Aufgehobenes "Kontaktverbot" zur AfD stellt Wirtschaftsverband vor Zerreißprobe

Berlin - Der Wirtschaftsverband "Die Familienunternehmer e. V." hat mit seiner neuen Haltung gegenüber der AfD für große Aufregung gesorgt. Mehrere Unternehmen kündigten daraufhin ihre Mitgliedschaft.

Marie-Christine Ostermann (47), Präsidentin des Verbands "Die Familienunternehmer e. V." hat mit ihren Aussagen eine hitzige Debatte entfacht. (Archivbild)  © Kay Nietfeld/dpa

Auslöser der Protestwelle war eine Aussage der Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann (47), die gegenüber dem "Handelsblatt" zu Wochenbeginn erklärte, dass ein "Kontaktverbot" zu AfD-Bundestagsabgeordneten für Verbandsmitglieder aufgehoben worden sei.

Zu einer Veranstaltung der "Familienunternehmer" Ende Oktober seien bereits AfD-Politiker eingeladen worden. Gleichermaßen betonte Ostermann, dass eine sogenannte Brandmauer innerhalb ihres Verbandes "noch nie gegeben" habe. Dennoch zeigten sich gleich mehrere Mitglieds-Unternehmen von diesen Aussagen überrascht und zogen Konsequenzen.

Die Drogeriekette "Rossmann", Thermomix-Entwickler "Vorwerk" und der Getränkehersteller "Fritz-Kola" haben ihre Mitgliedschaft deshalb bereits beendet.

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"Wir unterstützen die Haltung des Verbands 'Die Familienunternehmer' nicht und haben die Mitgliedschaft gekündigt", teilte Rossmann gegenüber der Deutschen-Presseagentur (dpa) mit. Vorwerk erklärte, dass die AfD "nicht im Einklang mit demokratischen Grundwerten und rechtsstaatlichen Prinzipien" stehen würde.

Für Verwirrung sorgte dagegen der Rossmann-Konkurrent "dm".

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Rossmann kündigte aufgrund der Haltung zur AfD die Mitgliedschaft beim Wirtschaftsverband "Die Familienunternehmer". (Symbolbild)  © Frank Rumpenhorst/dpa

"Familienunternehmer" wollen Auseinandersetzung mit AfD "nicht scheuen"

Auch "dm" ist nicht mehr Mitglied beim Wirtschaftsverband - aber offenbar nicht wegen der Haltung zur AfD. (Symbolbild)  © Uli Deck/dpa

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" hatte sich dm-Chef Christoph Werner (53) für eine sachliche Auseinandersetzung mit der AfD ausgesprochen. Als Reaktion flogen der Drogeriekette etliche Boykottaufrufe um die Ohren.

In einer Stellungnahme auf Instagram gab "dm" am Donnerstagabend bekannt, dass man bereits vor "vielen Monaten" aus dem Wirtschaftsverband ausgetreten sei. Bezüglich der AfD hieß es in dem Statement: "Eine bewusst spaltende Diskussion lehnen wir genauso ab wie die Positionen der AfD, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage stellen."

Auch die "Familienunternehmer" selbst reagierten auf die angeheizte Diskussion über ihre Haltung zur AfD. Präsidentin Ostermann erklärte in einer Mitteilung: "Empörung allein hat sich als politische Strategie erschöpft. Das Überbieten mit immer heftigeren Antifa-Parolen hat nichts gebracht. Jedenfalls wächst die AfD trotz Brandmauer kräftig."

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Gleichzeitig betonte Ostermann, dass ihr Verband keine AfD-Regierung haben wolle: "Das Weltbild der AfD passt nicht zu unserer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung, weshalb wir Familienunternehmer die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD nicht scheuen."

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