Polizisten töten deutlich mehr Menschen als in den Jahren zuvor

Berlin - Polizeibeamte haben im Dienst 2024 bereits deutlich mehr tödliche Schüsse abgegeben als in den Jahren zuvor.

Im Jahr 2024 starben bundesweit bislang 17 Menschen durch Schusswaffengebrauch von Polizisten. (Symbolfoto)
Im Jahr 2024 starben bundesweit bislang 17 Menschen durch Schusswaffengebrauch von Polizisten. (Symbolfoto)  © Robert Michael/dpa

Nach einer Auswertung von Polizeiberichten durch die Deutsche Presse-Agentur starben seit Januar bundesweit 17 Menschen bei Schusswaffengebrauch durch die Polizei. Einer von ihnen war der 18-jährige Österreicher, der am 5. September auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum in München geschossen hatte, bevor er von der Polizei getötet wurde.

In der Mehrheit der anderen Fälle fielen die tödlichen Schüsse in Situationen, in denen die Beamten auf Männer oder Frauen trafen, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder wegen psychischer Erkrankungen bereits in Behandlung waren. Mehrere der Menschen, die bei einem Polizeieinsatz erschossen wurden, führten Messer bei sich.

Laut einer Statistik der Fachzeitschrift "Bürgerrechte & Polizei" gab es letztmalig 1999 eine so hohe Zahl von Menschen, die von der Polizei getötet wurden.

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Damals starben im gesamten Jahr 19 Menschen. Im Jahr 2023 gab es demzufolge zehn Tote, nach elf Toten im Jahr 2022 und acht Toten im Jahr 2021.

Polizei-Gewerkschaft verweist auf Anstieg von Gewaltkriminalität

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke (40).
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke (40).  © Wolfgang Kumm/dpa

"Die Gewaltkriminalität in der Gesellschaft hat zugenommen", erklärt der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke (40), die gestiegene Zahl der Einsätze mit tödlichem Ausgang. Kriminologen sei bekannt, dass sich diese Entwicklung auch negativ auf gewaltsame Angriffe auf polizeiliche Einsatzkräfte auswirke.

Vor diesem Hintergrund seien Polizistinnen und Polizisten gezwungen, "in eskalierenden Einsatzsituationen konsequent den Angriff zu unterbinden". Die Gewaltkriminalität nahm 2023 laut Statistik um 8,6 Prozent auf knapp 214.100 Fälle zu. Sie erreichte damit den höchsten Stand seit 2007.

Wenn ein Angreifer bewaffnet sei und sich womöglich mit hoher Dynamik auf die Einsatzkräfte oder Unbeteiligte zubewege, "kann es auch zu tödlichen Treffern kommen", sagt der GdP-Vorsitzende. Kopelke betont jedoch, für die Beamten sei das "mit das Schlimmste, was ihnen widerfahren kann".

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Grundsätzlich seien Polizistinnen und Polizisten zwar gut auf eskalierende Lagen vorbereitet. Allerdings sei den Beamten vor Ort im Einsatz nicht immer bekannt, ob sie es mit einem Gegenüber zu tun haben, bei dem psychische Störungen vorliegen oder eine psychische Erkrankung bekannt ist. Hier wäre eine funktionierende rasche Vernetzung zwischen allen beteiligten Behörden hilfreich.

Titelfoto: Robert Michael/dpa

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