Darum musste der Leipziger Zoo-Löwe wirklich sterben

Die Löwenanlage in der Majo und Motshegetsi bleibt bis auf Weiteres geschlossen.
Die Löwenanlage in der Majo und Motshegetsi bleibt bis auf Weiteres geschlossen.  © DPA

Leipzig - Drei Narkosepfeile reichten nicht aus, um den am Donnerstag im Leipziger Zoo ausgebrochenen Löwen Motshegetsi ruhig zu stellen (MOPO24 berichtete). Wie Zoo-Direktor Jörg Junhold heute sagte, war die Raubkatze kurz davor, den letzten Sicherheitskreis zu durchbrechen.

Der hohe Adrenalinausstoß bei dem nach seinem Ausbruch aus dem Gehege aufgeregten Tier habe offenbar dafür gesorgt, dass die Narkose nicht wie vorgesehen wirkte, erklärte Junhold, der selber Tierarzt ist, auf einer Pressekonferenz am Vormittag.

Statt sanft einzuschlafen, bäumte sich Motshegetsi auf und durchbrach den ersten Sicherheitskreis, der von Pflegern mit vorgehaltenen verblendeten Bauzaunfeldern gebildet wurde. Dabei kam er einem Mitarbeiter sehr nahe. Doch das war offenbar nicht der Grund für den Todesschuss.

Zoo-Chef Jörg Junhold erklärte auf der PK, dass Löwe Majo verängstigt ist.
Zoo-Chef Jörg Junhold erklärte auf der PK, dass Löwe Majo verängstigt ist.  © DPA

„Er war kurz davor, auch den zweiten Sicherheitskreis zu durchbrechen“, erklärte Junhold. Dieser habe aus Mitarbeitern in Fahrzeugen bestanden. 

Das größte Problem: Motshegetsi war auf seiner Flucht in Richtung der Menschenaffenanlage Pongoland gelaufen. Dahinter verläuft die Parthe, die eine natürliche Grenze des Zoogeländes bildet. 

Hätte der Löwe den Fluss durchschwommen, wäre er in einer Kleingartenanlage angekommen, die wiederum an das Wohnviertel Gohlis-Süd grenzt.

Wer die traurige Aufgabe hatte, den Löwen zu erschießen, wollte Professor Junhold nicht sagen. Denn der Tiergarten habe nach dem Löwen-Ausbruch via Internet auch zahlreiche Hasskommentare, Beleidigungen und Drohungen bekommen, so der Zoo-Chef.

Der Zoo und das umliegende Gelände blieben am Donnerstagmorgen gesperrt. 
Der Zoo und das umliegende Gelände blieben am Donnerstagmorgen gesperrt.   © Alexander Bischoff

Wie Majo und Motshegetsi aus ihrem Außengehege fliehen konnten, ist im Zoo auch noch nicht gänzlich geklärt. „Ob sie den Wassergraben durchschwommen oder übersprungen haben - diese Frage stellen wir uns auch noch“, sagte Junhold. 

Allerdings müsse man wohl von der „schlechtmöglichsten“ Variante ausgehen. Soll heißen: Die Löwen haben offenbar den an seiner engsten Stelle 6,60 Meter breiten Wassergraben und die davor liegende, zwei Meter breite Sumpfzone übersprungen - und sich auch nicht vom dahinter befindlichen Elektrozaun aufhalten lassen.

„Bis zum gestrigen Tage sind wir davon ausgegangen, dass unsere Löwenanlage sicher ist ...“, sagte Junhold konsterniert. Majo und Motshegetsi traten nun den Gegenbeweis an. Die Außenanlage bleibt nunmehr geschlossen. Junhold: „Wir werden die Sicherheit erhöhen und bauliche Anpassung am Wassergraben vornehmen.“ Welche das sein werden und wie lange das dauern wird, weiß er aber auch noch nicht.

Der verbliebene Löwe Majo hat sich derweil in die hinterste Ecke seines Innengeheges zurückgezogen. Er sei noch immer verängstigt und brauche die nächste Zeit vor allem Ruhe, so Junhold. An Löwenhaltung und -zucht will der Leipziger Zoo weiter festhalten.