Alarmierende Zahlen: Mobbing im Netz und am Arbeitsplatz nimmt massiv zu

Von Yuriko Wahl-Immel

Köln - Im Netz, am Arbeitsplatz, in der Freizeit, im Freundeskreis: Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen nehmen einer Studie zufolge weiter erheblich zu und betreffen viele Millionen Menschen in Deutschland.

Mobbing am Arbeitsplatz ist in der deutschen Gesellschaft ein immer größeres Thema. (Symbolfoto)  © Marijan Murat/dpa

Es habe sich gezeigt, dass kaum ein Lebensbereich im privaten wie beruflichen Umfeld verschont bleibe, berichtete das Bündnis gegen Cybermobbing bei Vorstellung seiner laut eigenen Angaben repräsentativen Befragung.

Das Bündnis hatte demnach kürzlich 2300 Personen zwischen 18 und 65 Jahren bundesweit online befragt. Laut Analyse waren 37 Prozent der Befragten schon einmal "klassischen" Mobbing-Attacken ausgesetzt.

Das entspreche rund 19 Millionen Menschen in der Altersgruppe und bedeute einen Anstieg um 12,9 Prozent im Vergleich zur letzten Erhebung 2021. Die meisten Vorfälle finden demnach in der Arbeitswelt statt - rund 43 Prozent.

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Beim Cybermobbing sei von mehr als 7,2 Millionen Opfern auszugehen. Davon waren rund 14 Prozent der Befragten betroffen - das sei eine Zunahme um sogar 21,7 Prozent im Vergleich zu 2021 bei den 18- bis 65-Jährigen (damals gaben das 11,5 Prozent an).

In beiden Mobbing-Problemfeldern verschärfe sich die Situation nun schon seit der ersten Befragung von 2014 stetig weiter, betonte der Vorsitzende des Bündnisses, Uwe Leest.

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Wie wird Mobbing definiert und welche Folgen hat es für die Opfer?

Die häufigsten Folgen von Mobbing sind Depressionen, schwindendes Selbstvertrauen und Veränderungen der Persönlichkeit. (Symbolfoto)  © Oliver Berg/dpa

Parallel dazu stieg auch die Zahl der Täter. "Wir sehen in der Studie, dass immer mehr Opfer zu Tätern werden. Unrecht wird mit Unrecht vergolten", sagte Leest auf dpa-Anfrage.

Unter den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahren) seien alarmierend viele von Mobbing (45 Prozent) und Cybermobbing (25 Prozent) betroffen. Auf der Täterseite zeige sich hier, dass das gelernte negative Verhalten in Jugend- und Schulzeit häufig übernommen werde ins Arbeitsleben.

Als Mobbing gilt in der Befragung, wenn jemand gezielt und systematisch Angriffen wie Anfeindungen, Schikane und Diskriminierung ausgesetzt ist - und das wiederholt und über einen längeren Zeitraum.

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Unter Cybermobbing fallen demnach etwa Belästigung, Beleidigung, Diffamierung, Bloßstellung oder Nötigung über das Internet - über soziale Netzwerke, Mails, Chatrooms, Videos.

Am häufigsten kommt es bei Opfern den Angaben zufolge zu Depressionen, schwindendem Selbstvertrauen und Veränderungen der Persönlichkeit. Es könnten auch körperliche Probleme auftreten, erhöhte Suchtgefahr und sogar Suizid-Gefährdung.

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