Altkanzlerin Angela Merkel telefoniert mit russischen Trollen

Berlin/Moskau - Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (68, CDU) ist nach Angaben der auf Desinformation spezialisierten russischen Trolle Wowan und Lexus auf ein inszeniertes Telefonat zum Ukraine-Konflikt reingefallen. Die kremlnahen Interviewer veröffentlichten am heutigen Montag Auszüge.

Merkels Sprecherin bestätigte das Telefonat mit dem Fake-Peroschenko, der sich als "der frühere (ukrainische) Präsident ausgegeben hatte".
Merkels Sprecherin bestätigte das Telefonat mit dem Fake-Peroschenko, der sich als "der frühere (ukrainische) Präsident ausgegeben hatte".  © Michael Kappeler/dpa

Die Russen mit den Künstlernamen Wowan und Lexus legten mehrfach schon Prominente herein, indem sie sich mit falschem Namen ausgaben.

Die 68-jährige Merkel sagt in den veröffentlichten Ausschnitten nichts Sensationelles oder Neues, sondern spricht sich für eine Geschlossenheit des Westens im Konflikt mit Russland aus.

Sie betont auch, dass der Inhalt des Telefonats nichts für die Öffentlichkeit sei. "Ansonsten ist mein Plädoyer, dass wir unseren Regierungen vertrauen. Nur sie machen die Politik", sagte die CDU-Politikerin.

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Damit erinnerte sie den vermeintlichen Poroschenko (57) auch daran, dass er die Wahl 2019 gegen den jetzigen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (45) verloren hatte. "Wenn man nicht gewählt ist, muss man sich in solchen schwierigen Zeiten möglichst zurückhalten."

Merkel sagte dann noch, dass sie ihrem Gesprächspartner "von Herzen alles Gute" wünsche. Klar wird am Ende, dass Merkel einzelne Fragen unangenehm sind - etwa nach ihrer Rente, die sie nicht beantwortet.

Angela Merkel spricht immer schlechter Russisch

2015 waren Merkel und Poroschenko noch im Amt und diskutierten über die Minsker Vereinbarungen.
2015 waren Merkel und Poroschenko noch im Amt und diskutierten über die Minsker Vereinbarungen.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Auf die Frage, ob sie nicht auch Russisch sprechen könne, antwortete sie: "Mein Russisch ist noch schlechter als 2014."

Merkel hatte damals mit Poroschenko, Frankreichs Präsident François Hollande (68) und Kremlchef Wladimir Putin (70) die Minsker Vereinbarungen für eine Beilegung des Konflikts in der Ukraine unterschrieben.

"Das Telefonat fand am 12. Januar 2023 statt, unterstützt mit deutsch-ukrainischer Übersetzung des Sprachendienstes des Auswärtigen Amtes", heißt es in einer Stellungnahme von Merkels Büro.

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"Die Bundeskanzlerin a. D. informierte das Auswärtige Amt anschließend über den Eindruck, den sie von dem Anrufer während des Telefonats gewonnen hatte."

Merkel hatte in ihrer Amtszeit häufig mit Poroschenko zu tun. Der heute 57-Jährige war von 2014 bis 2019 im Amt.

Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa

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