Kommt jetzt der 100-Euro-Bonus für alle Kassenpatienten?

Berlin - Wer sich krank fühlt, hat in Deutschland die freie Arztwahl. Gut für die Patienten, problematisch allerdings für die Kassenärzte. Sie klagen seit langem über unnötige Arztbesuche und steigende Kosten im Gesundheitssystem.

Bessere Steuerung, weniger Kosten: Bei ersten Wehwehchen sollen Patienten zuerst zum Hausarzt, der dann über Facharzt-Termine entscheidet. (Symbolbild)
Bessere Steuerung, weniger Kosten: Bei ersten Wehwehchen sollen Patienten zuerst zum Hausarzt, der dann über Facharzt-Termine entscheidet. (Symbolbild)  © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen (61), will Abhilfe schaffen und stößt mit seinem Bonus-Vorschlag auf breite Zustimmung in der Politik.

Wenn jemand bei Gesundheitsproblemen grundsätzlich als erste Anlaufstelle seinen Hausarzt wählt und sich erst von dort - bei tatsächlichem Bedarf - an Fachärzte überweisen lässt, sollte künftig eine jährliche Beitragsrückerstattung bekommen.

"Es ist keine Seltenheit, dass ein Patient zu mehreren Haus- und Fachärzten geht, die ähnliche Untersuchungen durchführen. Das kostet die Praxen Zeit und die Krankenkassen Geld", erläutert Gassen in der Bild.

Andreas Gassen (61) ist Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Andreas Gassen (61) ist Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).  © Britta Pedersen/dpa

Prämie bis zu 100 Euro?

Wenn diese Patienten sich "im Rahmen eines Wahltarifes der gesetzlichen Krankenkassen freiwillig von ihrer Praxis steuern lassen, sollten sie dafür belohnt werden", führt der KBV-Chef aus und fordert konkret:

Je nach Effektivität und Patientenverhalten könnte solch eine Prämie "bis zu 100 Euro im Jahr betragen". Dann wäre es für Versicherte attraktiv, an einer freiwilligen Steuerung teilzunehmen.

Ein Vorstoß, der sowohl in den Ampel-Parteien als auch in der Opposition auf große Zustimmung stößt. Tino Sorge (49), gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion:

"Der KBV-Chef reagiert mit seinem Vorschlag auf Tatsachen. Immer mehr Menschen gehen aus Bequemlichkeit und wider besseres Wissen in die Notaufnahme oder direkt zum Facharzt, obwohl es viel sinnvoller wäre, zunächst den Rat des Hausarztes einzuholen."

Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

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