbeiten liefen seit 2015. Zwei der vier einstigen Gebäude zwischen Annenstraße, Am See und Marienstraße mussten abgerissen und neu gebaut werden. Sie ergänzen die beiden verbliebenen historischen Bauten (darunter das Telegrafenamt). Deren Bausubstanz konnte bei Ausbau und Sanierung teils erhalten werden.

Das ist ungewöhnlich, da die Altbauten nicht denkmalgeschützt waren. Umso mehr, da für die Aufstockung (bis drei Etagen) ein weiteres Tragwerk aus Stahlbeton mit Stützsäulen (reichen zwölf Meter tief in die Erde) nötig wurde.

"Das war ein Kostenknüller. Da musste die Rendite weit weg geschoben werden", sagt Bert Wilde (55), der in Dresden die Niederlassung der CG-Gruppe (Berliner Immobilienfirma) leitet.

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So wurden sechs bis acht Millionen Euro "freiwillig", insgesamt 63 Millionen Euro investiert.

"Mitten im stadtbildprägenden Zentrum können wir ja keine Gebäude errichten, die den Unmut der Bürger wecken", so Wilde. Damit blieben historisches Mauerwerk (auch in Wohnungen), Klinker-Fassaden, aber auch Ornamente, Gewölbe und Gussträger-Säulen erhalten. Die ersten Bewohner sind schon eingezogen, 40 Wohnungen vermietet. Diese messen 1,5 bis fünf Räume, kosten stolze zwölf bis 15 Euro pro Quadratmeter. Auch Weinbar und Gaststätte ziehen bald ein. Der Innenhof bleibt tagsüber als Durchgang (für den Promenadenring) öffentlich begehbar.

Übrigens: Massive Probleme gab's mit Taubenkot. Gelöst wurde das praktisch - mit einem Brutkasten für Turmfalken.

Auch das Fernmeldeamt wird zum Wohnhaus

Alle Wohnungen verfügen über Einbauküchen. Stilvoll das historische Ziegelwerk, das teils unverputzt bleibt.
Alle Wohnungen verfügen über Einbauküchen. Stilvoll das historische Ziegelwerk, das teils unverputzt bleibt.  © Thomas Türpe

Nebenan baut die CG-Gruppe (650 Mitarbeiter) Stein auf Stein weiter: Wo einst das alte Fernmeldeamt stand, ist nur eine riesige Baugrube geblieben. Dort wurde am gestrigen Dienstag der Grundstein für die "MaryAnn Apartments" mit Wohnungen und Büros gelegt.

Auf sieben Etagen werden insgesamt 152 Mietwohnungen (eins bis vier Räume) errichtet, dazu 39 Maisonette-Wohnungen. Im Erdgeschoss sollen Supermarkt, Geschäfte und Gastro-Betriebe (mit Zwingerblick) einziehen.

Der erste Stock ist für Büros reserviert. Gebaut wird auch eine Tiefgarage (262 Plätze). Die CG-Gruppe bleibt nicht Eigentümer, hat das Objekt bereits für 71,6 Millionen Euro an einen börsennotierten Immobilien-Investor verkauft (der nutzt es für deutsche Pensionskassen).

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Die ersten Dresdner sollen spätestens im März 2021 einziehen.

In diesem Flügelteil des Altbaus (einzige Fläche für ein Großraumbüro) blieben Gewölbe und alte Gussträger-Säulen erhalten.
In diesem Flügelteil des Altbaus (einzige Fläche für ein Großraumbüro) blieben Gewölbe und alte Gussträger-Säulen erhalten.  © Thomas Türpe
Aus Postplatz-Sicht: So sieht der Bau mit den 246 Wohnungen heute aus. Nach rechts der Blick in die Annenstraße. Nach links geht die Marienstraße, wo auch der Promenadenring entsteht.
Aus Postplatz-Sicht: So sieht der Bau mit den 246 Wohnungen heute aus. Nach rechts der Blick in die Annenstraße. Nach links geht die Marienstraße, wo auch der Promenadenring entsteht.  © Thomas Türpe
So prächtig sah die Oberpostdirektion Dresden um 1910 aus.
So prächtig sah die Oberpostdirektion Dresden um 1910 aus.  © Sammlung Holger Naumann
Auf dem Grundstück nebenan ist das alte Fernmeldeamt einer großen Baugrube gewichen.
Auf dem Grundstück nebenan ist das alte Fernmeldeamt einer großen Baugrube gewichen.  © Thomas Türpe
Aus der Baugrube sollen binnen zwei Jahren die "MaryAnn Apartments" wachsen.
Aus der Baugrube sollen binnen zwei Jahren die "MaryAnn Apartments" wachsen.  © CG Gruppe/arte4D, Andreas Hummel

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