Social Media macht krank: Warum hängen trotzdem alle am Handy?

Von Carsten Hoefer

München - TikTok, WhatsApp, YouTube und Co. sind einer Mehrheit der deutschen Bevölkerung suspekt: Sowohl unter Erwachsenen als auch unter Jugendlichen halten viele den Social-Media-Konsum für gesundheitsschädlich, und zwar sowohl für die Seele als auch den Körper.

Der Mehrheit der Nutzer sind Social-Apps suspekt. Trotzdem verbringen sie Stunden damit. (Symbolbild)
Der Mehrheit der Nutzer sind Social-Apps suspekt. Trotzdem verbringen sie Stunden damit. (Symbolbild)  © Alicia Windzio/dpa

Eine Erhebung des Ifo-Instituts liefert klare Hinweise, dass einer großen Mehrheit an Erwachsenen und Jugendlichen bei ihrem Social-Media-Konsum gar nicht wohl ist - sehr viele aber trotzdem ihre Accounts behalten.

So glauben jeweils weit über 70 Prozent der Erwachsenen, dass soziale Medien sowohl der psychischen als auch der körperlichen Gesundheit schaden. Bei den Jugendlichen sind es gut 60 Prozent.

Gleichzeitig aber verbringen viele Menschen sehr viel Zeit mit Social-Apps: 96 Prozent der befragten Jugendlichen und 90 Prozent der Erwachsenen sagten, dass sie unter der Woche täglich soziale Medien nutzen. Bei fast einem Drittel der Jugendlichen sind es sogar mehr als drei Stunden pro Tag.

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Doch warum verbringen so viele Menschen Zeit mit einer Beschäftigung, die sie für schädlich halten? "Man hat die ganze Zeit die Angst, etwas zu verpassen", erklärt Bildungsforscher Ludger Wößmann. "Man sieht schon, dass es einem nicht guttut, aber gleichzeitig will man nicht die oder derjenige sein, die nicht mitbekommen, was in der jeweiligen Gruppe abgeht."

Nutzung trotz Gesundheitsgefahr: "Angst, etwas zu verpassen"

Sind die sozialen Medien schlecht für die Gesundheit? (Symbolbild)
Sind die sozialen Medien schlecht für die Gesundheit? (Symbolbild)  © Jens Büttner/dpa

Die Mehrheit der Erwachsenen ist demnach auch überzeugt, dass Social-Media-Konsum für Konzentrationsfähigkeit, Schulleistung, soziale Kompetenzen, Identitätsfindung und politische Meinungsbildung schlecht ist.

Die Münchner Bildungsökonomen fragten die Teilnehmer nicht nur nach den Auswirkungen auf den einzelnen Menschen, sondern auch nach ihrem Gesamturteil: Sind soziale Medien eher gut oder eher schlecht für die Gesellschaft?

In dieser Hinsicht fielen die Einschätzungen weniger pessimistisch aus: 45 Prozent der Erwachsenen betrachten laut Umfrage die sozialen Medien eher als Risiko, unter den befragten Jugendlichen waren es lediglich 33 Prozent.

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85 Prozent der Erwachsenen befürworten daher eine Altersbeschränkung ab 16 für die Einrichtung von Social-Media-Accounts. Sogar unter den 14- bis 17-Jährigen ist fast die Hälfte (47 Prozent) dafür.

Die Münchner Wissenschaftler befragten im Mai und Juni 2982 Erwachsene im Alter von 18 bis 69 und 1033 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren.

Titelfoto: Bildmontage: Alicia Windzio/dpa, Jens Büttner/dpa

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