Weidel und Chrupalla gemeinsam an der Spitze der AfD

Riesa - Tino Chrupalla (47) und Alice Weidel (43) stehen künftig gemeinsam an der Spitze der AfD. Beim Bundesparteitag im sächsischen Riesa votierte eine relativ knappe Mehrheit (53,4 Prozent) am Samstag dafür, Chrupalla für weitere zwei Jahre im Amt zu belassen.

Tino Chrupalla (47) und Alice Weidel (43) stehen künftig gemeinsam an der Spitze der AfD.
Tino Chrupalla (47) und Alice Weidel (43) stehen künftig gemeinsam an der Spitze der AfD.  © dpa/Sebastian Kahnert

Weidel rückt von der stellvertretenden Parteichefin in die Position der gleichberechtigten Co-Sprecherin auf. Sie erhielt 67,3 Prozent der Stimmen. Zusammen führt das Duo damit nun sowohl die Bundestagsfraktion als auch die Bundespartei an.

Vielleicht auch um zu zeigen, dass sie reibungslos zusammenarbeiten können, hatten sich Weidel und Chrupalla gegenseitig als Kandidaten für den Chefposten vorgeschlagen.

Chrupalla bekam 287 von 538 abgegebenen Stimmen. Sein Gegenkandidat Norbert Kleinwächter (36) kam auf 195 Stimmen (36,3 Prozent) - ein Achtungserfolg für den Vertreter des eher gemäßigten Lagers. 55 Delegierte stimmten gegen beide Kandidaten. Es gab eine Enthaltung.

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Für Weidel votierten 360 von 538 Delegierten. 111 Delegierte (20,8 Prozent) stimmten für ihren Gegenkandidaten, den Europaabgeordneten Nicolaus Fest (59). 64 Stimmberechtigte votierten gegen beide Kandidaten, drei enthielten sich.

Die Delegierten hatten am Freitag zwar die Satzung der AfD geändert, sodass künftig theoretisch auch eine Einzelspitze möglich ist. Der Thüringer Landesschef und Partei-Rechtsaußen Björn Höcke (50) hatte sich dafür stark gemacht. Der Parteitag stimmte aber am Samstag dafür, es dieses Mal noch bei einer Doppelspitze zu belassen.

Tino Chrupalla ist in der AfD alles andere als unumstritten

Chrupalla steht seit November 2019 an der Spitze. Bei seiner ersten Wahl auf dem damaligen Parteitag in Braunschweig hatte er 54,5 Prozent der Stimmen geholt. Der Handwerksmeister aus Sachsen führte die AfD nach dem Weggang von Ex-Co-Chef Jörg Meuthen (60) Tino Chrupalla ist in der AfD alles andere als unumstritten.

Meuthen hatte der AfD einen zunehmend radikalen Kurs bescheinigt. Der Verfassungsschutz hat die Partei als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft.

Parteiinterne Kritiker, die sich selbst dem gemäßigten Lager zurechnen, hatten nach den jüngsten Stimmenverlusten bei mehreren Landtagswahlen den Parteichef offen angegriffen und ihm unter anderem vorgeworfen, im Westen nicht punkten zu können.

Man müsse "weg von der Wutbürgerpartei". Sie kritisieren Chrupallas Kurs auch als zu russlandfreundlich und bringen Parteiaustritte damit in Verbindung.

Erstmeldung: 11.50 Uhr, zuletzt aktualisiert um 12.50 Uhr.

Titelfoto: dpa/Sebastian Kahnert

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