Keine erneute Kandidatur! Umstrittene Grüne-Jugend-Chefin macht Rückzieher

Von Martina Herzog

Berlin - Die umstrittene Co-Chefin der Grünen Jugend, Jette Nietzard (26), wird nicht erneut für das Amt kandidieren. Das teilte sie via Instagram mit.

Jette Nietzard (26) lässt sich im Oktober nicht zur Wiederwahl als Co-Chefin der Grünen Jugend aufstellen.
Jette Nietzard (26) lässt sich im Oktober nicht zur Wiederwahl als Co-Chefin der Grünen Jugend aufstellen.  © Sebastian Willnow/dpa

In einer Videobotschaft erklärte die 26-Jährige, dass sie versucht habe, den Blick auf Ungerechtigkeiten zu lenken. "Ziel meiner Kritik waren immer Menschen in Machtpositionen." Sie kritisierte ihre Partei als zu stromlinienförmig.

"Bei den Grünen sind meine Gedanken nicht immer auf Gegenliebe gestoßen", so Nietzard. Schon seit einiger Zeit sei klar, dass sie keine Zukunft "in diesem Bundesvorstand" haben könne und beklagte Anfeindungen.

Die Politikerin hatte mit Äußerungen in sozialen Medien immer wieder Ärger und Unverständnis in den Reihen der Grünen ausgelöst. Im Mai zeigte sie sich auf ihrem privaten Instagram-Kanal mit einem Pullover, auf dem das Kürzel "ACAB" zu lesen war. Es steht für "All Cops Are Bastards" (zu Deutsch: "Alle Polizisten sind Bastarde"). Dazu trug sie eine Kappe mit der kapitalismuskritischen Aufschrift "Eat the rich".

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (77, Grüne) forderte Nietzard zum Parteiaustritt auf. Bereits im Januar hatte sich die junge Frau einen Ausrutscher geleistet. Damals postete sie zu Silvester in sozialen Medien: "Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen." Der Beitrag wurde nach Kritik gelöscht.

Jette Nietzard äußert sich bei Instagram zu ihrer Entscheidung

Grünen-Chef bezieht Stellung

Grünen-Chef Felix Banaszak (35) zollt Nietzard für ihre getroffene Entscheidung Respekt.
Grünen-Chef Felix Banaszak (35) zollt Nietzard für ihre getroffene Entscheidung Respekt.  © Marcus Brandt/dpa

Als Reaktion auf Nietzards Entscheidung erklärte Parteichef Felix Banaszak (35), dass eine grüne Partei Interesse an einer Jugendorganisation haben müsse, die mit ihr kontrovers über den richtigen Kurs streite.

"Dass Jette Nietzard und ich dazu in kommunikativer, strategischer und auch inhaltlicher Hinsicht meistens unterschiedliche Auffassungen hatten, ist kein Geheimnis. Das ändert nichts an meinem Respekt vor dem Schritt, den sie jetzt geht", so Banaszak

Zur Seite sprang Nietzard ihr Co-Chef Jakob Blasel (24). Er bescheinigte Nietzard "persönliche Größe" und zollte ihr Respekt. Von der Partei verlangte er: "Unsouveräne Reaktionen und toxische Empörung der letzten Wochen müssen aufgearbeitet werden."

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Statt sich am eigenen Nachwuchs abzuarbeiten, müssten die Spitzen der Partei ihre Haltung grundsätzlich überdenken. "Grüne Politik muss konsequent für soziale Politik, gegen das fossile Kartell und die Macht der Superreichen eintreten."

Bis zur Neuwahl des Bundesvorstands der Grünen-Nachwuchsorganisation beim Bundeskongress Mitte Oktober in Leipzig bleibt Nietzard noch im Amt. Zudem betonte sie, auch danach weiterhin als Parteimitglied und Mitglied der Grünen Jugend aktiv zu sein.

Erstmeldung vom 29. Juli, 9.45 Uhr. Letzte Aktualisierung am 29. Juli, 13.44 Uhr.

Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa

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