Selbsthilfe im Netz: Gefährdet ein Internet-Star Jugendliche mit Selbstmordgedanken?

Frankfurt - In den sozialen Medien wird tagtäglich über die verschiedensten Themen diskutiert. Auch düstere Themen wie psychische Probleme bis hin zu Selbsttötungsgedanken sind hier kein Tabuthema. Ein bekannter Twitter-Star aus Frankfurt bietet depressiven Jugendlichen eine Plattform - und erntete nun heftige Kritik.

Auf Norman Wolfs Twitter-Account "DeinTherapeut" findet man unter anderem den Zugang zum umstrittenen Chat-Room "@Gruppentherapie" (Symbolbild).
Auf Norman Wolfs Twitter-Account "DeinTherapeut" findet man unter anderem den Zugang zum umstrittenen Chat-Room "@Gruppentherapie" (Symbolbild).  © 123RF

Es handelt sich dabei um Norman Wolf (25), besser bekannt unter dem Twitter-Pseudonym "DeinTherapeut". Immer wieder beschäftigt er sich auf seinem Profil mit dem Thema Depression im Alltag, schreibt selbst in seiner Profilbeschreibung: "Einfach mal alle Sorgen rauszwitschern".

Ein wahres Problem stellte kürzlich jedoch ein Chat mit dem Namen "@Gruppentherapie" dar, für den Wolf auf seinem Profil wirbt und den er ins Leben gerufen hat. Dort haben leidgeplagte Jugendliche die Möglichkeit, sich mit ihm und von ihn ausgesuchten Helfern auszutauschen.

Doch wahrlich psychologisch geschult sind weder Wolf noch seine Lakaien. Zwar besitzt der 25-Jährige, der mit dem "Goldenen-Blogger"-Award ausgezeichnet wurde, einen Bachelor-Abschluss in Psychologie, das reiche laut Aussage des Verbandes Psychologischer Psychotherapeuten (VPP) gegenüber der Bild-Zeitung nicht, "um solch ein Angebot professionell zu betreuen".

Zwar deklariert Wolf den Chatraum als "Server zum Nicht-Alleine-Sein" und als "nicht professionelles Angebot", doch liegen laut Informationen der Bild Beweise in Form von Screenshots vor, dass überaus sensible Inhalte in Unterkategorien geteilt wurden. Darunter Gewalt-Videos, Bilder mit suizidalen oder selbstverletzenden Inhalten und sogar pornographisches Material.

"Die Nutzer entscheiden selbst, ob sie mit potenziell triggernden Inhalten (Anm. d. Red.: Material, das negativen Einfluss nehmen kann) konfrontiert werden möchten", so Wolf. Doch auch wenn es den Usern frei steht, sich derartige Videos und Bilder in sogenannten "nsfw"-Kategorien (Anm. d. Red.: Not safe for work beziehungsweise nicht zur Ansicht oder Verwendung am Arbeitsplatz geeignet) anzeigen zu lassen, sind sie für gefährdete Jugendliche nahezu problemlos zugänglich.

Dass ein solcher Chatraum nachträglich betrachtet ein Fehler war, gab Wolf letztlich auf Nachfrage zu: "Im Nachhinein erkennen wir (...), dass eine 'nsfw'-Kategorie für speziell diesen Server nicht geeignet war". Mittlerweile wurde der Chatraum, in dem auch Pornographisches geteilt wurde, gelöscht.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, bei der Telefonseelsorge findet Ihr rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge, bundeseinheitliche Nummer: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: 123RF