"Kalte Pyrotechnik": Erste offizielle Choreo, DFB wiegelt ab

Bröndby - Pyrotechnik ist ein Verbrechen... und bleibt es auch - zumindest nach Ansicht der Bundesregierung und des deutschen Fußballbunds (DFB). Was in Dänemark nun also als Kompromiss erlaubt wurde, wird es in deutschen Stadien nicht geben.

Fans von Fortuna Düsseldorf zündelten während der Partie gegen Borussia Dortmund mit Pyros.
Fans von Fortuna Düsseldorf zündelten während der Partie gegen Borussia Dortmund mit Pyros.  © Bernd Thissen/dpa

Der Fußball ist oft ein Spiegelbild der Gesellschaft. Hauptsächlich liegt das auch darin, dass die Stadionbesucher der populärsten Sportart unseres Landes (noch) aus nahezu alle Gesellschaftsschichten kommen.

Demzufolge lassen sich gewisse Verhaltensweisen und Strömungen innerhalb des Landes auch in den Fankurven der Republik ablesen.

Wer dieses Bild teilt, der stellt im Umkehrschluss aber auch fest, dass die Entscheidungsträger im Fußball in ihrer Aktions-Reaktions-Handhabe dem deutschen Staat und der Politik zumindest ähneln.

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Böse Zungen sprechen indes aktuell von sogenannten "Verbotsparteien" und die wohl bekannteste Raute des Landes wird nicht selten als Raute des Verwaltens und des "Weiter so" betitelt.

Lässt sich das etwa auch auf den DFB und seinen Kampf gegen, oder zumindest mit den Fanszenen, in Deutschland projizieren?

Als Schablone könnte zumindest das Thema Pyrotechnik herhalten. Während in Dänemark die herkömmlichen Fackeln genauso verboten werden wie hierzulande, hat man sich aber dort einer konstruktiven Debatte gestellt, die nun nicht nur teils verhärtete Fronten gelockert, sondern auch einen ersten Kompromiss erschaffen hat.

Ein schmaler Grat über den heißen Fackeln der Kurven.

Däne Tommy Cordsen hat die kalte Pyrotechnik erfunden, Verein und Liga mit an Bord

Auch beim Hamburger Stadtderby zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV wurden zahlreiche Fackeln abgebrannt. Nicht selten kommt es zu Spielunterbrechungen aufgrund der Pyrotechnik in deutschen Stadien.
Auch beim Hamburger Stadtderby zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV wurden zahlreiche Fackeln abgebrannt. Nicht selten kommt es zu Spielunterbrechungen aufgrund der Pyrotechnik in deutschen Stadien.  © Christian Charisius/dpa

Die so genannten "Kalten Pyros" feierten nämlich am Wochenende in der dänischen Superliga Premiere beim Spiel zwischen Bröndby IF und dem FC Midtjylland.

Eine bunte und helle Choreo, die anders als üblich, diesmal nicht mit einer Strafe belegt wurde.

In Verbindung mit der Heimmannschaft und dem Verband wurde nun die erste große Jungfernfahrt in dem Kopenhagener Vorort mit Bravur gemeistert.

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Die alternative Leuchtfackel wurde vom Dänen Tommy Cordsen erfunden. Anders als herkömmliche Bengalos werden seine "nur" 230 Grad heiß. Ein heller Lichtblick am Ende des Pyro-Streits somit auch in deutschen Stadien?

Leider nein. Was die Dänen entwickelten, wurde im Anschluss auch hierzulande überprüft - und die kalten Fackeln haben die Prüfung nicht bestanden.

Die Fackel soll teilweise deutlich heißer geworden und mit Wasser nicht zu löschen gewesen sein. Außerdem sollen Kleidung und Haare im Test blitzschnell Feuer gefangen haben. Und auch der Rauch sei giftig, so das Urteil der Tester.

Der erste Versuch, dem leidigen Pyro-Thema ein Ende zu setzen, ist somit - zumindest bei uns - gescheitert. Doch es gibt Hoffnung. unter anderem der SV Werder Bremen arbeitet an einer Lösung des Problems, betreibt Forschungsarbeit in dem Bereich. Ziel soll sein, dass solche Bilder wie in Bröndby auch bald in der Bundesliga zu bestaunen sein sollen.

Rein optisch wäre es wünschenswert. Jedoch auch erst dann, wenn es wirklich sicher ist für jeden, der sich in der Nähe der Fackeln aufhält.

Denn eines ist auch klar: Jede Verletzung und jede Verbrennung eines Menschen ist eindeutig eine zu viel - und so lang heiß(t) es eben: Pyrotechnik ist ein Verbrechen.

Hier die Bilder aus dem Stadion von Bröndby IF

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