Robert Habeck setzt sich durch: Bundeskabinett untersagt Übernahme von Chipfertigung durch Chinesen

Berlin - Einen Hafen-Deal hat die Bundesregierung noch ermöglicht, andere China-Geschäfte werden nun aber gestoppt.

Robert Habeck (53, Grüne) unterbreitete den Vorschlag bereits gestern dem Bundeskabinett.
Robert Habeck (53, Grüne) unterbreitete den Vorschlag bereits gestern dem Bundeskabinett.  © Bildmontage: Uli Deck/EnBW/dpa, Dieter Menne/dpa

Das Bundeskabinett hat den Verkauf einer Chipfertigung des Dortmunder Unternehmens Elmos an einen chinesischen Investor untersagt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Regierungskreisen.

Nach dpa-Informationen untersagte das Kabinett eine weitere chinesische Investition.

Das "Handelsblatt" hatte berichtet, die Bundesregierung wolle den Erwerb der in Bayern ansässigen Firma ERS Electronic durch einen chinesischen Investor untersagen. ERS Electronic sei ein weltweit tätiges Unternehmen in der Halbleiteranlagenindustrie.

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Im Fall Elmos hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) dem Kabinett vorgeschlagen, den Erwerb durch eine chinesische Firma zu untersagen.

Ein Erwerb der Chipfabrik würde eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit Deutschlands begründen, hieß es am Dienstag in Kreisen des Wirtschaftsministeriums.

"Mildere Mittel" als eine Untersagung - also etwa Auflagen - seien nicht geeignet, um Gefahren zu beseitigen.

Das Dortmunder Unternehmen Elmos hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, die Fertigung sogenannter Wafer in Dortmund für insgesamt rund 85 Millionen Euro an den schwedischen Wettbewerber Silex verkaufen zu wollen.

Silex ist ein Tochterunternehmen des chinesischen Sai-Konzerns.

Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal kritisiert das Vorgehen des Bundeskabinetts

Die Firma Elmos stellt Chips und Halbleiter her.
Die Firma Elmos stellt Chips und Halbleiter her.  © Dieter Menne/dpa

Habeck sagte am Dienstag in Stuttgart, Bereiche kritischer Sektoren wie Halbleiter und Chips gelte es mit besonderer Sensibilität zu betrachten.

"Das heißt, dass wir begründet davon ausgehen sollten, dass dort chinesische Investments höhere Hürden zu überwinden haben - und das schließt für mich Elmos mit ein."

Der Grünen-Politiker warnte erneut vor einer ungeschützten Offenheit für ausländische Investoren in Deutschland.

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Der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal (55, SPD) hatte kritisiert, bei einer Untersagung des Geschäfts stünden in Dortmund 225 Arbeitsplätze auf der Kippe.

"Mit dem Verkauf wäre das nicht der Fall gewesen - jetzt muss Elmos überlegen, wie man weiter vorgeht."

Bei den in Dortmund produzierten Chips handele es sich um eine alte Technologie, die Elmos für die eigene Produktlinie nicht mehr benutzen könne.

Bei einem Verkauf fürchtet der Wirtschaftsminister um die Sicherheit "kritischer Sektoren"

Robert Harbeck (53, Grüne) wollte bereits die Beteiligung eines chinesischen Unternehmens am Hamburger Hafen verbieten.
Robert Harbeck (53, Grüne) wollte bereits die Beteiligung eines chinesischen Unternehmens am Hamburger Hafen verbieten.  © Sebastian Willnow/dpa

Die nun zum Verkauf stehende Wafer-Fertigung sei dagegen wichtig für medizinische Testgeräte, deren Chips auf älterer Technologie basierten.

Vor kurzem hatte das Kabinett gegen den Widerstand mehrerer Ressorts und auf Drängen von Kanzler Olaf Scholz (64, SPD) beschlossen, dass der chinesische Konzern Cosco eine Beteiligung von 24,9 Prozent an einem Terminal im Hamburger Hafen übernehmen kann - statt wie geplant 35 Prozent.

Mehrere Minister, darunter Habeck, wollten die Beteiligung komplett verbieten. Der Kanzler betonte, dass es nicht um einen Verkauf des Hafens gehe, sondern "lediglich" um die Beteiligung an einem einzelnen Terminal.

Habeck plant, generell Übernahmen deutscher Firmen in Schlüsseltechnologien etwa durch chinesische Investoren zu erschweren, wie es in Ministeriumskreisen hieß.

Einseitige Abhängigkeiten sollten verringert und ein Technologieabfluss bei Schlüsseltechnologien verhindert werden.

Titelfoto: Bildmontage: Uli Deck/EnBW/dpa, Dieter Menne/dpa

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